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L-T4 bei subklinischer Hypothyreose bei Älteren kein Vorteil

L-T4 bei subklinischer Hypothyreose bei Älteren kein Vorteil

| Beitrags-ID: 257134

Studie: L-T4 bei subklinischer Hypothyreose bei Älteren kein Vorteil (David J. Stott 2017)

Original Titel:

    Thyroid Hormone Therapy for Older Adults with Subclinical Hypothyroidism

    Autoren: David J. Stott et. al.

    in: NEJM (Online 3. April 2017)
    DOI: 10.1056/NEJMoa1603825

    clinicalTrials.gov NCT01660126:
    Thyroid Hormone Replacement for Subclinical Hypothyroidism (TRUST)

    Die Studie ist auch als TRUST-Studie bekannt/registriert und wurde durch die Thyroid Federation International (TFI) unterstützt, in der unser Bundesverband auch Mitglied ist.

Diese Studie ist von hoher Qualität, da es sich um eine randomisierte, Doppel-verblindete Studie (RCT) handelt.
Das bedeutet die Teilnehmer*innen der Studie wurden zufällig einem Studienarm (Therapie mit dem Schilddrüsenhormon L-T4 oder Placebo) zugeordnet und weder die Teilnehmer*innen noch die behandelnden Ärzt*innen wussten, wer was bekam.

Die Subklinischen Hypothyreose wurde in dieser Studie wie folgt definiert:

  • TSH-Wert von 4,60 bis 19,99 mIU/L
  • fT4-Wert innerhalb des Referenzbereichs.

Referenzwerte
Um Blutwerte beurteilen zu können, werden durch das einzelne Labor für eine bestimmte Untersuchung Referenzwerte festgelegt. Referenzwerte definieren sich im allgemeinen dadurch, dass das Blut von gesunden Menschen untersucht wird. Mit dem Referenzbereich wird dann der Bereich definiert, in dem sich die Werte von 95 von 100 gesunden Menschen befinden.
Es gibt daher auch immer einen kleinen Teil (im allgemeinen 5%) von gesunden Menschen, deren „normale“ Blutwerte außerhalb des Referenzbereichs liegen.
Es gibt bzw. kann auch unterschiedliche Referenzbereiche für Teilgruppen (Männer, Frauen, Alter, ethnische Herkunft, …) geben.

In die Studie wurden 737 Menschen aufgenommen, die mindestens 65 Jahre alt waren, und die Dauerhaft eine subklinische Hypothyreose hatten wie oben definiert.

  • 368 Patient*innen erhielten L-T4
    • 50 µg Startdosis
    • 25 µg Startdosis bei einem Körpergewicht von unter 50 kg oder bei vorhandener Herz-Kreislauferkrankung.
    • Es wurde eine Dosis-Anpassung durchgeführt, um einen TSH-Wert im Referenzbereich zu erreichen.

  • 369 Patienten*innen erhielten ein Placebo und es wurde eine Dosis-Anpassung vorgetäuscht.

Ziel der Studie war es die typischen Beschwerden/Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion, Müdigkeit oder die Lebensqualität (Anhand eines Schilddrüsen spezifischen Fragebogens) zu verbessern, nach einer Behandlung von einem Jahr.

Ergebnisse:

  • Das mittlere Alter war 74,4 Jahre zu Beginn der Studie, 53,7 % waren Frauen.
  • Der mittlere TSH-Wert war zu beginn 6,4 mIU/L
  • In der Placebo-Gruppe war der TSH-Wert nach einem Jahr im Mittel bei 5,48 mIU/L
  • In der L-T4-Gruppe war der TSH-Wert im Mittel bei 3,63 mIU/L, die mittlere Dosis war 50 µg L-T4.
  • Nach einem Jahr wurden keine Unterschiede bei den Schilddrüsenunterfunktions-Beschwerden und beider Müdigkeit in den beiden Gruppen gefunden. Es wurden auch beiden sekundären Parametern keine Unterschiede gefunden. Es gab aber auch keine schwerwiegenden Nebenwirkungen.


Über diese Studie wurde berichtet:

  • Bericht im Ärzteblatt 4.4.2017:
    Subklinische Hypothyreose: L-Thyroxin in Langzeitstudie ohne Auswirkungen auf Symptome, Blutdruck und Körpergewicht

    Für Scott ist dies ein unbefriedigendes Ergebnis, denn das Ziel sei es gewesen, die Gesundheit und das Wohlergehen der älteren Menschen mit subklinischer Hypothyreose zu verbessern.
    (…)
    Gleichzeitig blieb die Therapie mit L-Thyroxin ohne negative Folgen für die Gesundheit.
    (…)
    Die wesentliche Frage, ob die Patienten durch die Behandlung vor kardiovaskulären Folgen einer latenten Unterfunktion geschützt werden (oder es unerwarteterweise zu einer Zunahme der Ereignisse kommt), wird durch die Studie nicht beantwortet.

  • PD Dr. Feldkamp stellte Studie in der „ENDO Highligh-Session“ in Orlando vor:

    Nach der Therapie mit L-Thyroxin über ein bzw. zwei Jahre hätten sich keine Unterschiede in Bezug auf Vorhofflimmern, BMI und anderen morphometirschen Parametern, Herzversagen oder Frakturrate ergeben. Einzig in Hinblick auf Müdigkeit hätten sich die Gruppen nach zwei Jahren unterschieden.

    Quelle: Endokrinologie Information , Nr. 3, Jg.41, S. 53

Weitere (Zeitungs-)Artikel zum Kontext „subklinische Hypothyreose„:

  • Subklinische „Schilddrüse“
    Immer behandeln?
    Artikel in Allgemeinarzt 6.6.14

    oder auch

  • Aufregung um die Schilddrüse
    Das kleine Organ gerät schnell in Verdacht, krank zu machen. Häufig zu Unrecht. Ein offenes Gespräch unter Ärzten
    Von Corinna Schöps und Claudia Wüstenhagen
    Zeit-Online 29. Mai 2017

Viele Grüße
Harald


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Antwort auf: L-T4 bei subklinischer Hypothyreose bei Älteren kein Vorteil

| Beitrags-ID: 376960

Hallo,

habe obigen Beitrag aktualisiert.

Viele Grüße
Harald

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