Achtung

Ratschläge auf der Website können keinen Arztbesuch ersetzen
Okay

Antwort auf: Angst vor RJT nach SD OP

| Beitrags-ID: 381476

Hallo Metoo,

herzlich Willkommen bei uns im Selbsthilfe-Forum!!

Eine Radioiodtherapie, insbesondere die nun angedachte zur Entfernung des Restschilddrüsengewebes (Ablation), muss man nicht mit einer Schilddrüsenunterfunktion machen.
Stattdessen kann man auch Schilddrüsenhormone nehmen, und dann bekommt man zwei Spritzen rhTSH (Handesname Thyrogen) kurz vor der Radioiodtherapie (RIT).

Darüber solltest du eigentlich durch deine Ärzte aufgeklärt worden sein.

Bezüglich der Strahlengefahr und dem Risiko eines Zweitkrebses.
Ja das Risiko für einen Zweitkrebs ist auch bei der ersten RIT schon höher, aber es ist so geringfügig höher, dass uns keine spezielle Früherkennung angeraten wird, sondern genau so wie in der Normalbevölkerung.

Bezüglich Strahlenschutz haben wir ein Merkblatt FAQ: Was für Strahlen gehen vom radioaktivem Jod aus?.
Wir Deutschen sind diesbezüglich besonders vorsichtig im Vergleich zu anderen Ländern.

Nun zur Frage, muss man eine RIT machen und kann man auf sie verzichten: Ja, natürlich.

Schon recht lange wird beim papillären Mikrokarzinom auf die RIT verzichtet. Siehe dazu unsere Forums-Gruppe: Papilläres Mikrokarzinom (PTMC).

Die amerikanische Leitlinie (ATA 2015) geht nun noch weiter, und empfiehlt bei allen Low-Rsik Patieten nicht den routinemäßigen Einsatz der RIT (Empfehlung 51), weil der Zusatznutzen nur sehr gering sei.

Die europäischen Nuklearmedizinier kritisieren dies, und fordern, dass einen „bewährte Therapie“ nicht so schnell aufgegeben werden soll, und man erst die Ergebnisse der neueren, noch laufenden Studien abwarten solle (siehe EANM kritisiert ATA-Leitlinie 2015 zum dif. SD-Krebs)

Wenn ich es richtig sehe, wurden keine Lymphknotenmetastasen gefunden, wobei die Frage ist, wurden überhaupt Lymphknoten chirurgisch entfernt und wie viele?

Auch kann man den Thyreoglobulin (Tg) -Wert nach der OP benutzen, um zu sehen, ob eine RIT eventuell sinnvoll ist (siehe ATA (2015): Postoperativer Tg-Wert, ob RJT indiziert).

Auch die RID nach 6 Monaten zur Kontrolle muss nicht notwendiger Weise sein. Wenn du keine Antikörper gegen Tg hast, kann man auch nur den stimulierten Tg-Wert bestimmen oder gar die Nachsorge mit dem hochsensitiven Tg-Wert machen.

Ich empfehle dir, deine Fragen aufzuschreiben, und ein zweites Aufklärungsgespräch oder eine Zweitmeinung einzufordern.
Hierzu ist unser Merkblatt: Arzt-Patienten-Gespräch hilfreich.

Viele Grüße,
Harald

2 Nutzer*innen haben sich für diesen Beitrag bedankt.