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Studie: Südkorea – Überdiagnose durch Screening (Ahn 2014 u. 2026)

| Beitrags-ID: 253437

Hallo,

im New England Journal of Medicine wurde nun eine Studie zum „epidemischen“ Anstieg von Schilddrüsenkrebs in Südkorea veröffentlicht:

Ahn HS, Kim HJ, Welch HG. Korea’s thyroid-cancer „epidemic“–screening and overdiagnosis. N Engl J Med. 2014 Nov 6;371(19):1765-7. doi: 10.1056/NEJMp1409841. PMID: 25372084.
Ahn HS, Kim HJ, Kim KH, Lee YS, Han SJ, Kim Y, Ko MJ, Brito JP. Thyroid Cancer Screening in South Korea Increases Detection of Papillary Cancers with No Impact on Other Subtypes or Thyroid Cancer Mortality. Thyroid. 2016 Nov;26(11):1535-1540. doi: 10.1089/thy.2016.0075. Epub 2016 Oct 18. PMID: 27627550.

 

Die Studie von Hyeong Sik Ahn und Kollegen von der Universität Korea in Seoul untersuchten den Anstieg der Rate der Schilddrüsenkarzinome in Südkorea genauer.

Im Zeitraum 1993 bis 2011 hat sich die Zahl der neu diagnostizierten Schilddrüsenkarzinome um den Faktor 15 (!!!) erhöht.
Im gleichen Zeitraum ist jedoch die Zahl der Menschen, die an Schilddrüsenkrebs verstorben sind, gleich geblieben.

Diese unterschiedliche Entwicklung deutet darauf hin, dass hier eine Überdiagnose stattfindet.

Der Zuwachs kam fast ausschließlich durch kleine papilläre Schilddrüsenkarzinome zustande.

Das Südkoreanische Gesundheits-System ist eine Mischung aus staatlichen Leistungen und private Zusatzleistungen.
Durch das staatliche Gesundheitssystem werden Krebs-Früherkennungs-Screening für Brust, Gebärmutterhals-, Darm-, Magen- und Leberkrebs angeboten.

Für 30 bis 50 Euro können sich Patienten auch die Schilddrüse per Ultraschall untersuchen lassen.

Mit modernen Ultraschallgeräten lassen sich kleinste Knoten in der Schilddrüse nachweisen.
Bereits 1985 wurde nachgewiesen, dass papilläre Mikrokarzinome im Alter jedoch recht häufig sind, die jedoch für die Betroffenen ohne gesundheitliche Bedeutung sind, solange man sie nicht entdeckt.
(siehe: Finnland: 35,6% papilläre Schilddrüsenmikrokarzinome in Leichen (Harach 1985)).

Durch das quasi Schilddrüsenkrebs-Screening der Schilddrüse mit Ultraschall kam es so in Südkorea zu einem ebenso dramatischen Anstieg von Total- und Teilopartionen der Schilddrüse.

Nach Ahn war jedoch bei den meisten dieser Patienten die Operation unnötig, es kommen jedoch die Nebenwirkungen hinzu:

  • bei allen lebenslange Einnahme der Schilddrüsenhormone
  • bei 11% Hypoparathyreoidismus
  • bei 2 % Stimmbandnervverletzungen

(Quelle u.a.: Ärzteblatt 7.11.2014)

Mehr Beiträge und Links zu dieser Problematik über die Gruppe: Papilläres Mikrokarzinom.

Viele Grüße,
Harald

  • Dieses Thema wurde geändert vor 8 Monaten von Harald.