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Wenn der Medikamentenmissbrauch die Leberwurst war!!

Wenn der Medikamentenmissbrauch die Leberwurst war!!

| Beitrags-ID: 258418

Broschüre: Wiki: Broschüre: Mit Schilddrüsenhormonen leben!

Exkurs: Wiki: Schilddrüsenhormone in Lebens- und Nahrungsergänzungsmitteln

Dieser Forums-Beitrag hier wird nicht mehr aktualisiert. Aktualisierungen finden sich im obgigen Exkurs.

Schilddrüsenhormone in Lebensmitteln und Nahrungsergänzungsmitteln

Wenn der Medikamentenmissbrauch die Leberwurst war!!

siehe auch: Wiki: Risiken einer zu hohen Dosierung mit Schilddrüsenhormonen

Manche Ernährungsratgeber empfehlen für die „natürliche“ Zufuhr der Spurenelemente Iod und Selen den Verzehr von Leberwurst. Wie kommen jedoch Iod und Selen ausgerechnet in die Leberwurst. Die beiden Spurenelemente Iod und Selen werden bei Säugetieren zu einem hohen Teil in der Schilddrüse (Iod ca.80%) gespeichert.

Die Schilddrüsen von Schlachttieren gelten als Schlachtabfälle der Kategorie 3, d. h. die Schilddrüsen werden in der Regel weggeworfen oder auch zu Tierfutter verarbeitet. Da die Schilddrüsen prinzipiell jedoch auch für den Verzehr geeignet sind, können sie aber auch in Würsten (z. B. Leberwurst, aber auch Brühwurst, Jagdwurst, …) verarbeitet werden.
Wird die Schilddrüse verwurstet, so kann eine solche Wurst nicht nur reich an Iod und Selen sein, sondern auch reichlich Schilddrüsenhormone enthalten. Je nachdem wie hoch der Anteil der tierischen Schilddrüsen in der Wurst ist, kann der Anteil, insbesondere des aktiven Schilddrüsenhormons T3, so hoch sein, dass dadurch eine Schilddrüsenüberfunktion ausgelöst wird.

Auf dem 61. Deutschen Kongress für Endokrinologie 2018, in Bonn, wurde ein Fallbericht eines Patienten vorgestellt, mit einer isolierten T3-Schilddrüsenüberfunktion. Verschiedene Ursachen für die Überfunktion (hohe Iod-Zufuhr z. B. durch Kontrastmittel bei gleichzeitiger Schilddrüsenautonomie, ein M. Basedow, eine Amiodaron-Behandlung oder Schilddrüsenmedikamente, selbst ein TSHom) konnten ausgeschlossen werden, eine thyreostatische Behandlung mit Carbimazol brachte keine Besserung der Beschwerden, und auch in der weiteren, sehr umfangreichen Diagnostik konnte keine Ursache für die Schilddrüsenüberfunktion festgestellt werden. Es wurde daher nach den Ernährungsgewohnheiten des Patienten gefragt. Der Patient verzehrte dabei täglich sowohl Leberwurst als auch Teewurst. Nachdem die Ernährung umgestellt wurde, verschwanden die Beschwerden.

Die Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Stoffwechsel des Universitätsklinikums Essen untersuchte daraufhin die Würste des örtlichen Metzgers des Patienten sowie zur Kontrolle die gleichen Wurstsorten aus dem Supermarkt. Es zeigte sich dabei, dass die Leberwurst des örtlichen Metzgers eine immens hohe T3-Konzentration aufwies, während in den anderen Würsten nur eine geringe T3- oder T4-Konzentration nachweisbar war. So konnte die Ursache der Schilddrüsenüberfunktion geklärt werden.

Im Internet wird auf speziellen Seiten und Foren für Bodybuilder immer wieder auch die Einnahme von Schilddrüsenhormonen zum Muskelaufbau (T4) bzw. zum schnellen Fettabbau (T3) angepriesen. Im Leistungssport wird die Einnahme von Schilddrüsenhormonen zur Leistungssteigerung propagiert. Auch in Nahrungsergänzungsmitteln zur Gewichtsreduktion fanden sich Schilddrüsenhormone.

Gute Studien für diese Behauptungen wird es jedoch nie geben, da die Gefahren insbesondere für Herzerkrankungen einer auch leichten Schilddrüsenüberfunktion sehr gut bekannt und dokumentiert sind.

Schilddrüsenkrebspatient*innen wird daher in den Leitlinien der amerikanischen Fachgesellschaft in einer Risikoabwägung nur noch für bestimmte Zeiten und bei bestimmen Risiken eine TSH-Unterdrückung (=leichte Schilddrüsenüberfunktion) empfohlen (siehe FAQ: TSH-Unterdrückung nach Schilddrüsenkrebs).

Schilddrüsenhormone stehen bislang nicht auf der Doping-Liste der Anti-Doping-Agenturen. Die Kölner Liste®, welche Nahrungsergänzungsmittel auf Dopingsubstanzen untersucht, führt bezüglich einer willentlichen oder heimlichen Beimengung von Schilddrüsenextrakten oder Schilddrüsenhormonen in Nahrungsergänzungsmitteln nach eigenen Angaben (E-Mail 19.6.2018) keine Kontrollen in ihrem Labor diesbezüglich durch.

Update 28.6.2018:

    • Nach Angaben des Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) (E-Mail vom 27.6.2018) werden „Nahrungsergänzungsmittel, die als „Schlankheitsmittel“ angeboten werden, im Rahmen der Abgrenzung zu den Arzneimitteln regelmäßig auf den illegalen und nicht deklarierten Zusatz von Schilddrüsenhormonen“ überprüft.

Bezüglich der Verarbeitung der Schilddrüsen in Wurstwaren sieht das LGL kein Problem/Handlungsbedarf:

Gemäß Anhang III Abschnitt VI Nummer 1 der Verordnung (EG) Nr. 853/2004 (Teile, die nicht für die Herstellung von Fleischerzeugnissen verwendet werden dürfen) ist die Verwendung von Schilddrüsen prinzipiell erlaubt, da hier nicht aufgeführt. Auch die Leitsätze für Fleisch und Fleischerzeugnisse des Deutschen Lebensmittelbuchs sagen nichts anderes. D. h. Schilddrüsen dürfen, wenn Sie am Schlachthof als tauglich beurteilt wurden, auch grundsätzlich für Lebensmittel verwendet werden, allerdings gemäß Anhang III Abschnitt V Kapitel II der Verordnung (EG) Nr. 853/2004 (Vorschriften für Rohstoffe) u. a. nicht für Hackfleisch und Fleischzubereitungen, da die Rohstoffe für diese aus Skelettmuskulatur, einschließlich dem anhaftenden Fettgewebe stammen müssen.

Die Schilddrüse beim Schwein ist ca. 10–50 g schwer und liegt der Luftröhre ventral auf, d. h. sie wird bei der Schlachtung zusammen mit dem Geschlinge entfernt. Da die Knorpel der Luftröhre nicht für die Herstellung von Fleischerzeugnissen verwendet werden dürfen, lohnt es sich wahrscheinlich nicht, die Schilddrüse von dieser manuell zu entfernen. Unseres Wissens erfolgt das nur selten für den Pharmabereich.

Die Verarbeitung von Schilddrüsengewebe würde bei der histologischen Untersuchung von Fleischerzeugnissen am LGL auffallen, wurde aber seit vielen Jahren nicht mehr gefunden (höchstens nur sehr vereinzelte Partikel).

(E-Mail der Leiterin der Pressestelle des LGL vom 27.6.2018)

(Unter Mitwirkung von PD Dr. med. L. Möller, Universitätsklinik Essen)

Fazit:

 

Artikel erschien im www.sd-krebs.de – Offline Nr. 20, Juli 2018

Quellen:

  • Jahresbericht des Landesuntersuchungsamtes für Gesundheits-, Umwelt- und Verbraucherschutz Sachsen-Anhalt 2002 über die Untersuchungen zur Lebensmittelsicherheit und zur veterinärmedizinischen Überwachung der Tierbestände in Sachsen-Anhalt; Herausgeben durch das Landesamt für Verbraucherschutz Sachsen-Anhalt, S.35f (PDF)
  • Vlotides G (2018): P03-09: LIVERWURST THYROTOXICOSIS, 61. Deutschen Kongress für Endokrinologie, 2018
  • Kang GY, et. al. (2013): Thyroxine and triiodothyronine content in commercially available thyroid health supplements. Thyroid 2013 Oct;23(10):1233-7 (PubMed)
  • Akinyemi E., et.al. (2011): Thyrotoxic hypokalemic periodic paralysis due to dietary weight-loss supplement. American journal of therapeutics, 2011 May;18(3) (PubMed)
  • Megias M Canos , et.al (2012): Exogenous thyrotoxicosis by consumption of pork sausage, Endocrine Abstracts (2012) 29 P468
  • Hedberg CW, et.al.(1987): An outbreak of thyrotoxicosis caused by the consumption of bovine thyroid gland in ground beef. N Engl J Med. 1987 Apr 16;316(16):993-8, (PubMed)
  • Reinsch, M (2013): Seefisch statt Thyroxin, Schon Sprinter Carl Lewis soll die Einnahme des Schilddrüsenhormons Thyroxin auf die Sprünge geholfen haben. Das Medikament ist nicht verboten, aber gefährlich. FAZ 18.3.2013
  • Doping Talk: ALLES, was Du über T4 (Thyroxin) WISSEN musst! (fitpedia.com, 8.10.2017; Download 22.6.2018)
  • Haugen BM, et. al. (2016): 2015 American Thyroid Association Management Guidelines for Adult Patients with Thyroid Nodules and Differentiated Thyroid Cancer, Thyroid. Jan 2016, 26(1): 1-133 Übersicht insbesondere: FAQ: TSH-Unterdrückung nach Schilddrüsenkrebs.

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Exkurs: Wiki: Schilddrüsenhormone in Lebens- und Nahrungsergänzungsmitteln

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  • Dieses Thema wurde geändert vor 4 Monaten, 3 Wochen von Harald.
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Antwort auf: Wenn der Medikamentenmissbrauch die Leberwurst war!!

| Beitrags-ID: 382896

Hallo,

habe obigen Beitrag, um eine Auskunft des Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) ergänzt.

Viele Grüße,
Harald

Johanna12

Antwort auf: Wenn der Medikamentenmissbrauch die Leberwurst war!!

| Beitrags-ID: 382897

Welche Nahrungsergänzungsmittel können die SD-Werte (z.B T 3)verändern?

Hansjoerg
Nutzer*In
2015 SD, wegen Kropf entfernt, ohne SD Krebs

Antwort auf: Wenn der Medikamentenmissbrauch die Leberwurst war!!

| Beitrags-ID: 382898

Vielen Dank für die Info Harald.

Meine T3 Werte sind ja eher immer etwas tief.
Vielleicht sollte ich es mal mit Leberwurst essen probieren. :D :D :D

Spass beiseite… bei der heutigen Verarbeitung unserer Lebensmitteln, denke ich das da noch einige Dinge sind, welche eine Einfluss haben. Darum macht es sicher Sinn, wenn man seine Ess- und Lebensgewohnheiten stark ändert seine Blutwerte überprüfen zu lassen.

Liebe Grüsse aus der Schweiz:
Hansjörg

Antwort auf: Wenn der Medikamentenmissbrauch die Leberwurst war!!

| Beitrags-ID: 382899

Welche Nahrungsergänzungsmittel können die SD-Werte (z.B T 3)verändern?

Hallo,

es geht um Nahrungsergänzungsmittel, denen heimlich Schilddrüsenhormone beigemengt wird.
Das können Produkte sein, die für Leistungssteigerung oder Gewichtsabnahme geworben wird.

Nach Angabe des Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit werden „Nahrungsergänzungsmittel, die als „Schlankheitsmittel“ angeboten werden, im Rahmen der Abgrenzung zu den Arzneimitteln regelmäßig auf den illegalen und nicht deklarierten Zusatz von Schilddrüsenhormonen“ überprüft.

Bestimmte Nahrungsergänzungsmittel kann man nicht nennen. Wenn die Blutwerte jedoch mal ungewöhnlich sind, sollte man eben auch an Nahrungsergänzungsmittel denken.

Viele Grüße
Harald

Anonym
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