Re: ANGST vor der OP meiner Mutter

Geschrieben von Carmi am 30. Januar 2002 10:47:14:

Als Antwort auf: Re: ANGST vor der OP meiner Mutter geschrieben von Beate am 29. Januar 2002 16:55:43:

Hallo Beate,

vielen Dank für Deine Antwort. Ich muß sagen, dass ich mich so langsam dran Gewöhnen kann, dass meine Mutter bald ins Krankenhaus kommt und sie operiert wird.

Am Anfang war das wirklich ein ziemlicher Schock für die ganze Famielie. Erstrecht weil bei uns in der Famililie schon viele an Krebs erkrankt sind, und das alles mütterlicher Seits.

Mein Opa (Vater von meiner Mutter) hatte damals Darmkrebs. Mein Onkel (Bruder v.m.M.) hatte damals Brustkrebs (kommt bei Männern in den seltesten Fällern vor). Meine Tante (Schwester v. m. M.) erkrankte vor 20 Jahren an Schilddrüsenkrebs. Ihr geht es jetzt sozusagen gut, doch vor 3 Jahren erkrankte sie an Brustkrebs.

Du siehst, nach so vielen Krebsfällen kann man nur an das Schlimmste denken. Ich hoffe so sehr, dass es bei meiner Mutter nichts schlimmes ist.

Der Arzt hat ihr nur eimal mit der Nadel in den Knoten gestochen und nichts bösartiges gefunden. Wobei der Arzt meinte, dass es ganz viele Zellen in den Knoten gibt, es war nur glückssache eine gesunde Zelle gefunden zu haben. Kann aber auch gut möglich sein, dass alle Zellen gesund sind.

Außerdem meinte der Arzt, dass man eine endgültige Diagnose erst nach der OP feststellen kann, nachdem man die Schilddrüse untersucht hat.

Bis dahin werde ich wohl noch einige Schlaflose Nächte haben.

Was ich nicht glauben kann, dass Du gleich nach einem Tag wieder nach Hause konntest. Der Arzt meinte zu meiner Mutter, dass sie eine Woche drin bleiben muß.

Was ich zur Zeit noch am Schlimmsten finde ist, dass mein Vater nicht bei uns ist. Er mußte nach Italien fliegen, weil mein Opa einen Schlaganfall bekommen hat, und die Ärzte nicht wissen, ob er es schafft.

Meine Mutter macht sich nicht nur Sorgen um sich, sondern um meinen Opa, und meinem Vater, der sozusagen eine Doppelbelastung hat.

Ich versuche meine Mutter immer abzulenken, doch ich sehe, dass sie sich die ganze Zeit damit beschäftigt. Es kommt mir so vor, als ob alles gar keinen Sinn mehr macht.

Ich weiß, ich muß mir noch keine Sorgen machen, weil sich der Krebsverdacht nicht bestätigt hat, aber es tut mir sehr weh, wenn ich meine Mutter so leiden sehe.

Bei uns zuhause hat sich viel verändert, wir sind zusagen alle freundlicher zueinader, um Kleinigkeiten wird nicht mehr gestritten und Abends sitzen wir zusammen und unterhalten uns über die Geschehnisse des Tages.

Wie alt sind denn Deine 3 Töchter?Ich beneide Dich richtig, wie Du die Situation im Griff hast.

Viele Grüße und hoffentlich bis bald...! Du hast mir sehr geholfen, DANKE!!


>Hallo Carmi,
>ich kann gut verstehen, dass du Angst um deine Mutter hast! Aber es ist wirklich nur "halb so schlimm", ich habe diese OP (totale SD-Entfernung) im Sommer 2000 hinter mich gebracht und wirklich prima überstanden, ich war schon am nächsten Tag wieder zuhause. Im Vergleich zu z.B. einer Bauchoperation ist die SD-OP wirklich kein schlimmer Eingriff, und die Schmerzen halten sich auch in Grenzen (etwa vergleichbar mit einer dicken Angina "von aussen").
>Was hat denn der Arzt genau über die Ergebnisse der Punktion gesagt? Hat er "suspekte" Zellen gefunden, oder direkt Krebszellen, oder waren die entnommenen Zellen "noch" gutartig? Kalte Knoten können oft viele Jahre lang unauffällig mehr oder minder vor sich hin schlummern - aber da immer die Gefahr besteht, dass sie eines Tages entarten können, werden sie heutzutage meist vorsichtshalber operiert.
>Lass dich von der eventuellen Perspektive "Krebs" nicht einschüchtern - das Wort Krebs jagt einem natürlich zunächst einmal einen riesigen Schrecken ein und lässt Bilder von schlimmen Behandlungen (Chemotherapie, Bestrahlung) usw erscheinen - aber SD-Krebs (falls es sich bei deiner Mutter überhaupt darum handelt, was ja vielleicht noch gar nicht sicher ist?) ist der am besten behandelbare Krebs überhaupt, denn einerseits ist er sehr wenig agressiv und wächst und streut meist erst nach vielen Jahren (ich hatte meinen Kropf schon über 15 Jahre, bevor man feststellte, dass er voller kalter Knoten war und drei davon schon zu Krebs entartet waren), und ausserdem ist die Behandlung von SD-Krebs, im Gegensatz zu allen anderen Krebsarten, ziemlich "einfach" : man macht sich die Tatsache zunutze, dass SD-Zellen (gut- und bösartige) als einzige Zellen des Körpers Jod speichern, und verabreicht ihnen radioaktives Jod, das sich in den nach der OP noch übriggebliebenen Zellen anreichert und sie vernichtet, ganz schmerzlos, nur mit ein paar Tagen Isolierung (um die Umwelt nicht zu verstrahlen) und ein paar Wochen ohne künstliche Hormone, so dass man ein bisschen unter Unterfunktionserscheinungen leidet.
>Aber noch steht diese Diagnose ja gar nicht fest - mit ein bisschen Glück wird bei der OP deiner Mutter (bzw der nachträglichen Laboranalyse) keine einzige Krebszelle entdeckt! Und dann besteht die einzige Schwierigkeit darin, die genau richtige Dosierung der synthetischen Hormone herauszufinden, mit der sie sich weder über- noch unterdosiert fühlt - man beginnt mit einer kleinen Dosis L-Thyroxin u.ä. und tastet sich dann langsam heran, alle paar Wochen erfolgt eine Blutanalyse. Das kann manchmal ein paar Monate dauern - aber wenn die Dosierung dann erstmal stimmt, kann man eigentlich wieder genauso leben wie zuvor, man muss halt bloss jeden Morgen vor dem Frühstück seine kleine Pille nehmen!
>Mir selber geht es übrigens prima: OP war im Juni 2000, erste Radiojodtherapie im Juli 2000, dann noch eine Radiojoddiagnostik im Juli 2001 - die Ergebnisse sind sehr ermutigend, noch eine Kontrolle kommenden Sommer und dann bin ich mit dem Thema sozusagen "durch" ! Und meine drei Töchter haben schnell begriffen, dass die Diagnose "Krebs" auch keinen Weltuntergang bedeuten muss - und ärgern mich schon wieder genausoviel wie zuvor :-(((
>Liebe Grüsse und alles Gute für deine Mutter und dich - sei vor allem einfach "präsent", gib ihr seelischen Beistand, und versuche, zuversichtlich zu sein und deine Zuversicht an sie weiterzugeben, das ist, glaube ich, am wichtigsten!
>Beate


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