Re: Mit 23 eine OP?


Geschrieben von Beate am 01. Februar 2002 22:08:27:

Als Antwort auf: Mit 23 eine OP? geschrieben von Geplagt am 01. Februar 2002 18:19:21:

Hallo "Geplagter" (oder "Geplagte" ?)

Nur keine Panik - die Diagnose "Krebs" ist zwar immer ein ziemlicher Schreck (und zwar für Leute ab einem gewissen Alter, die mit dieser Diagnose fast automatisch Schreckensbilder verbinden, oft noch mehr als für jüngere, unbelastetere und - oft dank Internet - besser informierte Menschen) ... aber wenn es schon Krebs sein muss, dann ist SD-Krebs wohl der "Beste", den man sich aussuchen kann (hört sich ziemlich salopp an ... aber ist wirklich so, ich habe das Ganze vor anderthalb Jahren auch erfolgreich hinter mich gebracht).

Zum Ersten ist der SD-Krebs so gut wie immer sehr wenig agressiv, er wächst selbst bei jungen Menschen nur sehr langsam und streut erst sehr spät (im Vergleich zu oft "galoppierenden" anderen Varianten), oft erst nach vielen Jahren - und zum Zweiten ist er sehr "elegant" zu behandeln, und zwar dank der Tatsache, dass SD-Zellen (und NUR diese) Jod speichern, so dass man ihnen ganz einfach radioaktives Jod verabreichen kann, was sie zerstört, dem restlichen Organismus aber nicht schadet (also viel weniger belastet als Chemotherapie oder Bestrahlung). Daher sind die Heilungschancen bei SD-Krebs in den meisten Fällen extrem gut, weit über 90% !

Du hast ausserdem das "Glück", dass bei dir schon vorher (sicher durch Punktion?) feststeht, dass du ein papilläres Karzinom hast. Daher wird man bei der OP von vorneherein die gesamte SD entfernen - viele andere hier im Forum, bei denen zunächst nur ein Knoten oder ein SD-Lappen entfernt werden sollte, mussten dann nach dem Vorliegen der Laborergebnisse ein zweites Mal operiert werden, einige Tage nach der ersten OP. Und auch, wenn eine SD-OP eigentlich wirklich nicht besonders schlimm ist, muss man das ja nicht gleich zweimal nacheinander über sich ergehen lassen ...

Die Schmerzen sind total erträglich (etwa wie eine starke Angina, aber "von aussen"), und man ist normalerweise sehr schnell wieder auf den Beinen - ich war schon am nächsten Tag wieder zu Hause, und bin eine Woche später schon wieder Rad gefahren und zum Sport gegangen.

Meist folgt bei Krebs (ausser bei einem winzigen eingekapselten Mikrokarzinom) ein paar Wochen nach der OP noch eine Radiojodtherapie, um die noch verbliebenen SD-Zellen restlos zu zerstören und so Rezidiven zu verhindern. Die Therapie an sich ist nicht weiter tragisch, man schluckt eine Kapsel, merkt aber nicht viel davon - bloss muss man ein paar Tage streng isoliert bleiben, um die Umwelt nicht zu verstrahlen, was natürlich lästig ist. Ausserdem darf man, damit sich die Zellen so richtig "ausgehungert" auf das Radiojod stürzen, vorher keine SD-Hormone einnehmen und gerät dadurch in eine Unterfunktion mit den entsprechenden Symptomen wie Müdigkeit, Frieren, manchmal Gewichtszunahme und Anfälle von Traurigkeit (MUSS nicht unbedingt sein!) - aber das geht vorbei, sobald man dann die Hormone nehmen darf, die man ganz langsam steigert.

Bis man die persönlich richtige "Wohlfühldosis" gefunden hat, dauert es oft ein Weilchen - man beginnt ganz langsam und tastet sich dann, überprüft durch regelmässige Blutabnahmen, langsam höher. Aber wenn die Dosis dann erstmal stimmt, kann man eigentlich genauso weiterleben wie vorher!

Übrigens bist du zwar jung, aber bei weitem nicht der (die?) Jüngste mit diesem Schicksal : in meinem französischen Forum sind mehrere junge Mädchen, die mit 14 oder 16 operiert wurden, und bei meiner RJT im Krankenhaus habe ich auch mehrere junge Mädchen getroffen, ausserdem einen Jungen (inzwischen 18), der bereits mit 11 operiert wurde!

Um dich noch ein bisschen besser zu informieren, kannst du einige unserer Links und ein paar Beiträge in der FAQ durchlesen - je besser man Bescheid weiss, desto besser versteht man die Ärzte und kann die richtigen Fragen stellen!

Alles Gute, und bis bald hier im Forum !

Beate



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