Re: L-Thyroxin nach 1.RJT


Geschrieben von Beate am 14. September 02 11:24:31:

Als Antwort auf: L-Thyroxin nach 1.RJT geschrieben von Silke am 13. September 02 16:09:37:

Hallo Silke !

Tröste dich, das geht uns fast allen so ! Und gerade vom psychologischen Standpunkt aus ist es besonders schwierig, zu akzeptieren, dass nach der Entlassung aus der RJT oder RJD, wenn man ENDLICH die Tabletten wieder nehmen darf, eben noch nicht "alles vorbei" ist, sondern man erst noch ein paar Wochen warten muss, bis man wirklich wieder der/die Alte ist ...

VOR dem Radiojod ist man ja doch irgendwie "beschäftigt" (schon mit dem Verarbeiten der Diagnose, dem Erholen von der OP ...), und man hat einen ganz festen Termin, auf den man sozusagen "hinlebt" ... man sagt sich, bis zu DEM Tag muss ich durchhalten ... Und an die Wochen danach denkt man vorher eigentlich gar nicht besonders.

Ich hatte 1 RJT und zwei RJD, bei der letzten war NICHTS mehr zu sehen, also kann ich mich jetzt eigentlich als geheilt betrachten (und vor allem weiss ich, dass ich für die nächste RJD keine Unterfunktion mehr brauche, sondern Thyrogen bekomme!). Und alle drei Male fand ich die Unterfunktion VORHER eigentlich ganz erträglich, ich habe, so lange es noch ging, gearbeitet und Sport getrieben, mich bewusst gesund ernährt (es ist mir auch gelungen, die typische Gewichtszunahme fast ganz zu umgehen) und mich eigentlich "relativ" wohlgefühlt. Aber alle drei Male bin ich HINTERHER sozusagen in ein tiefes Loch gefallen und hatte Mühe, wieder rauszukrabbeln! Ich war jedesmal noch 3-4 Wochen krankgeschrieben und habe dann noch meinen ganzen Sommerurlaub drangehängt, und wir sind jedesmal mit der Familie ein paar Tage nach der RJD ganz gemütlich zum Campen gefahren, zwecks Erholung - aber gerade diesesmal hatte ich wirklich "meinen Moralischen", ich konnte mich zu absolut NICHTS aufraffen! Manchmal bin ich erst mittags aus dem Zelt gekrabbelt, weil ich vorher einfach nicht die Kraft dazu hatte ...

Aber selbst, wenn diese Zeit scheusslich ist (vor allem, weil man auch seelisch so labil ist, man fühlt sich von allen unverstanden, ist ständig den Tränen nahe ...), geht sie doch vorbei - nach etwa 2 Wochen merkt man, dass es aufwärts geht, und nach 4 Wochen ist das Schlimmste vorbei! Bei mir sind es jetzt 8 Wochen, und ich fühle mich seit ungefähr 3 Wochen wieder "so wie vorher", auch körperlich kehrt die Energie langsam zurück (gestern habe ich zum ersten Mal wieder eine lange Radtour gemacht). Allerdings bist du wahrscheinlich auch ein ganzes Stück jünger als ich (ich bin 46), da erholt man sich sicher noch viel schneller!

Was mir hilft, um schneller wieder auf die Beine zu kommen, sind u.a. Vitaminpräpate und insbesondere Ginseng, kannst du ja mal ausprobieren! Und ansonsten muss man einfach lernen, zu akzeptieren, dass man nicht immer 100%ig funktionieren KANN (ist manchmal auch für die Umwelt schwer zu verstehen!) - und das MÜSSEN wir ja auch nicht, immerhin hatten wir ja Krebs, und selbst wenn unsere Krankheit sehr gut heilbar ist, muss man sich ja trotzdem erstmal wieder davon erholen. Und das absolute Fehlen der SD-Hormone über mehrere Wochen ist wirklich ein riesiger Stress für den gesamten Organismus, denn sie steuern ja den gesamten Stoffwechsel, was einem VORHER gar nicht so bewusst war (wenn man sie mehrere MONATE nicht bekäme, würde man schlicht und einfach sterben!) - also "darf" man da schon mal ein paar Wochen lang ein bisschen durchhängen!

Ganz liebe Grüsse, ich hoffe, du kommst schnell wieder auf die Beine!

Beate

PS : ich weiss nicht, ob du schon in der FAQ nachgelesen hast; dort steht ein sehr interessanter Artikel von Michèle, "Wie komme ich nach einer RJT wieder auf die Beine", siehe ug. Link !



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