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Nachsorge ohne RJT – Restgewebe-Wachstum und TG-Messung

Nachsorge ohne RJT – Restgewebe-Wachstum und TG-Messung

| Beitrags-ID: 259872

Hallo,
ich habe eine Frage zu einer bevorstehenden TG-Kontrolle Anfang des Jahres.

Nach SD-Totalresektion im Mai habe ich als very-low-risk-Patientin keine RJT gemacht, wohl aber eine RJD mit negativem Befund, TAK 50, TG kleiner 0,8 bzw. nicht messbar (offenbar kein genauerer Assay).

Aus gesundheitlichen Gründen war eine RJT unnötig.
Ich hätte mich allein aus Nachsorgegründen dafür entscheiden können, damit der TG-Wert jetzt ein besserer Marker ist.
So kann ich nun nicht von TG-Null ausgehen, sondern von meinem TG-Wert und den Verlauf beobachten. Nicht optimal, die Optimierbarkeit war mir aber die gesundheitlich unnötige Bestrahlung nicht wert. Zumal es ja offenbar nicht wenige gibt, die auch nach RJT immer noch keinen Null-TG-Wert haben.

Nun aber eine Frage, eventuell an andere, die ähnliche Erfahrungen haben:

Mein Restschilddrüsengewebe (kleiner 1 ml pro Seite) ist ja nun nicht weggestrahlt worden und kann potentiell wieder wachsen, auch gutartig.

Muss ich dann bei jeder TG-Messung mit einer leichten Steigerung rechnen wegen (meinetwegen auch gutartigem) Restgewebe-Wachstum?
Wie war das bei euch? Gab es regelmäßiges Wachstum?

Ich habe dazu weder Studien noch Erfahrungsberichte gefunden, auch zu der implizierten Frage:

Wieviel gesundes SD-Wachstum geschieht durchschnittlich nach Totalresektion ohne RJT und in welchem Zeitraum?

Ich möchte sehr ungern bei jeder kleinen TG-Steigerung (so wäre ja die Empfehlung) eine Szintigrafie zur Sicherheit anhängen.

Viele Grüße
Pauline

Antwort auf: Nachsorge ohne RJT – Restgewebe-Wachstum und TG-Messung

| Beitrags-ID: 387027

Hallo Pauline,

es gibt bislang keine Empfehlungen dafür in den Leitlinien.

Beim Tg-Wert mit einem gesunden Rest-Schilddrüse, ist auch zu bedenken, dass der Tg-Wert schwanken kann, je wie der TSH-Wert in den Tagen zuvor war.

Durch das TSH werden die gesunden Schilddrüsenzellen angeregt Schilddrüsenhormone und Tg zu produzieren.
Und das Tg braucht dann wiederum eine gewisse Zeit bis es sich abbaut.

Die Halbwertszeit von Thyreoglobulin (Tg)ist z.B. nach chirurgischer Entfernung des Schilddrüsenkarzinoms bei 2-4 Tage.

Die Frage ist immer wieviel Nachsorge ist sinnvoll, damit man nicht mehr macht oder gar überherapiert.

Eine schwierige Frage.

Viele Grüße
Harald

1 Nutzer*in hat sich für diesen Beitrag bedankt.
schlittenhund
papill-Sd-Karz.pT3, N1b,MO

Antwort auf: Nachsorge ohne RJT – Restgewebe-Wachstum und TG-Messung

| Beitrags-ID: 387028

Hallo,

da hätte ich im Anschluss gleich mal eine passende Frage:

Heißt das, dass wenn die SD-Hormone reduziert werden (also TSH nicht mehr extrem unterdrückt wird), dass dann die Möglichkeit besteht, dass auch der Tumormarker TG automatisch etwas ansteigt? Oder ist dies ausgeschlossen?

Antwort auf: Nachsorge ohne RJT – Restgewebe-Wachstum und TG-Messung

| Beitrags-ID: 387029

Hallo,

wenn man Restgewebe oder differenzierte Schilddrüsenkrebszellen hat, dann beginnen diese wieder Schilddrüsenhormone und Tg zu produzieren, wenn sie durch das TSH wieder dazu angeregt werden.

Wenn man kein Restgewebe und keine differenzierten Schilddrüsenkrebszellen hat, dann steigt der Tg-Wert nicht an.

Viele Grüße
Harald

1 Nutzer*in hat sich für diesen Beitrag bedankt.

Antwort auf: Nachsorge ohne RJT – Restgewebe-Wachstum und TG-Messung

| Beitrags-ID: 387030

Hallo,
danke für die Information, Harald.

Kann man eigentlich sagen, ab wann ein TSH nicht mehr stimulierend auf Restgewebe wirkt?
Also wie stark er supprimiert sein sollte?

Weil das ja dann bei mir eigentlich ‚für immer‘ gelten müsste, aber die Suppression des TSH ja auch auf Dauer Risiken für das Herz und die Knochen birgt.

Puh, weiß nicht wirklich eine Lösung für das Dilemma.
LG
Pauline

Antwort auf: Nachsorge ohne RJT – Restgewebe-Wachstum und TG-Messung

| Beitrags-ID: 387031

Hallo,

da würde ich mich an die ATA-Leitlinie halten, die bei exzellenten Ansprechen einen TSH-Wert bis 2,0 empfehlen.
siehe : FAQ: TSH-Unterdrückung nach Schilddrüsenkrebs.

Viele Grüße
Harald

Antwort auf: Nachsorge ohne RJT – Restgewebe-Wachstum und TG-Messung

| Beitrags-ID: 387032

Hallo ihr,
nun muss ich doch nochmal Fragen dalassen. Mir dämmert immer mehr, dass es für Leute wie mich kein adäquates Nachsorgeschema gibt. Das ist nicht nur subjektiv belastend, sondern auch allgemein ein Desiderat, da die Anzahl pap. MK (aufgrund der besseren Auffindbarkeit) sprunghaft ansteigt in den letzten Jahren. Und die Betroffenen stehen alle vor meinen Problemen.

Eine Radiojodtherapie „nur“ wegen der Nachsorge zu machen, habe ich wie gesagt abgelehnt, aus guten Gründen:
Der Professor, der mich operiert hat (und auch die entsprechende „Tumorkonferenz“ einschl. Pathologin) hat davon dringend abgeraten: zum einen nicht indiziert und außerdem wegen der Gefahr des ‚verballerten Schusses’ (dieses Argument wurde mir zwar später vom NUK bestritten, habe es dann aber auch hier im Forum gelesen: Anzahl der RJT vergrößert das Risiko der Nichtansprechbarkeit).

Der Hausarzt hat mich dann zur RJD gedrängt, obwohl auch das – nach Rückfrage – in der Klinik für unnötig befunden wurde.
Bei der RJD kam zum Glück nichts raus (M0, TG unter 0,8/nicht messbar nach deren Assay).
Durch die dafür nötigen Thyrogenspritzen war mein TSH bei ´über 150 und hat 2,5 Monate gebraucht, um runterzukommen – erst auf 25, dann auf 7. Inzwischen habe ich ihn mit Mühe auf 1,25 gebracht. (Wegen starker ÜF-Symptomatik kann ich nur langsam Hormone steigern.)

Mit anderen Worten: Monatelang wurde mein Restgewebe vom TSH befeuert, sich zu vermehren. Und das nur wegen einer Diagnostik, nicht etwa wegen einer gesundheitsfördernden Therapie.

Nun kommt in zwei Monaten die nächste Diagnostik im Nachsorgeschema: TG-Wertmessung unter Hormonen. Es ist überhaupt nicht ausgeschlossen bzw. vielleicht sogar naheliegend, dass der TG nun unter dem monatelangen Anreiz gestiegen ist.
Trotzdem werde ich das bestimmt nicht cool nehmen können, weil ich ja nicht sicher weiß, ob es nicht doch ein Rezidiv ist.

Wollte ich auf Nr. Sicher gehen, müsste ich – mit Strahlenbelastung – wieder RJD machen. Die neue TSH-Spitzen hervorruft und das Wachstum befeuert.

Hinzu kommt: Wenn ich den TSH laut Empfehlung ohnehin nicht supprimiere, sondern nur unter 2 halte, bedeutet das sowieso einen ständigen Anreiz für das Restgewebe. D.h. schon allein durch meinen „normalen“ TSH-Wert kann ich mit langsamer, stetiger TG-Steigerung rechnen, oder?
Und dann jedes Mal die Unsicherheit: Wie soll ich das dann auseinanderhalten von echten Rezidiven?
Einzige Lösung: RJD, die dann wieder befeuert…?

Ich würde mir Forschung wünschen, die eine angepasste TG-Leitlinie zu PMK ohne RJT zur Folge hat. Die erforscht, was eine „normale“, übliche TG-Steigerung bei je wieviel Prozent Restgewebe wäre – und dann würde man den Parameter anpassen. Zukunftsmusik?

Für mich jedenfalls momentan ein Teufelskreis. Habt ihr eine Idee, wie man damit umgehen soll?

Sorry für den langen Text, ging irgendwie nicht kürzer.

Ratlose Grüße
Philine

Antwort auf: Nachsorge ohne RJT – Restgewebe-Wachstum und TG-Messung

| Beitrags-ID: 387033

Hallo,

also es gibt ein großes Missverständnis, was Du leider auch oft hier im Forum finden wirst.

TSH ist ein Hormon, welches die Schilddrüsenzellen anreizt , Schilddrüsenhormone und auch Tg zu produzieren. TSH gibt jedoch kein Anreiz, dass sich die Schilddrüsenzellen vermehren.

In retrospektiven Studien konnte gezeigt werden, dass lediglich eine moderate TSH Unterdrückung von Vorteil für high risk Patient*innen ist.

Die genauen Mechanismen sind jedoch noch gar nicht geklärt. Es ist eher ein vermittelnder Prozess.

Bei den Amerikanern wird diskutiert, dass man bei Patient*innen, die nur eine halbe Schilddrüse entfernt bekamen bzw. ohne Radioiodtherapie, weil eben als Therapie ausreichend, gar keine Schilddrüsenkrebs Nachsorge zu machen, weil das Risiko für ein neues Auftreten des Schilddrüsenkrebs nicht höher sei,als in der Normalbevölkerung.

PS: Würde lieber auf die Fachärzt*innen hören als auf den Hausarzt.

Viele Grüße
Harald

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Antwort auf: Nachsorge ohne RJT – Restgewebe-Wachstum und TG-Messung

| Beitrags-ID: 387034

lieber Harald,
für die Information. Dann versuch ich das mal zu sortieren.
Meine Überlegungen waren übrigens nicht vom Hausarzt, sondern dem eigenen ängstlichen Hirn entsprungen. 😉

Dem NUK vertrau ich nicht ganz, der scheint seine Geräte so zu lieben, dass er am liebsten die Gesamtbevölkerung täglich erstrahlen ließe (ich übertreibe).Übrigens ist auch der nett und menschlich – aber das heißt ja nix für meine individuelle Gesundheitsverantwortung.

Das unaufgeregte, sehr erfahrene OP-Team hat mir intuitiv am meisten zugesagt mit seiner Einschätzung, und eigentlich fühle ich mich darin nun auch bestätigt.

Lieber Harald,
deine fachliche Kompetenz und Zuverlässigkeit ist so hilfreich. Du leistest hier Großes.
Ein riesiges Dankeschön von mir.

Pauline

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