Studie: Ultraschall des Halses bei nicht-nachweisbarem und niedrigem Tg-Wert in der Nachsorge nicht notwendig (Verburg 2018)
Für wen ist dieser Beitrag von Interesse?
Betroffene mit dem differenzierten Schilddrüsenkrebs in der Nachsorge und
- einem Thyreoglobulin-Wert kleiner 1 ng/ml
und- unauffälligen TAK-Werten und/oder unauffälliger Tg-Wiederfindung
und- niedrigem oder intermediären Risiko für ein Rezidiv
siehe auch: FAQ: Welcher Schilddrüsenkrebs und welche Therapie?
Überblick und Informationen für die Nachsorge des differenzierten Schilddrüsenkrebs:
Hallo,
in dieser retrospektiven Studie wurden die Daten von 773 Patient*innen des Schilddrüsenkrebsregisters der Universität Würzburg ausgewertet, die im Zeitraum 1996 bis 2012 3.176 Ultraschall-Untersuchungen erhielten.
Hintergrund der Studie ist, dass in den 90er Jahren der Tg-Wert nicht so sensitiv war, und ein nicht-stimulierter Tg-Wert von 1 µg/L oft als Grenzwert empfohlen wurde. Mit dem zusätzlichen Ultraschall konnte man damals die Sensitivität bei der Erkennung von Rezidiven verbessern.
Mittler weile hast sich jedoch die funktionelle Sensitivität des Tg-Wert verbessert.
Dies wirft die Frage auf, ist ein Ultraschall in der Nachsorge noch notwendig, bietet der Ultraschall einen zusätzlichen Nutzen?
Der Ultraschall ist dabei sehr abhängig von der Fähigkeit des untersuchenden Arztes (In der Empfehlung heißt es daher immer auch, man solle die Nachsorge bei einem mit Schilddrüsenkrebs erfahrenen Arzt machen).
Und es zeigt sich auch, dass bei Patient*innen der niedrigen und mittleren Risikogruppe für ein Rezidiv, die Rate von falsch positiven Ultraschallbefunden recht hoch ist (Die Patient*innen werden verunsichert, eventuell folgen weitere Diagnostische oder gar therapeutische Handlungen= Schaden!).
Ein alternative ist, den Ultraschall nur bei Patient*innen anzuwenden:
Ziel der Studie war es daher zu schauen, gibt es einen Nutzen des Ultraschalls bei Patient*innen, die eine OP und eine ablative RIT hatten, wenn die Nachsorge mit einem nicht-stimulierten Tg-Wert mit einem Assay gemessen wird, dessen funktionelle Sensitivität bei <1µg/L liegt.
Die TAK durften nicht nachweisbar sein. Hierzu wurde im Patientenkollektiv in den ersten Jahren die Wiederfindung benutzt. in den späteren Jahren wurde die VARELISA Methode (Thermo Fisher Scientitic Valerias System) benutzt.
Die Autoren kommen zum Ergebnis, dass nach eine Schilddrüsenoperation und folgender ablativen Radioiodtherapie ein Ultraschall des Halses in der Nachsorge nur bei TAK-negativen (TAK unauffällig) Patient*innen notwendig ist, die eine Tg-Wert von >= 1µg/L haben.
Der Ultraschall wird von den Autoren der Studie weiter für sinnvoll erachtet bei Patient*innen
siehe
Leider wurde in den Registerdaten nicht immer klar definiert, wann im Ultraschall ein Befund als pathologisch galt, und wann als normal. So dass hier keine genauere Analyse möglich war. Im allgemeinen gelten Lymphknoten als pathologisch,
Durchblutete Knoten im Schilddrüsenbett wurden gleichfalls als pathologisch eingestuft.
Auch wurde geschaut, ob der technische Fortschritt der Ultraschallgeräte einen Einfluss hat. Hier zeigte sich, dass mit dem Fortschritt es zu weniger positiven (pathologisch; sowohl falsch auch richtig) Ergebnissen kommen, insbesondere bei einem Tg-Wert von unter <1µg/L)
Von diesen Ultraschall-Untersuchungen (US) waren:
Damit ergibt sich für die Ultraschall-Untersuchung in der Nachsorge folgende statistische Werte
Die Unterschiede bei den low-risk zu den high-risk Patient*innen sind nur marginal und statistisch nicht signifikant.
Im Verhältnis zum Tg-Wert zeigt sich, dass ein falsch negativer Tg-Wert zu einem richtig positiven Ultraschall-Befund ein sehr seltenes Ereignis ist.
Ab dem Jahr 2007 gibt es gar kein solches Ereignis mehr.
Zu ähnlichen Ergebnissen kommen auch anderen Studien (u.a. Yang 2015). Da die Risikogruppen in dieser Zeit in der ATA und der ETA sich unterscheiden, sind die Ergebnisse allerdings nicht direkt vergleichbar.
In einer italienischen Studie (Pacini 2003) an 250 Patient*innen war die Rate von im Ultraschall positiven, jedoch mit einem nicht-stimulierten Tg-Wert von <1µg/L bei 1,6%.
Aber auch hier zeigt sich, dass sich die Situation seit 2003 geändert hat.
Autoren: Frederik A. Verburg, Uwe Mäder, Luca Giovanella, Markus Luster, and Christoph Reiners
in: THYROID
Volume 28, Number 6, 2018
DOI: 10.1089/thy.2017.0352 Abstract auf PubMed
Anmerkung Harald: Ob diese Einschätzung der Autoren zum Ultraschahll in die zukünftige S3-Leitlinie Eingang findet steht noch nicht fest.
Fragen an die künftige S3-Leitlinie?.
Diese Nachsorgekonzept der Würzburger und Marburger Ärzt*innen steht im Kontrast zu dem der Essener: Studien: hsTg-Nachsorgekonzept der Uniklinik Essen (2015).
Hier in dieser Studie wurde ein Tg-Grenzwert von <=1 µg/L gewählt; die Essener schlagen jedoch schon bei Werten darunter Alarm.
Siehe dort und auch dort mein Kommentar.
Viele Grüße
Harald
Weiterführende Informationen über:
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Hallo Harald,
Die Autoren kommen zum Ergebnis, dass nach eine Schilddrüsenoperation und folgender ablativen Radioiodtherapie ein Ultraschall des Halses in der Nachsorge nur bei TAK-negativen (TAK unauffällig) Patient*innen notwendig ist die eine Tg-Wert von >= 1µg/L haben.
Heißt das dann im Umkehrschluss, dass bei vorhandenen aber nicht steigenden TAK ein Ultraschall immer noch zweckmäßig ist?
Viele Grüße
Karl
Ich muß mit der Gewohnheit brechen, ehe sie mich gebrochen hat.
G.C.Lichtenberg
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Hallo Karl,
ja, wobei der Sachverhalt nachweisebare TAK nicht untersucht wurde.
Habe oben u.a. noch ergänzt:
Die TAK durften nicht nachweisbar sein. Hierzu wurde im Patientenkollektiv in den ersten Jahren die Wiederfindung benutzt. in den späteren Jahren wurde die VARELISA Methode (Thermo Fihser Scientitic Valerias System) benutzt.
Der Ultraschall wird von den Autoren der Studie weiter für sinnvoll erachtet bei Patient*innen
sowie meine
Anmerkung Harald: Ob diese Einschätzung der Autoren zum Ultraschahll in die zukünftige S3-Leitlinie Eingang findet steht noch nicht fest.
Fragen an die künftige S3-Leitlinie?.
Diese Nachsorgekonzept der Würzburger und Marburger Ärzt*innen steht im Kontrast zu dem der Essener: Studien: hsTg-Nachsorgekonzept der Uniklinik Essen (2015).
Hier in dieser Studie wurde ein Tg-Grenzwert von <=1 µg/L gewählt; die Essener schlagen jedoch schon bei Werten darunter Alarm.
Siehe dort und auch dort mein Kommentar.
Viele Grüße
Harald
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