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Frage zu Radiojod

Frage zu Radiojod

| Beitrags-ID: 241840

Hallo Zusammen.

Ich habe eine Frage zur Radiojodtherapie auf die ich leider bisher im Internet keine Antwort finden konnte und habe gehofft hier vielleicht eine Antwort zu finden.
Meine Freundin ist vor kurzem an der Schilddrüse operiert worden. Man hat ihr die Schilddrüse und die beiden Lymphknoten entfernt. Nicht jedoch die Nebenschilddrüsen. Es hat sich post op herausgestellt das es wohl ein T1 war. Nun wird sie demnächst eine Radiojodtherapie machen.
Soweit so gut. Ich habe mich etwas eingelesen um ihr kompetenten Rat und Beistand zu leisten und ihr soweit es geht die Ängste nehmen zu können, doch in einem Punkt finde ich keine Antwort der mich selber verwirrt. Überall finde ich als Begründung oder als Ziel für die Radiojodtherapie folgendes: (ich formuliere es mal ganz simple) Die Schilddrüse würde das Jod aufnehmen und dadurch würde dann die Schilddrüse beinflusst. Allerdings ist mir nicht verständlich wo in diesem Fall der Nutzen der Therapie ist. Was übersehe ich? Wo ist mein Denkfehler?

Ich weiss nicht ob es wichtig ist, aber man weiss bei ihr noch nicht ob es Metastasen gibt. hat es etwas damit zu tun?

Entschuldigt die unfachmännische Schilderung, ich hoffe die wichtigen Informationen waren trotzdem dabei.

Danke schon im voraus für Antworten.

Lg Tobi

firiel

Antwort auf: Frage zu Radiojod

| Beitrags-ID: 302501

Hallo Tobi,

ich finde es zuerstmal äußerst positiv, dass du dich gleich so genau informierst! das ist toll und wird deiner freundin garantiert helfen.

ich weiß nicht, ob ich deine frage genau verstehe, aber ich erkläre mal das dazu, was ich denke, dass du es meinst… ;-)

schilddrüsenzellen sind die einzigen im körper, die jod speichern. deshalb ist bei schilddrüsenkrebs in der regel auch keine chemotherapie notwendig, sondern man kann mit einer radiojodtherapie (rjt) behandeln. das ziel der rjt ist es, dass sich die nach der op noch übrigen sd-zellen mit dem radioaktiven jod anreichern und so zerstört werden. auch zellen, die evtl. schon im körper unterwegs sind, können sich mit dem jod anreichern. es gibt allerdings auch zellen, die das jod nicht aufnehmen wollen. dazu kann ich aber nicht mehr sagen.
damit die zellen ganz „hungrig“ auf das radiojod sind, sollte man sich auch in den wochen vor der rjt jodarm ernähren. dazu gibt es aber informationen im internet.

ich hoffe, ich konnte dir ein wenig weiterhelfen!?
alles gute dir und deiner freundin!
gruß, j.

Augen auf und durch!

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BeateMitglieder-Beirat SD-Krebs 2000 (pap. + foll.)

Antwort auf: Frage zu Radiojod

| Beitrags-ID: 302502

Hallo Tobi,

der „Trick“ bei der Radiojod-Therapie ist, dass man den noch verbliebenen SD-Zellen nicht einfach „normales“ Jod gibt (das brauchen sie, um funktionieren und Hormone bilden zu können – und zwar sind es im ganzen Körper NUR die Schilddrüsenzellen, die Jod aufnehmen), sondern radioaktiv angereichertes Jod!

Dieses wandert (genau, wie es normales Jod auch tun würde) über die Blutbahn in die Schilddrüsenzellen (und zwar überall – sowohl die restlichen Zellen in der Schilddrüsenloge als auch in eventuelle Metastasen (die sind aber SEHR selten, vor allem bei T1, was der „kleinste“ Krebs ist, den man haben kann!)

Und die Radioaktivität verursacht dann eine Entzündung und Zerstörung aller Zellen, die das Radiojod aufgenommen haben – ohne, dass der restliche Organismus hiervon in Mitleidenschaft gezogen wird!

Die RJT ist also eine sehr „elegante“ Methode, um die noch übrigen Zellen ganz gezielt aufzuspüren und zu vernichten (ausserdem werden sie auch noch sichtbar gemacht – am letzten Tag macht man ein Ganzkörperszintigramm, auf dem alle Zellen, die Jod aufgenommen haben, stark strahlen, so kann man erkennen, ob nur im Halsbereich welche sind oder sonst noch irgendwo). Die Nebenwirkungen sind viel geringer als z.B. bei einer Bestrahlung oder Chemo (wo ja immer auch ANDERE Zellen in Mitleidenschaft gezogen werden).

Eigentlich würde man von der ganzen Aktion kaum etwas merken – wenn da nicht die Unterfunktion wäre! Denn damit die paar noch übrigen Zellen das Jod gut aufnehmen, müssen sie „stimuliert“ werden, durch einen hohen TSH-Wert (Thyreostimulin oder „thyroid stimulating hormone“). Dieser ist normalerweise, wenn man Hormone nimmt, sehr niedrig, und dann befinden sich die Zellen sozusagen im Winterschlaf, produzieren nichts und nehmen auch kein Jod auf. Also muss man die Hormone ein paar Wochen lang absetzen – T4 und T3 sinken, und die Hypophyse produziert vermehrt TSH, um die SD wieder zu stimulieren (denn sie „weiss“ ja nicht, dass man operiert worden ist). In dieser Unterfunktion wird man durch den Mangel an Hormonen ziemlich müde, antriebslos, alle Körperfunktionen sind verlangsamt (Gedächtnis, Verdauung, Herzschlag, Temperatur …) Man fühlt sich ein bisschen wie „ein Bär im Winterschlaf“ ! Ist nicht „unerträglich“, aber auch nicht grade toll, man neigt auch leicht zu Depressionen. Man braucht also viel Unterstützung und Ermutigung von aussen – wenn man sich sagt, dass das alles NUR die Hormone sind (bzw ihr Fehlen), und dass es nach der RJT schnell wieder aufwärts geht, fällt es gleich leichter !

SD-Krebs ist der am besten heilbare Krebs überhaupt, und mit T1 hat deine Freundin die allerkleinste Grösse, die bestimmt schon bei der OP vollständig entfernt wurde – die RJT dient nur noch als zusätzliche Sicherheit. Nach der RJT bekommt sie die Hormone, die brauchen ein paar Wochen, bis sie voll wirken – aber danach geht das Leben wieder ganz normal weiter! Nach ca 6 Monaten noch mal eine Kontrolle, ob die RJT wirksam war und wirklich nichts mehr übrig ist, danach regelmässig 1 oder 2x im Jahr Überprüfung der Blutwerte, insbesondere des TG-Wertes (der zeigt, ob noch SD-Zellen übrig sind oder nicht), und das ist es dann auch schon.

Ganz liebe Grüsse!

Beate

Mitglied im Forum seit 1999. Gründerin des französischen Schwester-Forums und -Vereins "Vivre sans Thyroïde" (seit 2000): www.forum-thyroide.net

Antwort auf: Frage zu Radiojod

| Beitrags-ID: 302500

Hallo firiel, hallo beate,
vielen Dank das ihr so schnell auf meine Frage geantwortet habt. Und ebenso danke ich für die ausführliche Erklärung die die trotzdem einfach verständlich war. Es war sehr hilfreich und hat mir geholfen diesen Vorgängen Sinn und Notwendigkeit zuzuordnen. Es erleichtert mich sehr das auf diese offensichtlich recht harmlose Art und Weise Metastasen gleichzeitig gefunden und bekämpft werden könnten. Nach den erst kurz zurückliegenden Schocks wie den Schilddrüsen Befund und dann die Nachricht das es bösartig war sind solche Aussichten Balsam für mich. Ich freue mich schon darauf die guten Nachrichten weiterzuverbreiten.

Vielen Dank noch einmal und alles Liebe euch,
Tobias

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