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Radiojodtherapie in Gießen

GeriVerstorben 2008: follikulärer Schilddrüsenkrebs T3 †1.12.11

Radiojodtherapie in Gießen

| Beitrags-ID: 245290

Hier einmal mein Bericht zur Radiojodtherapie in Gießen:

Eigene Erkrankung:
Folikularer Tumor T3 (T3, N0, MX) wurde nebst gesamter Schilddrüse am 18.05.09 in der allg. Chirurgie der Uni Gießen entfernt.
OP TOP, insbes. Stimmbänder sind heil geblieben.
Nach OP keine Hormone, Jodarme Ernährung. Blutwerte waren schon nach 3 Wochen so gediehen (TSH- Wert), dass ich am Mo., 08.06.09 bereits die RJT bei der Medizinischen Poliklinik der Uni Gießen antreten konnte.

Ablauf:
– Am 02.06.09 Voruntersuchung, Blutabnahme, Halssintiagramm durch Prof. Bauer.

– 08.06., 09.00 Uhr stationäre Aufnahme in der Klinik, Blutabnahme, EKG. Gg. 13.00 Uhr ab in den Keller, dort 3 Kapseln schlucken mit Gesamtwert I. H. von 11700 Mbq. Bereits 10 Minuten später heftiges Sodbrennen. Gg. 15.30 Uhr wurde Mittagessen nachgeliefert u. eingenommen. Abends Austrocknen der Schleim- u. Bindehäute. Speichelfluss bleibt Ok bei mir da ich fleißig saure Drops lutsche. Abends u. Nachts erhebliche Magenschmerzen u. Übelkeit, wogegen ich Tropfen bekomme. Hab mich trotz Übelkeit dazu zwingen können von Nachmittag bis abends noch 3 Liter Leitungswasser zu trinken.

– 09.06. Messung ergibt nur noch Strahlenwert von 3800 Mbq. Übelkeit, Magenbeschwerden, ausgetrocknete Nasenschleim- u. Augenbindehäute u. nun plötzlich schlechte Nierenwerte. Bekomme “Wassertablette” damit mehr Flüssigkeit aus Körper ausgeschwemmt wird. Viertele Calciumtabletten u. lege 10 Ecken i. eine kleine Schale. Trinke über den Tag zu jeder Ecke 2 Gläser Leitungswasser u. zwinge mich so 4 Liter Leitungswasser zu trinken (Magen kommt bei mir damit am besten klar). Ist schwer so viel zu trinken, muss mich zwingen. Bekomme fortan täglich Hormontabletten.

-10.06. Messung ergibt nur noch einen Strahlenwert von 1060 Mbq. Beschwerden wie Vortag, Trinke wieder viel über den Tag. Prof. teilt mit, dass Strahlenwerte morgen schon zur Entlassung reichen könnten aber erst am Freitag die Abschlussuntersuchung u. Entlassung stattfinden könne (Do. ist Feiertag). Hatte bei der hohen Dosis sowieso frühestens mit Entlassung am Freitag gerechnet, daher kein Problem noch einen Tag länger zu bleiben.

-11.06. Messung ergibt nur noch einen Strahlenwert von 280 Mbq. Entlassungsgrenzwert soll bei 250 Mbq liegen, hätte daher zu einer Entlassung wohl nicht ganz gereicht. Nebenwirkungen klingen langsam ab. Schleimhäute u. Bindehäute wieder etwas feuchter. Blut wg. Nierenwerten wurde nicht mehr abgenommen, keine Übelkeit mehr. Magen ist unter Kontrolle mit Säureblockern u. Maloxan. Haben sich wohl Entzündungen gebildet, die erst abklingen müssen.

-12.06. Messung ergibt nur noch Strahlenwert von 100 Mbq, kann also theoretisch entlassen werden. Gehe ins Nachbargebäude zum durchleuchten (Sintiagramm). Muss mich ca. 30 Minuten flach auf den Rücken legen. Ein Gerät fährt in dieser Zeit vom Kopf beginnend über meinen Körper bis zu den Füssen u. zeichnet so das sog. Ganzkörpersintiagramm auf.
Eine halbe Stunde später kommt Prof. Bauer mit der Nachricht, dass lediglich an einer Hand u. i. Bereich des Halses dunkle Flecken auf den Bildern zu sehen wären. Die Flecken a. Hals würden nur das Schilddrüsenrestgewebe anzeigen. Der Fleck an der Hand konnte er sich nicht erklären, meinte aber, dass dieser keine Bedeutung hätte. Insbesondere die Lunge u. das Skelett, wo sich Metastasen gerne ablagern würden, wären absolut sauber. Er erklärte noch, dass auf den Bildern aber nur Gewebe größer als 3-4mm angezeigt werden würde. Kleinere vorhandene Biester würde man nach 4 Monaten bei einer durchzuführenden RJ-Diagnostik feststellen können. Hierzu wurde mir schriftlich bereits ein Termin mitgeteilt.
Ich mach geistige Luftsprünge u. freu mich schon mal wie ein Großer. Bekomme noch ein Rezept für die Hormone u. das Medikament Tybon u. werde endgültig i. die Freiheit entlassen.

– Unterkunft:
Vor Ort befinden sich im 2. Stockwerk 2 Patientenzimmer mit jeweils 2 Betten. Die Betten sind elektronisch i. jede denkbare Lage zu verstellen. Die Fenster können geöffnet werden. Man hat Blick in einen Garten. Es sind großzügige Einbauschränke, Fernseher sowie Bad vorhanden. Vor den beiden Zimmern verläuft ein Flur. Gegenüber des Flures ist eine große Küche mit Spülmaschine sowie Kaffeeautomaten. Im Flur u. in der Küche werden ausreichend Getränke i. Form von Sprudel, Tee u. Kaffee zur Verfügung gestellt. Zimmer, Flur u. Küche können jederzeit betreten werden. Ich selbst bin absolut zufrieden mit der Unterkunft gewesen.
Duschen sind vorhanden. Ist aber mit einem Verbot belegt. Kontrolliert wird’s nicht. Hab mich selbst daran gehalten. Die schlecht sprechende Spanierin gibt mir mit Händen u. Füssen zu verstehen, dass sie während ihrer 1. RJ-Therapie jeden Tag geduscht hätte. Fand ich Frech.
Einziger, aber auch gravierender Kritikpunkt: Aufgrund irgendeines Defektes empfing der Fernseher ausschließlich nur die öffentlich-rechtlichen Programme. Dies wurde während meiner Anwesenheit nicht behoben.

– Pflegepersonal:
Durchweg freundlich, hilfsbereit u. zuvorkommend. Kamen jederzeit ins Zimmer, sorgten sich u. hatten nicht die geringsten Berührungsängste.
Alles Super i. dieser Beziehung.

– Ärzte:
Chefarzt Dr. Bauer führte jede Visite bei allen Patienten persönlich durch, begrüßt u. verabschiedet sich dabei mit Handschlag. Nimmt sich Zeit u. gibt Auskunft auf alle Fragen. Ist sogar am Feiertag erschienen u. hat Visite u. Messungen selbst durchgeführt. Der ist sich für nichts zu schade u. nimmt auch mal Blut ab bei den Patienten. Fühlte mich bei ihm bestens aufgehoben. Bezeichnenderweise hatte ich fast keinen Kontakt mit anderen Ärzten, da er fast alles selbst übernommen hat.
Auch in dieser Beziehung alles Prima also.

– Essen:
morgens: Zwei Brötchen u. Marmelade. Mir hat es gereicht.
mittags: einigermaßen Ok. Man kann zwischen verschiedenen Menüs auswählen. Qualität eher mäßig.
abends: Miserabel. I. d. Regel zwei Scheiben Brot mit nem Schnibbel Wurst u. ner Scheibe Käse u. ein wenig Wurst- o. Nudelsalat aus der Dose.
Es kommt drauf an, was man so erwartet. Ich hätte es noch als ausreichend bewertet, meine Mitstreiter fanden es schlichtweg miserabel.
Meine Mitstreiter haben abends mehrfach Pizza/Salat über einen Lieferdienst bestellt. Die Abwicklung übernahmen die freundlichen Pflegekräfte.
Ich konnte wg. meinem Magen leider nichts bestellen, sonst hätte ich’s auch gemacht.
Wollte mich direkt nach der Entlassung mal richtig belohnen u. bin schnurstracks zu McDonalds gegangen. Musst dort feststellen, dass mein Geschmackssinn verloren gegangen ist durch die RJT. Muss mich daher ein wenig revidieren in meinem Urteil, da ohne Geschmackssinn auch noch so gutes Essen als fad empfunden wird.

Gesamturteil: Fühle mich insgesamt gut aufgehoben u. werde alle weiteren Anschlussbehandlungen auf jeden Fall ebenfalls hier durchführen lassen.

Besonderheit:
Ein sog. 24-Stunden-Uptake wurde bei mir nicht durchgeführt. Auch kam mir die erhaltene Dosis von 11700 Mbq sehr hoch vor. Der Professor begründete dies mit der Art des folikularen Tumors u. dessen schlechterer Speicherfähigkeit. Habe mich damit zufrieden gegeben. Denke auch das, mal abgesehen von Strahlenschäden, viel auch viel hilft (hope so).

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