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Studien zur RJT?

Studien zur RJT?

| Beitrags-ID: 252458

Hallo,
ich habe hier viele Berichte und interessante Seiten gelesen.
Mir ist nicht ganz klar geworden, warum die RJT zur Ablation ein Standard nach der Entfernung der Schilddrüse (wegen Karzinom) ist.
Gibt es eigentlich Studien, die einen langfristigen Vorteil beweisen?
Wenn ich es richtig verstanden habe, gibt es Länder, in denen keine RJT gemacht wird.

Viele Grüße

Bine2011
pap. SD-Ca pT3 pN1 (3/37) Mx ED 4/2011

Antwort auf: Studien zur RJT?

| Beitrags-ID: 356012

Hallo Sanne,

also zum einen werden durch das radioaktive Jod die restlichen Schilddrüsenzellen zerstört und wahrscheinlich auch evtl. Metastasen, wenn sie Jod aufnehmen, und zum zweiten kann man dann das Thyreoglobulin als relativ zuverlässigen Tumormarker verwenden.

Der TG Wert ist nur richtig aussagekräftig, wenn keine gutartigen Schilddrüsenzellen, die ja auch TG produzieren, vorhanden sind. Auf die RJT wird in der Regel nur dann verzichtet, wenn es sich um ein Mikrokarzinom, das die Kapsel nicht durchbrochen hat, handelt, also kaum ein Risiko besteht, dass es gestreut hat (low risk).

Der Vorteil ist also, dass dadurch eine zusätzliche „Behandlung“ stattfindet, dass eventuelle Rezidive durch den Tumormarker angezeigt werden und dass ein Rezidiv im Schilddrüsenbett und Umgebung durch eine Szintigrafie erkannt werden kann.

Es ist vielleicht vergleichbar mit der Chemotherapie z.B. nach Brustkrebs-OP, die ja auch vorsorglich gemacht wird, wobei die Neben- und Nachwirkungen dadurch sicher gravierender sind. Auch da ist umstritten, ob es einen langfristigen Vorteil bringt.

Es gibt eine Langzeitstudie, die den Vorteil beweisen soll. Vielleicht kann Harald weiterhelfen.

Ich habe nur diese Zusammenfassung auf englisch gefunden:

http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/1517360

LG
Sabine

Antwort auf: Studien zur RJT?

| Beitrags-ID: 356013

Hallo,

die Frage nach Studien, ist nicht so einfach zu beantworten.

Es gibt eine Reihe retrospektiver Studien (Auswertung von Daten im Nachhinein).
Die Ergebnisse von retrospektive Studien sind jedoch immer mit Vorsicht zu genießen, und sollten lediglich Anlass für Studien sein, in denen man prospektiv, randomisiert zwei verschiedene Therapiestrategien vergleicht.
Da beim papillären und follikulären Schilddrüsenkrebs Rezidive auch noch Jahre später auftreten ist dies ein sehr schwieriges Unterfangen.
Wobei das Auftreten eines Rezidivs ja auch noch nicht bedeuted, dass man an diesem Krebs dann auch verstirbt. Und erst recht kann ein erhöhter Tumormarker, auch völlig ohne Relevanz für die Lebensqualität und das Leben eines Menschen sein.

Die Frage ist, wann ist wie die Lebensqualiät, kommt dann auch noch dazu.
Hat man eine bessere Lebesnqualität, wenn man gleich radikal behandelt, oder hat man eine bessere Lebensqualität, wenn man erst behandelt, wenn das Rezidiv Beschwerden bereitet?

Die Ergebnisse der retrospektiven Studien zeigen, zum einen dass durch eine RJT weniger Rezidive in einem Zeitraum auftreten (Reiners; Auswertung des Würzburger Studienregisters). Auf der anderen Seite gibt es retrospektive Studien, die zeigen, dass über die Jahrzehnte mehr zweit Karzinome auftreten, bei denen die eine RJT hatten, als die die keine RJT hatten (siehe a: Studie: Späte Langzeitfolgen der Radiojod-Therapie? Hay , 2007).

In der amerikanischen ATA-Leitlinie differenzierter SDKrebs 09: Übersetzungen… gibt es ein Kapitel, in dem sich die Ärzte auf dem Hintergrund dieser Studien versuchen den Nutzen der RJT je nach Krankheitsstadium zu definieren:
siehe dort Tabelle 5: Wichtige Kriterien bei der Entscheidungsfindung, ob eine ablative Radiojodtherapie (RJT) durchgeführt werden soll (PDF).

Der Nutzen wird dort meist auf die Nachsorge reduziert, dass nach der RJT der TG-Wert eine guter Tumormarker ist.

Zur Problematik und Bedeutung des TG-Werts als Tumormarker, siehe FAQ: Thyreoglobulin und Nachsorge des Schilddrüsenkarzinoms

In den letzten Jahren gab es je eine prospektive Studie in England und in Frankreich, die die unterschiedliche Strahlendosen und unterschiedliche Vorbereitungen zur RJT (Unterfunktion vs zwei Spritzen rhTSH) verglichen.
siehe: Studien: Niedrig dosierte RJT und rhTSH in der Ablation.

Es sind nun sogar zwei neue Studien – je eine in England und eine in Frankreich – in Planung, in der verglichen wird, zwischen Patienten, die nur operiert wurden, und solchen die operiert wurden und eine RJT, bekamen.

Eine einfache Antwort zum Nutzen oder Schaden der RJT gibt es leider noch nicht und wird es wahrscheinlich nie geben, da immer Vor- und Nachteile abgewogen werden müssen.

Das Land, welche keine RJT macht ist Japan, und die Japaner behaupten, dass sie die gleich guten Ergebnisse haben, wie die Länder, die zusätzlich eine RJT machen.
(so auch wieder auf dem : 2nd World Congress on Thyroid Cancer, 10-14.7.2013.

Viele Grüße
Harald

Jj1
Nutzer*In
SD pap. Karzinom, OP. 4.7.2013

Antwort auf: Studien zur RJT?

| Beitrags-ID: 356014

Hallo Harald,

Danke für deine wie immer sehr informativen Zeilen.
Frage:könnte man denn die Folgebehandlungen wie RJD grundsätzlich ablehnen (was ich sowieso nicht vorhabe) oder besteht hier in Deutschland eine wie auch immer geartete Pflicht dazu?

Viele Grüße
Jürgen

Antwort auf: Studien zur RJT?

| Beitrags-ID: 356015

Hallo,

bezüglich der Radiojoddiagnostik in der Nachsorge gibt es unterschiedliche Empfehlungen in den europäischen und amerikanischen Leitlinien auf der einen Seite (unauffälliger TG; Jedoch wenn TAK vorhanden) und der Verfahrensanweisung der Deutschen Gesellschaft für Nuklearmedizin (einmal ein sauberes Szintigramm).

Kein Arzt kann einem zu einer Therapie und Diagnostik zwingen. Wenn man keine Therapie / Diagnostik möchte, sollte man dies gemeinsam mit dem Nachsorge-Arzt besprechen, und zu einer gemeinsamen Lösung kommen. Der Arzt sollte die Entscheidung des Patienten mittragen können.

Viele Grüße
Harald

Antwort auf: Studien zur RJT?

| Beitrags-ID: 356016

Das sind wirklich viele interessante Informationen.
Vielen Dank, dass Du die hier zusammengestellt hast, die hätte ich bestimmt nicht alle gefunden.
Die Studie über die niedrig dosierte RJT ist ja auch interessant, da immer noch die Standardtherapie angewendet wird.

Ist es denn evtl. sinnvoll die RJD nach der RJT erst nach 6 Monaten zu machen?
Ich habe es so verstanden, dass die RJT noch einige Zeit nachwirkt.

Viele Grüße

Antwort auf: Studien zur RJT?

| Beitrags-ID: 356017

Hallo,

auch diese Frage sollte man gemeinsam mit dem Arzt besprechen.

Es gibt Gründe schon nach 3 Monaten zu kontrollieren bzw. eine zweite RJT zu machen.

Wenn es nur um die Kontrolle geht, ob durch die RJT das verbliebene Restgewebe der Schilddrüse zerstört wurde, dann empfehlen die amerikanischen und europäischen Leitlinien, diese nach 6- 12 Monaten zu machen.

Viele Grüße
Harald

Anonym
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