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Tagebuch meiner Radiojodbehandlung in der Uni Göttingen

Marie33
Nutzer*In
SD-CA PT 3

Tagebuch meiner Radiojodbehandlung in der Uni Göttingen

| Beitrags-ID: 236146

Am 18. April 2005 habe ich zwischen 9.00 und 10.00 Uhr meinen Aufnahme-Termin.
Nachdem ich meine Krankenkassen-Versicherungskarte und die Einweisung an der Aufnahme abgegeben habe, werde ich sehr freundlich auf der Station im Keller in Empfang genommen.
Ich darf gleich in mein Zimmer und verabschiede mich von meiner Frau, die noch mit durfte (Wahrscheinlich ist gerade noch kein strahlender oder nicht mehr strahlender Patient auf Station.)
Das Zimmer in dem ich die nächsten Tage verbringen werde, ist klein aber ausreichend, es hat ein großes Fenster, welches ich öffnen kann und ich schaue auf grüne Büsche mit einer hohe grauen Mauer dahinter. Das Mobiliar ist zwar etwas älter, aber die Wände sind mit schönen Bildern geschmückt. Wenn es nicht diese Bleiwand gäbe, würde ich das Zimmer als normales, mit Geschmack verziertes Patientenzimmer bezeichnen.
Ich habe Fernsehen und Telefon und muss auch keine tägliche Leihgebühr dafür bezahlen. Nur die abtelefonierten Gebühren. Dafür darf man halt keinerlei Besuch empfangen.
Auf dem WC riecht es etwas eigentümlich, aber das liegt an dem Entsorgungsprogramm und ist erträglich. Eine Dusche gibt es nicht, aber dies wusste ich schon aus dem Patienteninfoblatt.
Dieses Patienteninfoblatt welches ich von meinem Arzt vorher bekommen habe, ist ausreichend informativ gewesen, so dass ich gut vorbereitet war auf das was mir bevorsteht.

Nachdem ich mich im Zimmer umgeschaut hatte, kam auch schon eine freundliche Schwester, die das übliche Aufnahmegespräch mit mir führt und mir Blut und Urin abnimmt.
Sie fragt mich sogar ob ich rauche und erklärt mir, dass ich tatsächlich trotz Sprinkleranlage am geöffneten Fenster einige Zigaretten rauchen dürfte. Sie überreicht mir einen Urinbecher mit Deckel, der halb mit Wasser gefüllt ist und deklariert ihn als Aschenbecher.
Später stellte sich die Stationsärztin bei mir vor und erklärte mir noch so einiges über den Ablauf.
Danach musste ich noch zum EKG und um 11.20 Uhr bekam ich von der Ärztin die Radiojodkapsel. Nun heißt es, kein unaufgefordertes bzw. nicht angekündigtes Verlassen des Zimmers mehr und wenn es an der Tür klopft, ab hinter die Wand.
Pünktlich nach 2 Stunden der Einnahme der Kapsel kommt mein heiß ersehntes Mittagessen, bis dahin war ich nämlich noch nüchtern.
Das Essen war für ein Großküchenessen OK!
Bis 15.30 Uhr passiert erstmal nix, dann kommt der Kaffee und um 19.30 Uhr das Abendbrot.
Übrigens erhalte ich das Essen heute am ersten Tag, in Wegwerf-Geschirr, welches sich morgen ändern soll.
Die Zeit dazwischen vertreibe ich mir an meinem Notebook, mit Fernsehen, Musik hören und ein gutes Buch habe ich auch noch mit.
Nun ist es 19.30 und ich denke von diesem Tag wird es nichts Interessantes mehr zu berichten geben. Im Allgemeinen ist hier alles besser als ich gedacht hatte … ich darf zwar nicht raus, aber alle sind hier sehr nett und erfüllen mir soweit wie möglich jeden Wunsch. Wenn ich wollte würden die Schwestern sogar für mich am Krankenhauskiosk einkaufen oder meine Telefonkarte wieder auffüllen … echt zuvorkommend!!!

19. April 7.30 Uhr, ich werde wach, da man so langsam Leben auf der Station hört.
Eine der Schwestern kommt herein, wünscht mir einen guten Morgen, erkundigt sich nach meiner ersten Nacht und fragt, was ich gern zum Frühstück hätte. Bisher habe ich hier noch keinen kennen gelernt der nicht freundlich oder sich keine Zeit für ein nettes Pläuschchen genommen hätte … sehr aufmunternd!!!
9.15 Uhr Visite: noch mal die Frage nach meinem Befinden und Auskunft über meine Blutwerte: Alles zufrieden stellend!!!
Heute wird bis auf eine Strahlenmessung nichts mit mir angestellt, also muss ich mal schauen, wie ich meinen Tag heute so gestallte.
9.45 Uhr Messung. Sieht alles so aus als würde ich schnell wieder hier herauskommen.
Ansonsten geschieht heute wirklich nichts Spannendes mehr, die Zeit vergeht von einer Mahlzeit zur anderen. Gegen Abend bekomme ich langsam Heimweh, obwohl mich viele liebe Freunde, Arbeitskollegen und natürlich meine Frau angerufen haben. Ich gehe früh schlafen, damit der Tag vorbei ist und ein neuer kommen kann.

20. April wieder 7.30 Uhr wecken, dann Frühstück, danach Strahlenmessung, kurze Visite und später Ganzkörperszintigramm. Körperlich habe ich keinerlei Beschwerden.
Ob ich morgen oder übermorgen Entlassen werde ist noch nicht raus. Heute fühle ich mich etwas niedergeschlagen, da mir die Decke auf den Kopf fällt. Und der heutige Tag wird wieder nur von Mahlzeit zu Mahlzeit vergehen.
Ich habe wirklich viel dabei, womit ich mich beschäftigen kann, die Schwestern sind weiter hin sehr nett zu mir und das Telefon klingelt weiterhin des öfteren, aber es ersetzt nicht meine Frau und mein Heim.
Außerdem hatte ich im Stillen gehofft morgen Entlassen zu werden, aber der Arzt hat mir diese Hoffnung etwas genommen. Meine Strahlenwerte und auch die anderen Werte sind wohl sehr gut, aber man wird mich wohl doch lieber zur Strahlenentlastung meiner Umwelt noch einen Tag länger hier behalten.
Ist schon ein komisches Gefühl: eigentlich merke ich gar nicht das ich strahle, aber als ich zum Ganzkörperszintigramm musste, bin ich mit der Schwester an einem Gerät vorbei gegangen, das fürchterlich piepst, wenn man strahlend an ihm vorbei geht. Die Schwester ging vor mir und es piepste nicht, dann kam ich und das Piepsen erschreckte mich sehr, obwohl sie mich vorgewarnt hatte. Außerdem musste ich Plastiküberschuhe über meine Schuhe stülpen. Das hört sich alles nicht schlimm an, ist es eigentlich auch nicht, aber heute geht es mir halt nicht so gut damit.
Dieser Tag ging vorbei wie jeder andere.

21. April ich habe doch noch die kleine Hoffnung heute entlassen zu werden, aber es heißt Abwarten und nicht zu Enttäuscht sein, wenn es nicht so ist.
Um 8.30 Uhr wird schon das Ganzkörperszinti gemacht (das Gerät vor der Tür hat heute gar nicht gepiepst, yippie), danach die tägliche Messung. Der Wert ist so niedrig, so dass ich eigentlich entlassen werden könnte, aber die Dame die die Messung durchführt sagte mir, dass der Arzt wohl noch Sammelurin von mir haben wollte und sie fragte mich ob er dies gar nicht mit mir besprochen hätte. Ich verneinte dies und wunderte mich: Wenn er Sammelurin von mir haben will, hätte ich damit doch schon heute Morgen anfangen müssen.
Na ja, kurze Zeit später kam der Arzt zu mir und sagte die Erlösenden Worte: „Sie dürfen heute gehen!“ Er gab mir meine Schilddrüsenhormone, die ich ab heute nehmen darf und macht noch ein Ultraschall von meinem Hals. Am Montag muss ich dann noch mal zum Ganzkörperszinti kommen.

Schnell rufe ich meinen Abholdienst (meine liebe Schwester, da mein Schatz leider arbeiten muss) an. packe meine Sachen und verlasse schnellst möglich meinen „Bunker“.
Am Montag werde ich noch eine Kleinigkeit für die Schwestern vorbeibringen, denn die haben wirklich alles getan, was sie für mein Wohlbefinden tun könnten.


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andrea181
Nutzer*In
SD-Krebs (pap. + Lindsay-Tumor)PT1

Antwort auf: Tagebuch meiner Radiojodbehandlung in der Uni Göttingen

| Beitrags-ID: 271150

Bei mir wurde das SD-Ca im Januar 2005 festgestellt und ich war im Feb. 05 zur RJT in Göttingen. Das Personal dort war sehr nett und hat es einem so erträglich wie möglich gemacht. Ist auch nicht der normale Ablauf den man von anderen Stationen im Krankenhaus kennt. Eigentlich eher wie im „Hotel“. Meine 2. RJT trete ich im Aug. 2005 an. Wird hoffentlich genauso umproblematisch wie im Feb.
Gruß Andrea 😉

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