Mutationen des Von-Hippel-Lindau-Genes und Hypoxie beim medullären Schilddrüsenkrebs (Koperek 2011)
Hallo,
bin vor ein paar Tagen auch über die Pressemitteilung (!) der Pathologen der Universität Wien (Peter Birner und Oskar Koperek der Arbeitsgruppe „Endokrine Pathologie“ am Klinischen Institut für Pathologie der MedUni Wien; Leitung: Dontscho Kerjaschki): gestolpert, die vor allem über die APA – Austria Presse Agentur verbreitet wurde.
Tiroler Tageszeitung 12.7.2011
Bei den Erkenntnissen handelt es sich um Grundlagenforschung, bis zur Therapie ist es jedoch meist noch ein ein sehr weiter Weg.
Da man Hypoxiepathways (Mechanismen, die durch Sauerstoffunterversorgung aktiviert werden und den Krebs aggressiver machen, Anm.) medikamentös blockieren kann, könnte dies eine neue Therapieoption für PatientInnen mit medullären Schildrüsenkarzinomen darstellen. Das muss aber erst noch untersucht werden.
Quelle Tiroler Tageszeitung 12.7.2011; Hervorhebung Harald
Vermutlich folgen erst noch weitere Studien an Mäusen mit bestimmten neuen Substanzen (diese werden leider nicht genannt) bevor man erste Studien an Patienten machen kann.
Normaler Weise finden solche Grundlagenforschungen in breiten Presse keine Gehör. Sie werden normaler weise in wissenschaftlichen Artikeln in Fachzeitschriften und auf Kongressen verbreitet. Die Pressemitteilung selbst dient meist nur dazu, die Leistung des Institut allgemein in der Öffentlichkeit hervorzuheben oder einen Sponsor zu befriedigen.
siehe Medizinische Universität Wien – Abteilung Öffentlichkeitsarbeit, Sponsoring und Fundraising
hier der Link zur original Presseaussendung 12.7.11:
Aktuelle Studie zeigt neue Therapieoption bei Schilddrüsenkrebs
Hier der Link zum Abstract der Studie
Koperek, O (et.al.)
Expression of hypoxia-associated proteins in sporadic medullary thyroid cancer is associated with desmoplastic stroma reaction and lymph node metastasis and may indicate somatic mutations in the VHL gene. in J Pathol. 2011 Apr 2011PubMed
Die APA – Austria Presse Agentur hat dann wohl einen Titel kreiert, der dann Interesse bei den Redaktionen weckte: „Sauerstoffmangel hilft Metastasen“ .
Diese Titel in der Presse suggerieren dann leider in der breiten Öffentlichkeit, die Patienten bräuchten nur genügend frische Luft, und sie bekomme ihre Metastasen in den Griff. Auch wenn man mit Spaziergängen und Bewegung an frischer Luft keinen direkten Schaden anrichtet, so wird dadurch doch psychischer Druck erzeugt.
Wie komplex die neue Entdeckung ist, wird zwar auch angedeutet, hängen bleibt jedoch meist nur die einfache Botschaft.
Bei einem Teil der Tumore fanden sich Mutationen des Von-Hippel-Lindau-Genes, das bei MTC bisher nicht bekannt waren und offenbar die Hypoxie [Sauerstoffmangel] auslöst.
[Hervorhebung Harald]
In der Grundlagenforschung läuft noch einiges mehr. Ich habe dies daher nicht hier rein gesetzt, weil für die Betroffenen diese Informationen noch keine aktuelle Relevanz haben.
Viele Grüße
Harald