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FAQ: Ernährung und Krebs

| Beitrags-ID: 254340

Update Studie zu Ballaststoffreicher Ernährung am 29.12.2021

Update der Linkliste (unten) am 09.12.2019

Ernährung und integrative Onkologie
Bericht über das Modul „Ernährung“ einer Fortbildungsreihe integrative Onkologie der Arbeitsgemeinschaft Prävention und Integrative Onkologie (PRiO) der Deutschen Krebsgesellschaft im August 2014 in Wiesbaden

Es ging in dieser Veranstaltung um die Rolle der Ernährung und des Lebensstils, bei der Prävention von Krebserkrankungen und bei Krebs erkrankten Menschen während oder nach der Therapie.
Es stellen sich vor allem zwei Fragen:

1. ) Kann man bestimmte Dinge essen bzw. tun oder weglassen, damit man sein persönliches Risiko an Krebs zu erkranken verringert?

2.) Kann man bestimmte Dinge essen bzw. tun oder weglassen, damit man sein persönliches Risiko auf ein Rezidiv verringert und/oder seine krankheitsbedingte Lebenserwartung verbessert?

Harte Evidenz ist bei diesen Fragen nur schwer zu erreichen, da praktisch alle Untersuchungen mehr oder weniger Daten im Nachhinein auswerten (= retrospektiv). Interventionsstudien sind schwierig durchzuführen und Verblindung ist praktisch unmöglich. Die gefundenen Zusammenhänge sind meist nur Korrelationen aus denen man nur mit Vorsicht auf kausale Zusammenhänge schließen darf.

Da Krebserkrankungen zunehmen (Inzidenz) mit der „Verwestlichung“ von Lebensgewohnheiten, z. B. von Menschen asiatischer Herkunft nach der Auswanderung in die USA, schloss man früh darauf, dass Ernährung und westlicher Lebensstil einen Einfluss auf das Krebsrisiko haben könnten.

In den 90er Jahren meinte man, dass mehr als 35 % aller Krebserkrankungen durch eine angepasste Ernährung vermieden werden könnten, insbesondere durch einen hohen Obst- und Gemüseverzehr.
Eine groß angelegte Beobachtungsstudie European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition (EPIC, 1997 – jetzt; siehe auch Studie: Weibliche Hormone und Schilddrüsenkrebs) relativiert diese Annahme erheblich. Übrig blieb, dass Rind- und Schweinefleisch in geringem Ausmaß Darmkrebs fördern, und es gibt Hinweise, dass ein hoher Obstkonsum sich positiv auf das Lungenkrebsrisiko und ein hoher Ballaststoffverzehr sich positiv aus das Darmkrebsrisiko auswirken könnte.

Ein eindeutiger Zusammenhang besteht zwischen Krebsrisiko und Alkoholkonsum, sowie Übergewicht, insbesondere Fettleibigkeit (BMI > 30), sowie dem metabolischem Syndrom.

Körperliche Aktivität, ob Alltagsaktivität oder gezielte sportliche Aktivität, vermindert vermutlich das Krebsrisiko.

Zur Frage, ob bestimmte Ernährungsformen, also Fleischkonsum gegenüber vegetarischer Lebensweise, Vorteile oder Nachteile haben, gibt es allenfalls Hinweise aus der Häufigkeit der Krebserkrankungen bei Anhängern dieser Ernährungsweisen. Die sind aber mit Vorsicht zu interpretieren, da Menschen mit verschiedener Ernährungsweise sich in der Regel auch in anderen Lebensstilfaktoren wie Rauchen, Alkoholkonsum oder körperlicher Aktivität voneinander unterscheiden. Versucht man diese Unterschiede herauszurechnen bleiben die Unterschiede bzgl. des Krebsrisikos bei den verschiedenen Ernährungsweisen gering.

Die meisten Studien zeigen leichte Vorteile für eine vegetarische Lebensweise, allerdings fand die sog. Heidelbergstudie leichte Vorteile für gesundheitsbewusste Nichtvegetarier gegenüber reinen Vegetariern. Empfohlen wird die sog. prudent diet mit wenig energiedichten Nahrungsmitteln, einem geringem Fleischverzehr und einem hohen Anteil an pflanzlichen Lebensmitteln. Auf Rauchen sollte nach Möglichkeit ganz, auf Alkohol weitgehend verzichtet werden. Der BMI sollte nach Möglichkeit im Normalbereich gehalten werden.

Eine vegetarische und auch eine vegane Lebensweise ist nicht von Nachteil, letztere muss aber im Hinblick auf die Gefahr der Unterversorgung mit essentiellen Nährstoffen gut geplant sein. Das betrifft insbesondere Eisen, Vit. D, Vit. B12, Omega-3-FS und Folsäure.
Die genannten Empfehlungen sind im wesentlichen auch für bereits an Krebs erkrankte Menschen anwendbar. Was im Hinblick auf die Prävention sinnvoll ist, macht auch für die Verminderung des Rezidivrisikos, die Sicherung der Lebensqualität und die Verbesserung der Gesamtprognose Sinn.

Zu beachten ist, dass insbesondere bei fortgeschrittener Erkrankung und während oder nach aggressiven Therapien eine Auszehrung (Kachexie) auf jeden Fall vermieden wird. Auszehrung macht man nicht mehr am Gewicht oder BMI fest, sondern am relativen Gewichtsverlust und betrachtet einen Verlust von 2-5 % der Körpermasse innerhalb von 3 Monaten als Fehlernährung und darüber als Auszehrung.

Für Schilddrüsenkrebspatienten ist dies im Zusammenhang mit fortgeschrittener Erkrankung und Therapien, wie Bestrahlung und Tyrosinkinase-Inhibitoren, von Bedeutung.

Die Gefahr der Kachexie ist insbesondere beim Umstieg auf eine vegetarische Ernährungsweise zu beachten, weil diese oft mit einem Gewichtsverlust verbunden ist. Bei Übergewicht sollte eine Reduzierung langsam erfolgen. Evtl. kann bei Auszehrung oder drohender Auszehrung wegen des höheren Energiegehaltes eine eher fett- als kohlehydratbetonte Ernährungsweise günstig sein, jedoch nicht im Sinne einer ketogenen Diät.

Ferner gibt es Hinweise, dass eine Ernährung mit hohem Ballaststoffgehalt und niedrigem Fettgehalt eher mit geringerer Fatigue-Häufigkeit einher geht.

Anti-Krebsdiäten?
Sowohl zur Prophylaxe als auch zur Behandlung, zur Unterstützung oder gar als alleiniges Heilmittel, werden eine Reihe Krebsdiäten angepriesen. Keine von ihnen ist nachgewiesenermaßen wirksam. Die meisten sind aus ernährungswissenschaftlicher und onkologischer Sicht bedenklich oder gefährlich. Zur Zeit beworben werden besonders folgende :

Breuß Kur:
Nur Säfte aus Roter Beete, Sellerie, Rettich, Kartoffeln, Möhren 42 Tage lang.
Gefahr: Verzicht auf jegliche andere Therapien, gefährlich, da stark zehrend.

Gerson Diät:
Streng salzarm vegetarisch, mindestens 10kg (!) Gemüse/Tag als frischer Saft, 3-4 Kaffeeeinläufe/Tag, ggf. kombiniert mit Laetrile.
Gefahr: Elektrolytentgleisungen, div. Mangelzustände

Makrobiotik:
Wenig trinken, viel Salz, Vitamin C unnötig, Gemüse nie als Rohkost, keine Milch, kein Fleisch, keine Konserven, 50-60 % Reis, 25-30 % Gemüse, 5-10 % Hülsenfrüchte.

Gefahr: sehr einseitige Ernährung, Vitaminmangel, Hypertonie

Ketogene Ernährung (Dr. Coy):
Kohlenhydrate < 10 % der Gesamt-energie, Eiweiß 20-25 %, Fette 65- 70 %, dazu div. Supplemente, die in einem eigenen Shop verkauft werden.

Gefahr: Ketonkörper können Übelkeit, Appetitmangel und in Folge (grundsätzlich unerwünschter) Gewichtsverlust, Sedierung, fehlendes Durstgefühl und in Folge Dehydration erzeugen.
Bei schneller Umstellung Hypoglykämie möglich, Metabolische Azidose, Hyperlipidämie.
Krebszellen wachsen auch auf Ketonkörpern, Ketonkörper können die Entwicklung von Tumorzellen hin zu Krebsstammzellen fördern.

Link-Empfehlungen zur Ernährung und Krebs:

Studien:

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  • Dieses Thema wurde geändert vor 2 Jahre, 3 Monaten von Harald.
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Antwort auf: FAQ: Ernährung und Krebs

| Beitrags-ID: 363451

Hallo,

wer einen etwas tieferen Einblick gewinnen möchte, kann sich den
Second Expert Report:
Food, Nutrition, Physical Activity, and the Prevention of Cancer
des World Cancer Research Fund / American Institute for Cancer Research
als Ganzes oder in einzelnen Kapiteln herunterladen.

Der Report markiert den Stand der Dinge in 2007, ist also nicht ganz taufrisch aber dürfte auch noch halbwegs aktuell sein

http://www.dietandcancerreport.org/expert_report/report_contents/index.php

Ich hab ihn auch noch nicht ganz gelesen (sind über 500 Seiten) und bin anlässlich einer in den Medien nicht ganz zutreffend beschriebenen Studie (was eher harmlos ausgedrückt ist) über den Zusammenhang zwischen gewebespezifischer Stammzellteilungrate und Lebenszeitkrebsrisiko für verschiedene Krebsarten gestoßen.

Viele Grüße
Karl

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Antwort auf: FAQ: Ernährung und Krebs

| Beitrags-ID: 363452

Hallo,

über mögliche Folgen einer Mangelernährung von Krebspatient*innen durch Krebsdiäten beichtet Dr. Klaus Fleck in Medscape (5.3.2018) über einen Vortrag von Nicole Erickson, Ernährungswissenschaftlerin und Diätassistentin vom Comprehensive Cancer Center am Klinikum der Universität München, auf dem 33. Deutschen Krebskongress in Berlin:

    Oft vernachlässigt: So beraten Sie Patienten zu Krebsdiäten – damit Sie nicht in eine Mangelernährung schlittern

Es wird u.a. auf ein Review zur ketogenen Diät verwiesen, welche bislang kein Nutzen für Krebspatienten nachweisen konnte:

Mögliche dokumentierte Nebenwirkungen dieser Diät sind etwa Dehydratation, Kardiomyopathie, gastrointestinale Symptome oder Nephrolithiasis.

    Original Titel:
    Systematic review: isocaloric ketogenic dietary regimes for cancer patients.

    Autor*innen:

    Erickson N, Boscheri A, Linke B, Huebner J

    in:
    Med Oncol. 2017 May;34(5):72.
    doi: 10.1007/s12032-017-0930-5
    Abstract auf PubMed

Viele Grüße
Harald

1 Nutzer*in hat sich für diesen Beitrag bedankt.
dkr

Antwort auf: FAQ: Ernährung und Krebs

| Beitrags-ID: 363453

Hallo,

einen allgemeinverständlichen Überblick zum Thema Ernährung und Krebs gibt es auch auf dem Onko-Portal der Deutschen Krebsgesellschaft.

https://www.krebsgesellschaft.de/basis-informationen-krebs-bewusst-leben-ernaehrung.html

Viele Grüße
Karl

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Antwort auf: FAQ: Ernährung und Krebs

| Beitrags-ID: 363450

Rund 40 Prozent der Krebsneuerkrankungen in Deutschland könnten durch eine gesunde Lebensweise vermieden werden, knapp 8 Prozent allein durch eine vielseitige und ausgewogene Ernährung. Auf dieses ungenutzte Potenzial der Krebsprävention machen das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) und die Deutsche Krebshilfe mit der diesjährigen Nationalen Krebspräventionswoche vom 14. bis 18. September aufmerksam. Der Berliner Meisterkoch Thomas Kammeier unterstützt die Aktion „Krebsrisiko senken mit Messer und Gabel“ mit Rezepten für fünf gesunde Gerichte, die Betriebskantinen in ganz Deutschland während der Aktionswoche auf den Speiseplan setzen.

In der Anlage die Presseinformation.

viele Grüße,
Harald

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