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Studie: höheres Risiko für Zweitkrebs nach RJT (Sawka 2009)

Studie: höheres Risiko für Zweitkrebs nach RJT (Sawka 2009)

| Beitrags-ID: 249669

Hallo,

in der Amerikanische Leitlinie Differenzierter Schilddrüsenkrebs 2009 wird in Kapitel [C23] eine Studie von Sawka AM et al (2009) zum Risiko eines Zweitkrebs nach RJT zitiert.

    Sawka AM et al:
    Second primary malignancy risk after radioactive iodine treatment for thyroid cancer: a systematic review and meta-analysis.
    in Thyroid. 2009 May;19(5):451-7.Abstract auf pubMed

Diese Studie basiert auf der Analyse von zwei mulit-centrischen Studien aus Europa und Nord-Amerika. Es wurden die Daten von Schilddrüsenkrebspatienten mit und ohne Radiojodtherapie verglichen.
Der Zeitpunkt der Daignose Schilddrüsenkrebs musste mindestens 2-3Jahre zurückliegen.
Das relative (!) Risiko für einen Zweitkrebs um den Faktor 1,19 erhöht bei den Schilddrüsenkrebspatienten mit Radiojodtherapie.
Das relative (!) Risiko für eine Leukämie war um den Faktor 2,5 erhöht bei den Schilddrüsenkrebspatienten mit Radiojodtherapie.

Bei Blasen- , Brustkrebs, Krebs des zentrales Nervensystem, Magen- und Darmkrebs, Bauchspeicheldrüsen-, Nieren-, Lungen- und Hautkrebs wurde keine höheres Risiko zwischen Schilddrüsenkrebspatienten mit und ohne Radiojodtherapie festgestellt.

Leider werden über das Abstract nicht die absoluten Risiken genannt, weil nur diese uns Patienten ein Gefühl dafür geben können, wie hoch wirklich das individuelle Risiko ist.

Inwieweit das Risiko für einen Zweitkrebs durch die Radiojodtherapie erhöht ist, ist u.a. auch umstritten, weil andere Studie zeigten, dass Schilddrüsenkrebspatienten generell ein höheres Risiko für einen Zweitkrebs haben. (Zum Teil schon vor der Diagnose Schilddrüssenkrebs und unabhänig davon, ob eine RJT gemacht wird oder nicht.)

Die Autoren der Amerikanische Leitlinie Differenzierter Schilddrüsenkrebs 2009 empfehlen u.a. auf Grund der Studie von Sawka et al., aber auch auf Grund andere Studien, die zu anderen Ergebnissen kommen, dass Patienten, die eine Gesamtdosis von mehr als 500–600 mCi (mehrere RJTs) erhalten haben, über das leicht erhöhtes Risiko für eine Leukämie und einen Zweitkrebs aufgeklärt werden sollen.
Aufgrund der geringen Studienqualität ist dies nur eine Empfehlung beruhend auf Expertenmeinung.

RECOMMENDATION 71
Because there is no evidence demonstrating a benefit of
more intensive screening, all thyroid cancer patients should
be encouraged to seek age-appropriate screenings for
cancer according to routine health maintenance recom-
mendations. Patients who receive a cumulative 131I activity
in excess of 500–600 mCi should be advised that they may
have a small excess risk of developing leukemia and solid
tumors in the future. Recommendation rating: C

weiteren Links über die Forums-Gruppe: Zweitkrebs: Leukämie, Brust- und andere Krebserkrankungen

Viele Grüße
Harald

Antwort auf: Studie: höheres Risiko für Zweitkrebs nach RJT (Sawka 2009)

| Beitrags-ID: 343959

Hallo,

eine grobe Abschätzung des absoluten Risikos ist z.B. anhand der Krebsstatistik 2006 möglich:

Das gesamte Lebenszeitrisiko an Leukämie zu erkranken liegt nach dieser Veröffentlichung für Männer bei 1,1% (absolut einer von ca. 91) und für Frauen bei 0,83 % (absolut eine von ca. 120)

Eine relative Erhöhung des Risikos eine Faktor vvon 2,5% würde für Männer ein Lebenszeitrisiko von 2,75 % (einer von 37) und für Frauen von 2,07% (eine von 48) bedeuten.

Allerdings ist die Angabe von solchen Zahlen ebenfalls noch problematisch, da ja die SD-Krebsdiagnose (und damit die RJT) in der Regel erst in höherem Alter gestellt wird und die Erkrankungswahrscheinlichkeit z.B. eines 50 jährigen vorher noch nicht an Leukämie Erkrankten für den Rest seines Lebens geringer ist als das gesamte Lebenszeitrisiko. Man sollte solche Statistiken immer sehr genau lesen, bevor man für sich selbst daraus Folgerungen zieht, insbesondere etwa mit dem Gedanken spielt, eine indizierte RJT abzulehnen. Aber man sollte das erhöhte Risiko eben auch vielleicht im Hinterkopf behalten, wenn es um die Frage geht, bei einem im Gesunden resezierten Mikrokarzinom eher auf eine RJT zu verzichten.

Eine andere Zahl aus den Leitlininie besagt z.B., dass zusätzlich 0,8 Fälle von Leukämie pro GBq und 10.000 Personenjahren auftreten. Das heißt, es erkranken 0,8 von 10.000 Personen, die sich einer RJT mit 1GBq unterzogen haben, zusätzlich zur normalen Rate innerhalb eines Jahres an Leukämie oder eben auch ca. 9 von 10.000 Personen, die eine Hochdosis-RJT von 11 GBq hatten.

Viele Grüße
Karl

Ich muß mit der Gewohnheit brechen, ehe sie mich gebrochen hat.
G.C.Lichtenberg

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Antwort auf: Studie: höheres Risiko für Zweitkrebs nach RJT (Sawka 2009)

| Beitrags-ID: 343960

Hallo zusammen,

ich bin jetzt kein medizinischer Experte, aber verstehe ich es richtig, dass die Kontroll RJT ein erhöhtes Krebsrisiko für SD und andere Krebsarten darstellt?
Ich bin übrigens noch unter 30 Jahre alt, falls das einen Einfluss hat.

Bei mir wird 2012 nach den üblichen 5 Jahren eine Kontroll RJT mit einer geringen Dosis durchgeführt.

Einen und sechs Monate nach der SD Operation wurden zwei ablative RHT Therapien durchgeführt und dann noch eine Kontrolle ein wenig später mit einer geringen Dosis.

Vielen Dank

Michaela78Verstorben 04.2008: follikuläres Schilddrüsenkarzinom pT2(3) - ✝ 04.2019

Antwort auf: Studie: höheres Risiko für Zweitkrebs nach RJT (Sawka 2009)

| Beitrags-ID: 343961

Hi Zusammen!

Was mich noch interessieren würde, inwiefern verschiedene Untersuchungen auch Einfluss auf das Risiko haben?

Zum einen hatte ich zwei RJT, eine Hochdosis RJT und eine RJD.
Dazu gesellen sich mittlerweile 4PET-CTs, 2 Knochenszitins und diverse MRTs,
Da bekommt man doch zum Teil auch radioaktives Zeug gespritzt bzw. wird Strahlen ausgesetzt.

Oder sehe ich das falsch?

Gruß Michaela

Antwort auf: Studie: höheres Risiko für Zweitkrebs nach RJT (Sawka 2009)

| Beitrags-ID: 343962

Hallo,

hier noch mal die Aussage der Amerikaner von meinem ersten Beitrag oben mit entsprechender Hervorhebung:

Die Autoren der Amerikanische Leitlinie Differenzierter Schilddrüsenkrebs 2009 empfehlen u.a. auf Grund der Studie von Sawka et al., aber auch auf Grund andere Studien, die zu anderen Ergebnissen kommen, dass Patienten, die eine Gesamtdosis von mehr als 500–600 mCi (mehrere RJTs) erhalten haben, über das leicht erhöhtes Risiko für eine Leukämie und einen Zweitkrebs aufgeklärt werden sollen.
Aufgrund der geringen Studienqualität ist dies nur eine Empfehlung beruhend auf Expertenmeinung.

Und zu Michaela, das siehst Du richtig, die Strahlenbelastung durch Knochenszinti, CT sowie durch die radioaktive Substanz bei der PET werden hier nicht erfasst. (Die MRT hat keine Strahlenbelastung).

Mir sind keine Studien bekannt bei der die Strahlenbelastung durch unterschiedliche Diagnostik-Verfahren zusammengerechnet werden.

Eine Diagnostische Untersuchung mit Strahlenbelastung sollte man daher auch nur machen, wenn man sich dadurch irgendeinen Nutzen verspricht, dieser muss in Verhältnis stehen zu den Risiken der Strahlenbelastung.

Viele Grüße
Harald

finefreitag
papilläres schilddrüsenkarzinom

Antwort auf: Studie: höheres Risiko für Zweitkrebs nach RJT (Sawka 2009)

| Beitrags-ID: 343963

Hallo.

Bei mir wird gerade auf Leukämie getestet. Meine Leukozyten sind schon länger unter dem Normbereich. Nach der letzten RJT mit 7,33 GBq J-131 NaJ sind die Werte weiter deutlich gesunken und die Knochenschmerzen werden mehr. Ich hatte eine Szintigraphie die ohne Befund war (also keine Metastasen oder ein primärer Knochenkrebs) auf den Befund der Knochenmarkspunktion warte ich noch. Wenn ich das Ergebnis der Studie sehe würde sich für mich einiges erklären. 😯

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