Studie: Wachstum/Stabilität von Lymphknotenmetastasen (Rezidiv) im Hals nach einer Schilddrüsenoperation (Tomoda 2016)
Autoren:Chisato Tomoda, Kiminori Sugino, Kenichi Matsuzu, Takashi Uruno, Keiko Ohkuwa, Wataru Kitagawa, Mitsuji Nagahama, und Koichi Ito
alle am Ito Hospital, Tokio, Japan .
In: Thyroid. 2016 Dec;26(12):1706-1711. Epub 2016 Oct 12.
Abstract auf PubMed
Hallo,
allgemein ist bekannt, dass Lymphknotenmetastasen im Hals (cervical) relativ häufig beim papillären Schilddrüsenkarzinom – nach einer Schilddrüsenoperation – durch den Ultraschall entdeckt werden. Die meisten Patienten mit Lymphknotenmetastasen haben dennoch eine sehr gute Prognose. Es wird daher neuerdings in Betracht gezogen, diese Lymphknotenmetastasen bei ausgewählten Patienten zu beobachten (watchful waiting).
Auf der anderen Seite gibt es auch Patienten, deren Lymphknotenmetastasen weiter wachsen, zum Problem werden, und auch zum Tode führen können.
Die Ärzte am Ito Hospital in Tokio haben daher versucht, in einer retrospektiven Studie Merkmale zu finden, wann Lymphknotenmetastasen behandelt werden müssen, und wann man sie einfach weiter beobachten kann.
In dieser Studie gingen die Daten von 83 Patienten ein, die diesem watchful waiting entsprechen. Sie hatten nach einer Schilddrüsenoperation (40 Total, 38 Lobectomy, 5 nicht bekannt) ohne und mit Neck Dissection (63 lateral, 15 nur central, 5 nicht bekannt) ein Rezidiv in Form von Lymphknotenmetastasen hatten (Bestätigt durch die Bestimmung des Thyreoglobulin (Tg) im washout einer Feinnadelpunktion).
Nicht in die Studie aufgenommen wurden:
Ergebnisse:
Die 15 Männer und 68 Frauen waren zum Zeitpunkt der ersten Operation im Mittel 50,6 Jahre alt (18-80):
Die Autoren der Studie schlagen aufgrund dieser Ergebnisse vor, dass
neben statischen Prognosefaktoren (Alter, Tumorgröße, Wachstum außerhalb der Schilddrüse, Lymphknoten- und Fernmetastasen) für eine weitere Therapieentscheidung (weitere Operationen, Radioiodtherapie, …) auch dynamische Prognosefaktoren in Betracht gezogen werden sollen.
Bei durch den Ultraschall entdeckten Lymphknotenmetastasen schlagen sie vor, dass das für und wider einzelner Therapien mit dem Patienten besprochen werden muss.
Lymphknoten, die größer als 10 mm und ein Wachstum von mehr als 3mm haben sollten zunächst mit einem Tg-Washout der Feinnadelpunktion als Lymphknotenmetastasen bestätigt werden.
Auch wenn die chirurgische Entfernung der Lymphknotenmetastasen einen theoretischen Vorteil habe, so könne eine Operation Auswirkungen auf die Lebensqualität haben, auch müsse man die Patienten darauf hinweisen, dass die chirurgische Entfernung von Lymphknotenmetastasen in Studien bislang nicht nachweisen konnte, dass dadurch das Gesamtüberleben verlängert werde.
[Zu einem ähnlichen Ergebnis, gleich falls retrospektiv kommt auch diese neuere Auswertung des US-amerikanischen Krebsregisters:: Studie: Bildgebung nach Primärtherapie – Nutzen?(Benrjee 2016)]
Viele Patienten mit kleine Lymphknotenmetastasen, die im Ultraschall entdeckt werden, hätten eine sehr gute Prognose, und die Lymphknotenmetastasen würden stabil bleiben.
Wachsen die Lymphknotenmetastasen mehr als 3mm pro Jahr seien weitere therapeutische Schritte notwendig, weil das Wachstum zum Tode führen könne.
Kommentar Harald:
Die Ergebnisse dieser und andere retrospektiven Studien sind immer mit Vorsicht zu genießen, da man nicht weiß, ob diese Patienten unbewusst nach bestimmten Kriterien für das watchful waiting ausgewählt wurden.
Auch zeigen die Daten, dass in Japan nicht nur die Radioiodtherapie weniger zum Einsatz kommt, auch scheint das chirurgische Vorgehen anders zu sein. Obgleich nur 40 Patienten eine totale Schilddrüsenoperation hatten, wurde bei 63 Patienten lateral die Lymphknoten entfernt.
Als einzige Therapie im wathful waiting wurde außerdem eine aggressive TSH-Unterdükung angewendet:
[Ein statistische Auswertung zum TSH-Wert findet sich nicht in der Studie]
siehe dazu die retrospektiven US-amerikanischen Studien, die zeigten: aggressive TSH-Unterdrückung nicht notwendig(Carhill 2015)
Viele Grüße
Harald
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