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Review: Postoperative kognitive Dysfunktion (Feinkohl 2017)

| Beitrags-ID: 256981

Hallo,

das allgemeine Risiko von kognitiven Beeinträchtigungen bei Operationen wird oftmals vernachlässigt in der Aufklärung, aber auch in der Wahrnehmung und Behandlung von Schilddrüsenpatienten.

In unserer Broschüre Knoten der Schilddrüse und ihre Behandlung weisen wir in Kapitel 5.3. Risiken der Operation auch darauf hin, dass es das Risiko eines Delirium nach Narkose (postoperativen Delirs =POD) gibt.

Delirium nach Narkose
Je nach Schwere und Dauer der Operation entwickeln zwischen 15% und 50% der Patienten ein postoperatives Delirium (=lateinisch: aus der Spur geraten). In der Altersgruppe zwischen 18-59 Jahre habe bei der Entlassung noch 30% kognitive Defizite, auch 3 Monate nach der Operation leiden noch bis zu 5% unter Konzentrationsschwierigkeiten, die die Lebensqualität erheblich einschränken. Bei älteren Patienten ist der Anteil mit Konzentrationsproblemen nach einer Narkose noch höher.
(Quelle: Pharmazeutische Zeitung; 41/2009)

In diesem Review/Metanalys von Insa Feinkohl und KollegInnen geht es um postoperative kognitive Dysfunktion (POCD), die weniger massiv ist und wieder zurückgehen soll innerhalb ein paar Tagen oder Monaten (bis zu 6 Monate).

Die POCD tritt bei bei 10–54 % der Patienten nach einer Operation auf, wobei älterer Patienten stärker betroffen sind.

Die Metaanalyse (Zusammenführung mehrerer exisiterender Studien) untersucht, ob Menschen mit höherer Bildung, und so wird vermutet mehr Reserven, um eine geistige Beeinträchtigung auszugleichen, ein geringeres Risiko haben, eine POCD zu bekommen.
Diese Annahme wurde der Metaanalyse bestätigt.

Es wurden insgesamt 15 Studien aus 13 Ländern gefunden, die Patienten in einem Zeitraum von 1 Tag bis 6 Monate nach einer Operation untersuchten.

Als mögliche Ursachen für die POCD wird in den Studien operations-induzierte Entzündungen sowie anästhesie-induzierte Neurodegeneration genannt.

Ein höheres Risko solle auch bei Diabetes und Übergewicht bestehen.

Die Studie kommt zum Schluss, dass die Risikostratifikation von chirurgischen Patienten anhand ihres Bildungsniveaus sinnvoll sei.

Viele Grüße
Harald