Halb- oder ganzseitige Entfernung bei Krebsverdacht?
- Dieses Thema hat 20 Antworten und 6 Teilnehmer, und wurde zuletzt aktualisiert 09.06.2016 - 17:18 von Harald.
Halb- oder ganzseitige Entfernung bei Krebsverdacht?
Hallo,
ich brauche leider ganz dringend Eure Meinung: nNach meiner letzten Schwangerschaft wurden in meinem rechten Schilddrüsenlappen kalte Knoten festgestellt. Im Ultraschall sieht insbesondere einer davon sehr verdächtig aus. Etwa 3 cm, echoarm, stark durchblutet, mikro Kalkspots und derb/fest. Die Punktion war unauffällig und die Mibi szintigrafie nicht eindeutig. Calcitonin wert war unauffällig und Schilddrüsenwerte auch. Jetzt soll am Montag der rechte Lappen entfernt werden. Der linke ist klein und ohne Knoten.
Ich habe leider ein schlechtes Gefühl und rechne schon damit, dass es ein karzinom ist. Da ich größte Angst vor einer zweit-op zur Komplettierung habe frage ich mich nun, ob es nicht mehr Sinn macht, direkt die gesamte Schilddrüse zu entfernen. Wenn es dann Krebs ist brauche ich wenigstens nicht nochmal in den ob mit den erhöhten Risiken…. Und wenn es (hoffentlich) keiner ist, brauche ich wenigstens nie wieder diese Sorgen haben (ich habe drei kleine Kinder – für mich ist das gerade alles ein Alptraum
Daher meine Frage an euch: macht es von der hormoneinstellung, Lebensqualität etc einen Unterschied ob halb oder ganzseitig? Hormone müsste ich auch nach der halbseitigen Entfernung nehmen.
Bitte antwortet schnell, morgen ist ob Vorbereitung und Montag op!!
Danke! Eure Philina
Antwort auf: Halb- oder ganzseitige Entfernung bei Krebsverdacht?
Hallo Philina,
gibt es in dem Spital, in welchem du operiert wirst, die Möglichkeit, dass während der OP ein sogenannter „Schnellschnitt“ (Gefrierschnitt) gemacht wird? Das Ergebnis kommt noch während der Operation und der Arzt weiß dann, ob Krebs oder nicht und kann je nach Vereinbarung mit dir auch dann nur die halbe SD entfernen. ( Allerdings habe ich schon gehört, dass auch bei einem negativen Ergebnis trotzdem nach der Histologie noch Krebszellen gefunden werden können, der Schnellschnitt ist also nicht ganz zu 100% aussagekräftig, aber es wäre eine Option.)
Zur Einnahme der Hormone: Ich habe von verschiedenen Seiten gehört, dass es fast gar einfacher sei, die Hormone bei einer komplett entfernten SD einzustellen, als bei einer halben. Du hast Recht, schlucken muss man sie dann natürlich sowieso täglich.
Ich wünsche dir alles, alles Gute, bitte halte uns auf dem Laufenden!
Herzlichst Schlittenhund
Antwort auf: Halb- oder ganzseitige Entfernung bei Krebsverdacht?
Danke für die schnelle Antwort! Ja, ein Schnellschnitt wird gemacht. Habe mir das lukaskrankenhaus in Neuss ausgesucht und werde von Prof goretzki operiert. Allerdings habe ich auch schon sehr oft gelesen, dass erst die endgültige Histologie den Krebs entdeckt. Darum stelle ich mir ja die frage…
Antwort auf: Halb- oder ganzseitige Entfernung bei Krebsverdacht?
Hallo,
Erstmal bist du bei Prof. Goretzki in besten Händen. Ja bei einem Schnellschnitt kommt nicht immer heraus, dass es bösartig ist, aber schon recht oft, eine 100% Sicherheit Hast du erst wenn der Pathologen fertig ist.
Das hilft dir nicht wirklich weiter, ich weiß. Ich kann dir nur eins sagen, Schilddrüsekrebs ist sehr gut behandelbar, die Überlebenrate liegt bei 97%, also mach dir nicht so viele Sorgen.
LG
BeateDue
Laufe nicht der Vergangenheit nach und
verliere dich nicht in der Zukunft.
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Buddhistische Weisheit
Antwort auf: Halb- oder ganzseitige Entfernung bei Krebsverdacht?
Hallo,
zu deiner Frage, ob es einen Unterschied macht bei der Schilddrüsenhormonsubsitution, ob man eine ganze oder halbe Schilddrüse hat.
Von den Patienten, die die ganze Schilddrüse entfernt bekommen haben, habe 5-15% Probleme mit der Substitution (Zahlen für mit halber Schilddrüse habe ich leider nicht).
siehe dazu Europäische Leitlinie zur L-T4 und L-T3-Substitution (2012).
Ein eigenes Organ und sei es nur noch ein halbes ist immer besser als gar keines mehr. Die Schilddrüse setzt ganz anders Schilddrüsenhormone frei nach Bedarf wie es eine Tablette nie können wird.
Eine Hemithyreoidektomie hat auch weniger Risiken als eine totale Entfernung der Schilddrüse.
Viele Grüße
Harald
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Antwort auf: Halb- oder ganzseitige Entfernung bei Krebsverdacht?
Vielen lieben Dank für die Antworten und den Zuspruch! Vielleicht kann ja noch jemand schreiben?
Es ist leider nicht einfach, sich wenig Sorgen zu machen…
Danke!!
Antwort auf: Halb- oder ganzseitige Entfernung bei Krebsverdacht?
Hallo Philinia,
also wenn der Knoten in der Feinnadelpunktion unauffällig war (und nicht etwa uneindeutig), dann operiert man ja „nur“ weil der Knoten im Ultraschall auffällig war.
Bei einem unauffälligen Ergebnis in der Feinnadelpunktion (Bethesda II) ist das Risiko, dass es doch Krebs ist nur bei 0-3% siehe Kap 3.1. Knoten und Krebsverdacht unserer Broschüre Knoten der Schilddrüse.
Nach der AWMF-Leitlinie zur Schilddrüsenoperation (benigne) 2015 wird auch betont, dass man für jeden Schilddrüsenlappen eine eigene Indikation für eine Operation stellen muss.
Also ich denke, das Vorgehen ist das, wie am besten die unterschiedlichen Risiken gegeneinander abgewogen werden.
Viele Grüße
Harald
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Antwort auf: Halb- oder ganzseitige Entfernung bei Krebsverdacht?
Danke Harald für die aufmunternden Worte! Die op habe ich jetzt hinter mir und der Schnellschnitt hat ein papilläres karzinom nahezu ausgeschlossen. Es sind aber irgendwelche follikulären veränderungen aufgefallen. Jetzt wird in der endgültigen histologie noch untersucht, ob die gut- oder bösartig sind 😓. Wie häufig ist sowas denn gutartig?? Hab jetzt wieder ziemliche Angst… Zudem die follikulären keine sooo guten Heilungschancen haben!? Bin ganz schön fertig mit den Nerven…
Viele Grüße,
Eure Philina
Antwort auf: Halb- oder ganzseitige Entfernung bei Krebsverdacht?
Hallo Philinia,
wie häufig im Schnellschnitt follikuläre Adenome (gutartig) im Vergleich zu Schilddrüsenkrebs diagnostiziert wird, kann ich dir nicht sagen.
Follikuläre Veränderungen bedeutet übrigens nicht, dass wenn es Krebs ist, es dann auch ein follikuläres Schilddrüsenkarzinom ist.
Es kann auch eine follikuläre Variante des papillären Schilddrüsenkrebs sein, und wenn dieses eingekapselt ist – was sehr häufig vorkommen soll – dann soll dieser Krebs auch nach einer neuest Empfehlung von Pathologen nicht mehr Krebs genannt werden. Die OP ist vollkommen ausreichend als Therapie.
Ärzteblatt 18.4.2016
http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/66348
Und selbst wenn es das follikuläre Schilddrüsenkarzinom ist, dann unterscheidet man zwischen dem minimalinvasiven (was häufiger vorkommt; auch hier ist die Prognose so gut, dass die OP als Therapie ausreicht), und dem grobinvasiven Schilddrüsenkrebs (das ist seltener und hat eine schlechtere Prognose im Vergleich zu den guten Prognosen der anderen genannten Varianten; im Vergleich zu anderen Krebsarten aber immer noch relativ gut).
Hoffe das lässt dich schlafen,
Gute Besserung und alles Gute,
Harald
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Antwort auf: Halb- oder ganzseitige Entfernung bei Krebsverdacht?
Danke! Ich werde über das Ergebnis berichten…
Antwort auf: Halb- oder ganzseitige Entfernung bei Krebsverdacht?
Also: Vorläufiges Ergebnis: Definitiv bösartiges follikuläres karzinom. Wahrscheinlich minimalinvasiv. Komme jetzt gleich leider wieder in den op zur Entfernung der anderen Seite. Danach muss ich zur rjt… Bin sehr schockiert!
Antwort auf: Halb- oder ganzseitige Entfernung bei Krebsverdacht?
Hallo Phlinia,
normaler weise braucht man beim minimalinvasiven Schilddrüsenkarzinom keine zweite OP und RJT.
Da du jedoch im Lukas-Krankenhaus in Neus in Behandlung bist, gehe ich davon aus, dass dein minimal-invasives follikuläres Schilddrüsenkarzinom nicht die strenge Definition erfüllt:
Ein minimal-invasives follikulläres Schilddrüsenkarzinom liegt dann vor, wenn eine Gefäßinvasion fehlt und weniger als 5 Kapselpenetrationen vorliegen (strenge Definition).
siehe auch Forums-Gruppe: minimal-invasives follikuläres Schilddrüsenkarzinom für weitere Infos.
Auf jeden Fall ist es gut, dass du gleich wieder operiert wirst (um das Risiko der Nebenwirkungen der OP zu mindern), obwohl es natürlich ein gewaltiger Schock ist.
Aber wie du hier siehst gibt es einige von uns, und wir helfen dir so gut wie können durch diese Zeit zu kommen.
Mit den besten Grüßen,
Harald
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Antwort auf: Halb- oder ganzseitige Entfernung bei Krebsverdacht?
Hallo Philina,
ich hoffe du hast auch die zweite OP gut überstanden und kommst ohne Schilddrüse gut aus. Die Zeit bis zur RJT wird vermutlich nicht einfach, zumindest war es bei mir so nachdem ich bis zur RJT keine Schilddrüsenhormone bekommen habe … aber die Zeit geht vorbei.
Bei mir wurde im April diesen Jahres auch ein follikuläres Schilddrüsencarcinom entfernt und dabei anscheinend alles rechtzeitig erwischt.
Ich drücke dir die Daumen und laß wieder von dir hören!
VG
Torsten
Antwort auf: Halb- oder ganzseitige Entfernung bei Krebsverdacht?
Hallo Torsten,
Ja, die zweite ob ist auch super gelaufen. Jetzt bin ich in der Unterfunktion und warte auf die rjt. Es ist wohl eher die grobinvasive Variante, da mehrere gefäßeinbrüche zu sehen waren. So genau hat das aber weder der Pathologe noch der nuklearmediziner bezeichnet. hab jetzt erst mal wieder ziemliche Angst, dass eventuell irgendwo metastasen sind. Der Tumor war zwar „nur“ 1,8 cm aber ich hab gelesen, dass sich mit metastasenfreies die überlebensdauer extrem verkürzt. Hattest du denn ein metastasenfreies szintigramm nach der rjt? Oder musstest du gar keine machen?
Viele Grüße,
Philina
Antwort auf: Halb- oder ganzseitige Entfernung bei Krebsverdacht?
Hallo,
nein V1 steht für mikroskopische Veneninvasion in der FAQ: Schilddrüsentumor-Klassifizierung nach TNM
Viele Grüße
Harald
PS: Wenn du V1 etc. bei uns in der Sucher eingibst, findest du schnell dazu eine Antwort.
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Antwort auf: Halb- oder ganzseitige Entfernung bei Krebsverdacht?
hab jetzt erst mal wieder ziemliche Angst, dass eventuell irgendwo metastasen sind. Der Tumor war zwar „nur“ 1,8 cm aber ich hab gelesen, dass sich mit metastasenfreies die überlebensdauer extrem verkürzt. Hattest du denn ein metastasenfreies szintigramm nach der rjt? Oder musstest du gar keine machen?
Viele Grüße,
Philina
Die Warterei ist das schlimmste. Vor der RJT haben sie bei mir ein Skelettszinti gemacht und nach der RJT habe ich ein Ganzkörperszinti bekommen. Auch ich hatte Angst vor Metastasen, aber es wurden Gottseidank keine gefunden. In ungefähr 7 Monaten erfolgt eine erneute Kontrolle mit Ganzkörperszinti.
Den einen Satz habe ich bei deinem letzten Post nicht ganz verstanden: du meinst sicherlich, dass mit Metastasen die Überlebensdauer sich extrem verkürzt oder? Keine Metastasen zu haben ist ja gut! Und sollten sie Metastasen finden, dann kann man die auch operieren.
Mach dir nicht zu viel Angst im Vorfeld und denk positiv … Ein wenig Angst darf man aber haben. Ich drück dir die Daumen, dass alles gut verläuft und würde mich freuen wieder von dir zu hören!
Viele Grüße
Torsten
Antwort auf: Halb- oder ganzseitige Entfernung bei Krebsverdacht?
Hm, wäre es denn wichtig zu wissen, ob mein Krebs minimal- oder grobinvasive ist? Der nuk meinte, dass im referenzgutachten meist eh nicht vom ersten abgewichen wird. Er meinte, es müsste mit dem teufel zugehen, wenn er mich nicht geheilt bekäme. Von metastasen geht er nicht aus. Klang alles superpositiv (soweit das geht 😁). Aber mich lässt die Sache mit den gefäßeinbrüchen nicht los. Der nuk meinte dazu, dass diese aus einem gutartigen Adenom erst ein karzinom machen und weiter für die Prognose nichts bedeuten.
Ich hoffe ich bin in der UK Köln gut aufgehoben??
Viele Grüße und danke für die aufmunternden Worte!!
Antwort auf: Halb- oder ganzseitige Entfernung bei Krebsverdacht?
Weiß denn jemand, wie der tg wert 8 Tage nach der total op sein sollte? Sinkt der schnell oder langsam? Hab eben meinen Wert von
56 ng/ml bekommen. Hab jetzt noch mehr Angst, dass das ein Hinweis auf metastasen ist. Kann mir nicht vorstellen, dass Prof. Goretzki noch so viel Sd drin gelassen hat…. Oder dauert es länger bis der Wert runter ist??
Traurige Grüße,Philina
Antwort auf: Halb- oder ganzseitige Entfernung bei Krebsverdacht?
Hallo,
es hat keine Sinn, so früh und vor allem vor einer RJT schon Tg-Werte zu bestimmen, die verunsichern nur.
Der Tg kann auch schon nach der OP deutlich runtergehen, ganz verschwinden wird er ohne RJT kaum, muss aber nicht und hat eigentlich keine wirkliche Aussagekraft.
Auch in den ersten Monaten nach einer RJT z.B. während einer AHB macht die Bestimmung des Tg keine Sinn und sollte unterbleiben, weil eine RJT lange – bis zu einem Jahr – nachwirkt.
Der einzige Effekt so früher Bestimungen ist meist eine Verunsicherung der Betroffenen, wie bei Dir jetzt.
Viele Grüße Karl
Ich muß mit der Gewohnheit brechen, ehe sie mich gebrochen hat.
G.C.Lichtenberg
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