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Studie: Papilläre Mikrokarzinome in Japan nur beobachtet

Studie: Papilläre Mikrokarzinome in Japan nur beobachtet

| Beitrags-ID: 252309

Hallo,

Die Japaner sind im Vergleich zu den amerikanischen und west-europäischen Industrienationen weniger aggressiv in ihrer Therapie (Es wird meist nur operiert; und so gut wie keine RJT gemacht).

Bei dieser Studie sind die Japaner sogar noch weniger radikal vorgegangen.

Diese Studie wurde auf dem 2nd World Congress on Thyroid Cancer, 10-14.7.2013 vielfach zitiert.

Leider ist der Artikel nicht frei zugänglich, so dass ich hier nur das Abstract wiedergeben kann.

Hintergrund Durch Ultraschall und durch Feinnadelpunktionen, die mit Ultraschall gemacht werde, werden nun auch papilläre Mikrokarzinome von 1 cm oder weniger entdeckt. Die auffallende Differenz jedoch zwischen klinisch Schilddrüsenkarzinomen [Anmerkung: Karzinome die Beschwerden bereiten und unbehandelt zum Tode führen] und papillären Mikrokarzinomen, die man durch ein Massenscreening entdeckt, brachte die Forschergruppe am Kuma Krankenhaus in Kobe dazu, papilläre Schilddrüsenkarzinome auch einfach nur zu beobachten – es sei denn es lagen andere ungünstige Parameter vor.

Ungünstige Parameter waren u.a.:

Methode In dieser Studie wurden in einem Zeitraum von 1999 bis 2004

  • 340 Patienten nur beobachtet [obwohl sie per Feinnadelpunktion nachgewiesener Maßen ein papilläre Mikrokarzinom hatten]
  • 1.055 wurden Operiert und nicht weiter beobachtet.

Alle Patienten wurden in dieses Studie eingeschlossen [Anmerkung: Aus dem Abstract geht nicht eindeutig hervor, ob es eine prospektive Studie ist, oder eine retrospektive Auswertung. Normaler Weise sind Studien über solche Zeiträume retrospektive Auswertungen]

Die Beobachtungsdauer [der Nicht-Operierten?] lag zwischen 18 und 187 Monaten (15 Jahre + 6 Monate); im Durschnitt bei 74 Monaten (6,1 Jahren).

Ergebnisse
Der Anteil der Mikrokarzinome, die mehr als 3mm wuchsen war

  • nach 5 Jahren 6,4%
  • nach 10 Jahren 15,9%

Lymphknotenmetastasen wurden entdeckt bei

  • 1,4% nach 5 Jahren
  • 3,4% nach 10 Jahren

Es wurden keine Faktoren gefunden, die einen Zusammenhang zwischen Vergrößerung bzw. Lymphknotenmetasen herstellten.

Nach dieser Beobachtungsphase wurden 109 der 340 nun doch operiert aus den verschiedensten Gründen (u.a. Tumorwachstum und Lymphknotenmetastasen). Bei keinem dieser Patienten trat der Krebs bislang wieder auf.

Bei den Patienten die sofort operiert wurden waren klinisch vorhanden laterale Lymphknotenmetastasen ([N1b; siehe FAQ: Schilddrüsentumor-Klassifizierung nach TNM.) und das männliche Geschlecht unabhängige Faktoren für das krankheitsfreie Überleben [also N1b und Mann zu sein, war ungünstig]

Zusammenfassung Die Autoren kommen zum Schluss, dass wenn keine ungünstigen Parameter vorliegen, papilläre Mirkorkarzinome auch nur beobachtet werden können, wenn man den „Hintergrund“ des Patienten und die anderen klinischen Merkmale mit in Betracht zieht.
Wenn es später Anzeichen für ein Tumorwachstum oder für Lymphknotenmetastasen gäbe, wäre dies nicht zu spät um eine Schilddrüsenoperation durchzuführen. Zu bedenken geben die Autoren, dass auch wenn der primäre Tumor klein ist, für Patienten mit N1b eine sorgfältig durchgeführte Schilddrüsenoperation mit adäquater Neck-Dissektion notwendig ist.

Wie bereits geschrieben wurde die Studie auf dem 2nd World Congress on Thyroid Cancer, 10-14.7.2013 vielfach zitiert. Ob diese Studie auch in Leitlinien der ETA und ATA einfließen wird, ist noch abzuwarten.

Auf jeden Fall ist sie Anlass über indolente papillären Schilddrüsenkarzinom neu nachzudenken, und über die therapeutischen Optionen.
In Großbritannien und in Frankreich ist jeweils eine prospektive Studien geplant, in denen bei low-risk Patienten mit papillären Schilddrüsenkarzinom (nicht nur Mikorkarzinome) auf die RJT nach Operation verzichtet wird.

Beide Länder hatten zuvor schon zwei Studien druchgeführt, wo es darum ging, ob auch eine geringere Aktivität bei der RJT von Nutzen ist.

siehe: Studien: Niedrig dosierte RJT und rhTSH in der Ablation.

Viele Grüße
Harald


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bmd
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Antwort auf: Studie: Papilläre Mikrokarzinome in Japan nur beobachtet

| Beitrags-ID: 355457

1)
sind die Mikrokarzinome in D (gerenzwertig niedrige I-Versorgung)
mit denen in Japan (viel I) vergleichbar ?

2)
Solange hierzulande bei TU > 1 cm typischerweise eine komplette SD-OP mit RJT durchgeführt wird während bei < 1 cm eine Hemithyreoidektomie als ausreichend angesehen wird, hat der Patient einen erheblichen Nachteil wenn man ein PMC mit zB 8 mm auf 11 mm wachsen lässt ! 3)
bräuchte es in Anbetracht der excellenten Prognose des PMC um Überlebensunterschiede zu detektieren bzw. auszuschließen eine deutlich größer Fallzahl und vor allem einen längeren Nachbeobachtungszeitraum für alle eingeschlossenen Patienten !

Antwort auf: Studie: Papilläre Mikrokarzinome in Japan nur beobachtet

| Beitrags-ID: 355458

Hallo,

ob dies übertragbar ist oder nicht, ist für Deutschland erstmal gar nicht die Frage, zu mal es nur eine einzige Studie ist.
Dieser Frage sollen sich sich die Leitlinien-Kommissionen und Fachgesellschaften stellen.

Diagnostik und Therapie wird ja gegenwärtig in Deutschland doch sehr unterschiedlich im Vergleich zu anderen Ländern gehandhabt.

Die Feinnadelpunktion wird seltener wie in anderen Ländern eingesetzt
siehe unsere Umfrage aus dem Jahr 2010:
Ergebnisse: Internationale Umfrage zu Schilddrüsenkrebs.

Stattdessen wird in Deutschland vielfach gleich operiert:
FAQ: Schilddrüsenoperationen im internationalen Vergleich.
und die DGE hat hierzu auch eine Pressemitteilung am 11.3.2013 herausgegeben:
Schilddrüse vergrößert: Nicht jeder Knoten bedeutet Krebs. Viele Operationen in Deutschland vermeidbar

Mit dem Hinweis auf diese Studie ging es mir vor allem darum, uns Schilddrüsenkrebspatienten, insbesondere den Patienten mit papillären Mikrokarzinom, welches in Deutschland meist per Zufall nach einer Operation gefunden wird, etwas von der Angst zu nehmen.
Patienten mit dem Mikrokarzinom haben oftmals die Befürchtung ihnen wird eine Therapie vorenthalten, wenn keine Komplettierungs-Operation und RJT von den Ärzten empfohlen wird, da ein möglicher Zusatznutzen sehr gering bzw. nicht nachgewiesen ist.

Viele Grüße
Harald

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