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FAQ: Schwangerschaft bei Hypopara

FAQ: Schwangerschaft bei Hypopara

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FAQ : Schwangerschaft bei Hypopara

Behandelt wird auch in der Schwangerschaft mit der Kombination von Kalzium und Calcitriol (z. B. Rocaltrol®, Decostriol® u.a.). Vitamin D (Cholecalciferol) könnte man dem in der Schwangerschaft sehr wechselnden Bedarf nicht schnell genug anpassen wegen der langen Wirkdauer.
In der Schwangerschaft sinkt normalerweise das Albumin und damit normalerweise auch das Gesamtkalzium, das ionisierte Kalzium bleibt in der normalen Schwangerschaft aber stabil. In der Schwangerschaft sollte also das ionisierte Kalzium kontrolliert werden, ersatzweise ginge das albuminkorrigierte Kalzium.

Die „Europäischen Leitlinien zur Behandlung des chronischen Hypoparathyreoidismus bei Erwachsenen“ empfehlen in der Schwangerschaft und im Wochenbett Kontrollen des ionisierten (notfalls albuminkorrigierten) Kalziums alle 2-3 Wochen, in den ersten Tagen nach der Entbindung zusätzliche Kontrollen.

Der Spiegel des ionisierten Kalziums im Serum sollte innerhalb des unteren Normbereichs liegen.

In der Schwangerschaft wird ein wie Parathormon wirkendes Hormon außerhalb der Nebenschilddrüsen, besonders in der Plazenta, gebildet und es gibt viele weitere Einflüsse auf den Kalziumstoffwechsel, so dass der Bedarf an Medikamenten mehrfach wechseln kann. Zeitweise, besonders am Anfang der Schwangerschaft können weniger Medikamente als vorher, zeitweise, besonders gegen Ende der Schwangerschaft, mehr Medikamente notwendig sein. Es gibt keine Kriterien, die vorhersagen lassen, was ablaufen wird, es muss halt häufig kontrolliert werden.

Nach der Entbindung wird mit Einschießen der Milch in der Brust der Mutter dasselbe ähnlich wie Parathormon wirkende Hormon gebildet, das in der Schwangerschaft in der Plazenta gebildet wurde. Die Dosierung von Calcitriol muss dann reduziert werden. Das kann sehr schnell (innerhalb von 1-2 Tagen) nötig werden. Selbst nach dem Abstillen vergeht noch einige Zeit, bis die alte Dosierung von Calcitriol und Kalzium wieder erforderlich ist. Wird Abstillen medikamentös erzwungen, scheint es schneller zu gehen.

Die Sorgfalt der Kontrollen ist für das Kind wichtig:
Die Hypokalzämie der Mutter kann eine Störung der Skelettentwicklung und einen kompensatorischen Hyperparathyreoidismus des Neugeborenen zur Folge haben: auch Atemnot, Trinkschwäche, Hypotonie. Vorzeitige Wehen sind möglich.
Umgekehrt kann zu hochdosierte Behandlung der Mutter mit Hyperkalzämie die fötale Entwicklung der Nebenschilddrüsen unterdrücken, also einen Hypopara mit Hypokalzämie des Neugeborenen hervorrufen. (Neugeborene haben bei Hypokalzämie ein besonders hohes Risiko für epileptische Anfälle).
Ein Kinderarzt oder Arzt für Neugeborene sollte hinzugezogen werden und informiert werden über den mütterlichen Hypopara und beteiligt werden unmittelbar bei Entbindung und Überwachung des Neugeborenen.

Es gibt bisher ganz wenige gut dokumentierte Verläufe in der Literatur, einen davon hier in unserem Forum. 
Dazu ein kurzer Kommentar:
Seit 2015 gibt es die europäischen Leitlinien zur Behandlung des chronischen Hypoparathyreoidismus bei Erwachsenen: Bellerslev,J. L.Rejnmark et al,European Society of Endocrinology Clinical Guideline:Treatment of chronic hypoparathyroidism in adults. Eur J. Endocrinol. (2015),173 G1-G20, insbes. G4-5,G16-17. https://www.ese-hormones.org/media/3823/ese-clinical-guideline_-treatment-of-chronic-hypoparathyroidism-in-adults.pdf. (oder DOI:10.1530/EJE-15-0628)
Auf den Seiten G4-5 und G16-17 werden Schwangerschaft und Stillzeit behandelt.

Die Europäische Gesellschaft für Endokrinologie hat außerdem einen Ratgeber zu Nebenschilddrüsenerkrankungen vor und während Schwangerschaft und Stillzeit herausgegeben.

Link: Patientinnenratgeber zu Nebenschilddrüsenerkrankungen vor und während Schwangerschaft und Stillzeit.

Mit den Europäischen Leitlinien und dem Ratgeber im Hintergrund sollte man heute zu Beginn einer Schwangerschaft mit einem Endokrinologen (in Zusammenarbeit mit dem Hausarzt oder Nephrologen) einen Zeitplan für die notwendigen Kontrollen machen, damit man nicht lange Wartezeiten hat, wenn es Schwierigkeiten gibt. Man ist sich auch heute sicherer, dass es einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen erhöhtem Kalzium im Blut und eingeschränkter Nierenfunktion gibt. Vorschlag: Die Schwangere könnte mit dem Endokrinologen/ Nephrologen vereinbaren, ab welchem albuminkorrigierten Kalziumwert / ab welchem Kreatininwert man mit Calcitriol (Vitamin D-Analoga) und Kalzium pausieren sollte – um sich dann aber einen raschen Kontrolltermin zu besorgen. Beim mittlerweile nicht mehr erhältlichen AT10 ® ging der Kalziumwert im Blut so langsam herunter, dass man einige Tage Zeit hatte, bevor man etwas merkte, bei Calcitriol kommt es schneller mal zu Kribbelgefühl oder Muskelverspannungen, einem umschriebenen Muskelkrampf oder Schwierigkeiten bei einem großen Schluck kaltes Wasser, dann kann man in niedrigerer Dosierung wieder anfangen, um die Zeit bis zum Arzttermin zu überbrücken. Für Mutter und Kind ist ein zu hoher Wert riskanter als ein zu niedriger. Wenn das Kreatinin erst einmal 3,0 erreicht hat, kann es bei einer geringen weiteren Verschlechterung der Nierenfunktion sehr steil ansteigen. Auch bei anderen Krankheiten ist es üblich, Handlungsspielräume abzusprechen. Die Schulung der Patient*innen gehört zu den Leitlinienempfehlungen.

 

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  • Dieses Thema wurde geändert vor 5 Monaten von Lottilein.
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