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Gibt es Studien zu Narben und Lebensqualität?

SallyP.
Nutzer*In

Hallo,

ich wollte sie fragen ob sie in ihren Studien betreffend SD Operationen schon jemals die Auswirkungen der Narben am Hals untersucht haben? Lt. TCM verlaufen da einige Hauptmeridiane durch, die durch die OP dann viele Störungen in unterschiedlichen Organsystemen verursachen können. In diesem Fall viele die die Psyche betreffen oder eben auch die Verdauung.

Leider wurde bei mir zB nie eine Narbenbehandlung für sinnvoll erachtet. Soweit ich weiß, interessiert dies auch heute keinen Chirurgen oder behandelnden Schilddrüsen Arzt. Zumindest höre ich das immer wieder von anderen Betroffenen.

Als ich meine sehr großen Narben, diese quer über Hals, sowie auch seitlich noch eine lange Narbe Richtung Ohr zu entstören begann, begann auch erst die Arbeit an der wahren Ursache (das Trauma das den Krebs erst entstehen ließ.)

Wussten sie, dass lt. der TCM SD Erkrankungen mit einer Störung des Leber Qi Systems zu tun hat? Es geht hierbei um sehr starke Emotionen, wobei man keinerlei Möglichkeit sah oder Hilfe bekam, ein Problem, eine Situation zu lösen.

Ich bin auch nur ein Laie, aber die TCM kann die Zusammenhänge wunderbar erklären und behandeln. Mir wurde damals sogar gesagt, ich hätte früher zur Akupunkturbehandlung kommen sollen, dann wäre eine SD OP gar nicht nötig gewesen.

Ich glaube das sehr wohl. Da in all den Jahren die TCM das einzige war, auf das ich mich verlassen konnte und mir immer geholfen hat. Ganz im Gegensatz zur herkömmlichen Medizin.

Sei gut im eignen Heim, anstatt Weihrauch anzuzünden an einem fernen Ort. (unbekannter Autor)

Julian
Moderator

Hallo Sally,

und Willkommen im Forum.

Es gibt sehr viele Studien, die die Folgen und mögliche Komplikationen einer Schilddrüsenoperation untersuchen. Im Fokus stehen hier beispielsweise Schluckbeschwerden, die Folgen einer Minderaktivität der Nebenschilddrüsen oder auch Verletzungen von nahestehenden Strukturen wie dem Nerven der den Öffner der Stimmritze versorgt (N. laryngeus recurrens).

Bezüglich der traditionell chinesischen Medizin habe ich auf die schnelle keine Studie zur Folge von Schilddrüsenoperationen gefunden. Das Problem ist auch, dass solche Studien häufig qualitative Mängel aufweisen, beispielsweise kleine Patientengruppen, keine Doppelverblindung möglich, kein adäquater Therapievergleich zum „Gold-Standard“ etc.

Dass Sie positive Erfahrungen mit der TCM gemacht haben, freut mich und würde ich niemals absprechen wollen. Aber Sätze wie „das Trauma das den Krebs erst entstehen ließ“ halte ich für sehr gefährlich. Zum einen weil wir bereits ein recht gutes Verständnis für die Entwicklung von Krebserkrankungen haben (z.B. Aktivierung von unregulierter Zellteilung, Hemmung vor dem programmierten Zelltod, etc) und hieraus sich ja bereits wirksame Therapieoptionen ableiten lassen. Zum anderen weil Sie hier die Entwicklung der Krebserkrankung externalisieren, sprich auf andere Erlebnisse oder Erfahrungen übertragen. Das kann beispielsweise auch in Schuldzuweisung auf andere Personen oder Selbstzweifel münden.

Ich kenne Ihre genaue Krebsdiagnose nicht nicht, aber es gibt keine Konstellation in der ein Tumor, der später inklusive Lymphknoten am Hals totaloperiert wurde, alternativ mit Akupunktur hätte behandelt werden sollen und dürfen. Akupunktur hat in wenigen Fällen Evidenz, beispielsweise bei diversen Schmerzformen oder Übelkeit nach Operationen. Hier zeigt sich oft auch, dass Laien (ohne Anwendung von TCM, die also die Nadeln frei setzen) einen ähnlichen Wirkungsgrad haben – eine sogenannte Sham-Akupunktur. Eine Theorie ist, dass durch die Nadeln in der Unterhaut Botenstoffe aktiviert werden, die beispielsweise Muskelfaszien entspannen können. Die Theorie der Meridiane ist vor diesem Hintergrund aus meiner Sicht nicht haltbar.

Die Komplementärmedizin generell kann neben der schulmedizinischen Behandlung eine wichtige Säule sein. Auch weil hier Systemfehler wie Zeitmangel und Stress ausgeglichen werden können (häufig durch eine nicht unterhebliche eigene, private finanzielle Aufwendung). Eine leitliniengerechte Betreuung, die auf hunderten von Studien beruht, sollte das jedoch nicht ersetzen.

Sollten Sie weiterhin Beschwerden im Operationsbereich haben, gibt es auch hier im Forum Betroffene, beispielsweise in der Gruppe Schluckstörungen nach einer Schilddrüsenoperation. Häufig hinterlassen die Belastungen der Diagnose und Behandlung einer Krebserkrankungen auch Ihre seelischen Narben. Vielleicht sprechen Sie hierüber mit Ihrem Hausarzt, ob beispielsweise eine Gesprächstherapie helfen kann?

Weiterhin gute Besserung und alles Gute

Julian

 

SallyP.
Nutzer*In

Hallo Julian,

danke für ihre ausführliche Nachricht bzw. Darstellung betreffend meiner persönlichen Meinung.  Leider ging das eigentliche Thema, das worum es mir ging total unter!

Meine Frage lautet anders formuliert: Gibt es Studien darüber, wie sich die OP Narbe, verursacht durch eine Schilddrüsen Operation, in meinem Fall (Hypopara) auf die psychische und physische Gesundheit auswirkt?

Meine Frage bezog sich keineswegs auf die TCM, so wie sie das dargestellt haben. Der Laienhafte Hinweis meinerseits auf die TCM diente nur zum besseren Verständnis.

Liebe Grüße
Sally

Sei gut im eignen Heim, anstatt Weihrauch anzuzünden an einem fernen Ort. (unbekannter Autor)

1 Nutzer*in hat sich für diesen Beitrag bedankt.
Julian
Moderator

Hallo Sally,

mein Beitrag war keineswegs böse gemeint, aber ich halte eine Einordnung in diesem Zusammenhang für sehr wichtig.

Narben können generell in verschiedenen Scores beurteilt werden, beispielsweise dem PSAQ. Hier gibt es 5 Unterpunkte: Aussehen, Beschwerden, Bewusstsein, Zufriedenheit mit Aussehen und Zufriedenheit mit den Beschwerden.

Dieser ist auch für Schilddrüsenoperationen anwendbar (https://doi.org/10.1089/thy.2011.0265) und valide.

Linos et al untersuchte bei Schilddrüsenoperationen, ob eine kleinere Narbe im Rahmen einer anderen Operationstechnik auch mit besserer Zufriedenheit (im Rahmen des PSAQ) zusammenhing (https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/22980435/). Das zeigte sich interessanterweise nicht. Die Zufriedenheit war generell häufig gut, stieg aber mit dem zeitlichen Verlauf nach der Operation zusätzlich an.

Es gibt eine Übersichtsarbeit zum Thema Scores für Narben, allerdings leider auf Englisch (https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC10037630/). Hier werden potentiell negative Aspekte einer Narbe beleuchtet, beispielsweise negatives Selbstbild, Selbstzweifel, Einschränkungen im alltäglichen Leben oder auch Sexualleben, höheres Risiko für Depressionen oder auch eine Posttraumatische Belastungsstörung. Häufig liegen bei diesen Studien allerdings eine Verbrennung im Gesichtsbereich, Akne oder Kelloidbildung (wulstige Abheilung) vor – sprich die Studien sind nicht auf die Schilddrüse beschränkt.

Natürlich ist neben der Narbe aber auch die Operation direkt ein Risikofaktor für oben genannte Folgen, beispielsweise im Rahmen eines Hypoparathyreoidismus. Hier haben wir einige Betroffene im Forum, die sich sehr gut mit der Thematik und auch Behandlung auskennen (Gruppe Nebenschilddrüsenunterfunktion).

Je nach Ausmaß der Operation werden ja Lymphknoten im Halsbereich, bei einer radikalen OP (Neck-Dissection) auch teils Muskel und Nerven entfernt. Das macht sicherlich auch lokale Einschränkungen wahrscheinlicher und den Umgang damit nicht leichter.

Wenn nach einer solchen Operation die Schilddrüsen- und Nebenschilddrüsenfunktion gut eingestellt ist und dennoch ein gestörtes Selbstbild, Depression oder sonstige, auch seelische Einschränkung besteht, kann das natürlich mit der Narbe im Zusammenhang stehen. Hier gibt es teilweise Möglichkeiten die Narbe günstig zu beeinflussen (Narbenmassage, Cortisonunterspritzung, etc) oder aber damit leben zu lernen, was je nach Grundproblem auch eine Behandlung brauchen kann (Gesprächstherapie, Autogenes Training etc).

Ich hoffe das hilft etwas.

Gute Besserung und einen schönen Start in die Woche

Julian

 

4 Nutzer*innen haben sich für diesen Beitrag bedankt.

Hallo,

habe die zitierten Studien zur Schilddrüsenoperation in unser Wiki: Risiken der Schilddrüsenoperation unter „mehr im Detail“ aufgenommen.

Eine zusätliche Anmerkung:

Bei der Patientenzufriedenheit spielen auch soziokulturelle Aspekte eine Rolle. Frauen in Süd-Korea und Japan gilt eine Halsnarbe als ein schwerer Schönheitsfehler, entsprechend häufig werden dort Operationstechniken durchgeführt, die eine Halsnarbe vermeiden, z.B. ABBA.

Viele Grüße,

Harald

SallyP.
Nutzer*In

Danke für die Antwort. Das hilft ein wenig weiter.
Jetzt weiß ich auch warum ich seit OP ständig verspannte Schulter und Nacken habe – wegen der Neck Dissection die ich 1991 hatte. Wusste nicht das die auch Muskelgewebe wegschneiden mussten. Fest steht das an der rechten Seite wo die Narbe noch hinauf Richtung Ohr geht, auch an der rechten Schulter vermehrt Probleme habe.

Auch habe ich Atemprobleme die mir bisher alle Ärzte als eingebildet bescheinigt haben – hatte Stimmbandlähmung und Krebs war auch schon an Luftröhre angewachsen. Aber das interessiert keinen. Ich werde als blöd hingestellt. Nach dem Motto „Wer den Schaden hat, hat auch den Spott.“

Andere Operationstechniken führen angeblich zu noch mehr Probleme. Oberhalb schaut die Narbe kleiner aus und soll in Wahrheit nur die Spitze des Eisbergs sein, aber im Körper drin sind meist durch das Aufblasen noch mehr Beschwerden verursacht als bei einer herkömmlichen OP. Soll also nur bzgl. der Optik Vorteile bringen.

Ich habe unter der riesigen Narbe sehr gelitten, auch heute stört sie mich. Ich musste damals als Jugendliche noch mit den Nähten drin! als Köchin zur Arbeit!!

Alle Ärzte haben stets die Zuständigkeit für die Probleme bzgl der OP Narbe hin und her geschoben. Daher und nach dem langen Leidensweg Null Vertrauen mehr.

Psychotherapie einige Jahre hinter mir. Aber die kann meine fehlenden Schilddrüsen Hormone und den Rest auch nicht herzaubern.

Besten Dank für die Mühe, diese eure Antworten waren nun für mich nützlich.

Lg Sally

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