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Dosis finden Prothyrid- Blutentnahme immer nach Einnahme

Twins 1992
Nutzer*In

Hallo Ihr Lieben,

ich brauche Hilfe und Rat von Euch.

Ich bin 58 Jahre alt, weiblich und 2017 SD teil und 2019 SD komplett operiert.
Keine Fehlfunktion der Schilddrüse, operiert wegen primärem Hyperparathyreoidismus.
Laut meinen Schilddrüsenwerten ist bei den Ärzten immer alles in der Norm und die Beschwerden haben eine andere Ursache.
Da mir immer Blut nach 4 bis 6 stündiger Einnahme abgenommen wird, ist die Beurteilung anscheinend nur schwer möglich.
Ich gehe mal davon aus, dass ich eine Umwandlungsschwäche habe.

Meine Werte vom 14.08.20 50 Prothyrid und 37,5 LT
TSH 1,51 (0,27-4,2)
fT3 3,31 (2,21-4,43) 49,55%
fT4 14,6 (9,3-17) 68,83%
Starkes Frieren, heftiger Kopfdruck, Nackenschmerzen

Meine Fragen:

Nehme ich keine Hormone vor der Blutentnahme, steigt fT4 und ft3 rutscht in den Keller, weil kein T3 da ist um T4 umzuwandeln?
Heißt dann, Werte sind für eine Beurteilung nicht verwendbar?

Wenn ich die Hormone nehme, kann ich von einem Peak von ca. 30-40% nach 3-4 Stunden ausgehen?

Wer weiß Rat?

Liebe Grüße

Eri

Hallo Twins 1992,

herzlich Willkommen bei uns im Selbsthilfe-Forum!

Hatte vor Jahre zur FAQ: Blutabnahme und Schilddrüsenhormon-Einnahme angefragt.

Generell solltest Du Dir im klaren sein, wie Referenzwerte durch das Labor/Firmen, erstellt werden.

Referenzwerte .

    Um Blutwerte beurteilen zu können, werden durch das einzelne Labor für eine bestimmte Untersuchung Referenzwerte festgelegt. Referenzwerte definieren sich im allgemeinen dadurch, dass das Blut von gesunden Menschen untersucht wird. Mit dem Referenzbereich wird dann der Bereich definiert, in dem sich die Werte von 95 von 100 gesunden Menschen befinden.
    Es gibt daher auch immer einen kleinen Teil (im allgemeinen 5%) von gesunden Menschen, deren „normale“ Blutwerte außerhalb des Referenzbereichs liegen.
    Es gibt bzw. kann auch unterschiedliche Referenzbereiche für Teilgruppen (Männer, Frauen, Alter, ethnische Herkunft, …) geben.
    Ältere Menschen (> 70 Jahre) haben z.B. höhere TSH-Werte.

Ferner gibt es – neben dem Zeitpunkt der Einnahme der Schilddrüsenmedikamente – noch andere Faktoren, die auf die Schilddüsenwerte im Blut Einfluss nehmen.
Für das TSH ist bekannt: FAQ: TSH-Wert – Normwert, Referenzwert und Befinden.

Bei den fT4- und fT3-Weten dürfte es ähnliche Faktoren geben, nur da ist das Problem, dass die Referenzwerte noch weniger definiert sind wie beim TSH, und es unterschiedliche Methoden zur Bestimmung gibt.

Die Angabe von Prozentangaben hinter den Referenzwerten, sind daher reichlich absurd, weil sie eine Präzision vorgeben, die es so gar nicht gibt, und gar nichts mit dem jeweiligen individuellen Wohlbefinden zu tun haben. Es gibt Betroffene, die fühlen sich mit Werten eher in der Näher des unteren Referenzwertes wohl und andere eher in der Näher des oberen Referenzwertes.

Wieso denkst du, dass Du eine Umwandlungsstörung hast?

Deine Beschwerden „Starkes Frieren, heftiger Kopfdruck, Nackenschmerzen “ sind mir nicht bekannt, als ein Problem der Umwandlungsstörung.

Beschwerden eine Umwandlungsstörung sind eher Symptomen wie Psycho-Stress, geringer geistiger Leistungsfähigkeit, schlechtem allgemeinen Wohlbefinden, Depressionen und Ängste.
Wobei nicht eindeutig geklärt ist, ob diese Symptome der ursprünglichen Krankheit, anderen Defekten im komplizierten Prozess der Deiodase und/oder einer Schilddrüsenhormon-Substitution zuzurechnen ist, die nicht dem ursprünglichen, gesunden Schilddrüsenhormonspiegel im Blut entspricht.
(siehe: Europäische Leitlinie zur L-T4 und L-T3-Substitution (2012))

Ich selbst nehme auch eine Kombination von L-T4 und L-T3.

siehe auch Forums-Gruppe: Schilddrüsenhormonsubstitution mit L-T4 + L-T3.

Bezüglich der Feststellung einer Umwandlungsstörung gibt es eine Studie: Ansatz zur Erkennung einer L-T4-Resitenz beim Menschen (Cristian González-Guerrero 2019).
Auch da gibt es kritische Anmerkungen bzgl. des Labors.

Viele Grüße,
Harald

PS: Falls Du selber auch mal anderen mit Nebenschilddrüsenüberfunktion mit Deinen Erfahrungen helfen möchtest, wir haben auch eine solche Gruppe, der du beitreten kannst.

Twins 1992
Nutzer*In

Hallo Harald,
vielen Dank für die ausführliche Antwort.
Von einer Umwandlungsstörung gehe ich aus, weil meine Werte schon vor der 1. Op ziemlich weit auseinander lagen, fT4 im oberen Drittel, fT3 im unteren Drittel, TSH 0,6- 0,8.
Nach der 1. OP mit 50 LT das gleiche Spiel.
Die Symptome würde ich jetzt eher einer Unterfunktion zuschreiben.
Ich habe letzes Jahr mal Probeweise Blut abnehmen lassen, ohne vorher Hormone zu nehmen (50PT+37,5LT)
TSH 0,28
fT3 2,7
fT4 16,5
Das Ergebnis war, ich soll senken. Was soll ich sagen, ich musste nach 2 Monaten wieder von vorn anfangen.

Viele Grüße
Eri

Hallo Eri,

vermute Du solltest die Schilddrüsenhormondosis senken, weil der TSH-Wert unter dem Referenzbereich lag:
TSH 0,28

Der TSH-Wert ist jedoch von der Einnahme der Schilddrüsenhormone an Tag der Blutabnahme unabhängig.
Der TSH-Wert ist jedoch von anderen Faktoren noch abhängig, siehe FAQ: TSH-Wert – Normwert, Referenzwert und Befinden.

So einfach und schnell die Dosis zu ändern, wg einem Blutwert ohne die gesamt Umstände wie das Befinden etc. zu berücksichtigen, kann problematisch sein.

Zu den freien Schilddrüsenwerten.
In der ETA-Leitlinie 2012 wird in der Empfehlung 13 als Ziel angeben:

Die Schilddrüsenwerte sollen morgens kontrolliert werden. Die Blutabnahme soll vor der Einnahme der morgendlichen Medikamente durchgeführt werden. Ziel sind normale Werte („normal serum“) von TSH, fT4, fT3 und dem fT4:fT3-Verhältnis im Blut.

(ebenda S. 68)

Was jedoch ein normales fT4:fT3 Verhältnis ist bleibt offen, weil es eine große Variation zwischen den Assays zur Bestimmung von fT4 und fT3 gibt, solle jedes einzelne Labor seine eigenen Referenzwerte bestimmen.

Because there is substantial variation between free T4 and free T3 assays, each laboratory should endeavour to establish its own reference ranges.

(Ebenda im PDF auf S. 68)

In meine Übersetzung der Europäische Leitlinie zur L-T4 und L-T3-Substitution (2012) habe ich zu diesem Problem noch weitere Anmerkungen gemacht.

Kurzum die Blutwerte sind wichtig, ich würde sie jedoch nie auf die Goldwaage legen wollen, sondern sie immer Kontext mit eventuellen Beschwerden etc. sehen.

Du nimmst ja bereits eine Kombitherapie von 50 Prothyrid und 37,5 LT; das entspricht 87,5 µg L-T4 und 5 µg L-T3 (alles morgens); das Verhältnis entspricht der Methode C der ETA-Leitlinie.

Allerdings empfiehlt die ETA das L-T3 aufzuteilen.

(R11) Während die L-T4 Dosis einmal am Tag gegeben werden kann, soll die L-T3 -Dosis, wenn möglich aufgeteilt werden, in eine Dosis vor dem Frühstück und eine größere Dosis vor dem Schlafengehen, um den natürlichen fT3-Spiegel im Tages verlauf zu simulieren (2/00).

Wobei man auch hier kritisch anmerken muss, mit den jetzigen Schilddrüsenhormonpräparaten bekommt man es nicht hin, dass die Schilddrüsenwerte im Blut so sind, wie wenn man eine Schilddrüse noch hat. Es gibt immer Peaks nach der Einnahme.
Wobei man sich immer klar machen muss. Die Schilddrüsenwerte im Blut sind nur Surrogatparameter, da die eigentlich Wirkung der Schilddrüsenhormone in den Zellen stattfindet und nicht im Blut.
siehe dazu

Zu Deinen Beschwerden:

Starkes Frieren, heftiger Kopfdruck, Nackenschmerzen

In der obigen ETA-Leitlinie tauchen diese Beschwerden nicht auf.
Starkes Frieren kann zwar ein Symptom einer Schilddrüsenunterfunktion sein, die hast du jedoch nicht, und zu dem machst du bereits eine Kombinationstherapie.

Hattest du die Beschwerden schon vor der Operation?
Hattest du die Beschwerden auch unter einer reinen L-T4-Substitution?
Zu welcher Tageszeit treten die Beschwerden auf?

Viele Grüße
Harald

InSeNSU
Moderator

Hallo Eri,

deine Beschwerden würde ich eher mit der gestörten Nebenschilddrüsenfunktion in Verbindung bringen. Nach einer Hyperpara-OP muss sich der Körper stark umstellen. So ist z.B. ein evtl. vorher bestehender Calciummangel in den Knochen wieder aufzufüllen. Man spricht auch vom „hungry bone“.
Je nachdem wie lange der Hyperpara bestanden hat, kann es lange dauern, bis eine neue Balance erreicht ist. „Normalwerte“ sind da oftmals noch eine Weile sehr relativ und keine Garantie für Symptomfreiheit.

Wie sieht es mit den Werten für PTH, Calcium und Phosphat (morgens nüchtern gemessen!) aus? Es sollte auch das Albumin-korrigierte oder noch besser das ionisierte Calcium ermittelt werden.Das geht am ehesten in einer Dialyse-Praxis wo man sich mit Nebenschilddrüsenüberfunktion und Elektrolyten i.d.R. gut auskennt.

Insofern könnte es auch hilfreich sein, in diese Richtung weiter nach Infos zu suchen, um der Lösung des Problems näher zu kommen.

Viele Grüße
Frauke

Anonym
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