L-T4 bei subklinischer Hypothyreose bei Älteren kein Vorteil
- Dieses Thema hat 1 Antwort und 1 Teilnehmer, und wurde zuletzt aktualisiert 04.10.2017 - 21:41 von
Harald.

Leitungsteam SHG Berlin follikulärer SD-Krebs 1997 (oxyphil), Zungengrundkrebs 2024
L-T4 bei subklinischer Hypothyreose bei Älteren kein Vorteil
Studie: L-T4 bei subklinischer Hypothyreose bei Älteren kein Vorteil (David J. Stott 2017)
Original Titel:
-
Thyroid Hormone Therapy for Older Adults with Subclinical Hypothyroidism
Autoren: David J. Stott et. al.
in: NEJM (Online 3. April 2017)
DOI: 10.1056/NEJMoa1603825
clinicalTrials.gov NCT01660126:
Thyroid Hormone Replacement for Subclinical Hypothyroidism (TRUST)
Die Studie ist auch als TRUST-Studie bekannt/registriert und wurde durch die Thyroid Federation International (TFI) unterstützt, in der unser Bundesverband auch Mitglied ist.
Diese Studie ist von hoher Qualität, da es sich um eine randomisierte, Doppel-verblindete Studie (RCT) handelt.
Das bedeutet die Teilnehmer*innen der Studie wurden zufällig einem Studienarm (Therapie mit dem Schilddrüsenhormon L-T4 oder Placebo) zugeordnet und weder die Teilnehmer*innen noch die behandelnden Ärzt*innen wussten, wer was bekam.
Die Subklinischen Hypothyreose wurde in dieser Studie wie folgt definiert:
Referenzwerte
Um Blutwerte beurteilen zu können, werden durch das einzelne Labor für eine bestimmte Untersuchung Referenzwerte festgelegt. Referenzwerte definieren sich im allgemeinen dadurch, dass das Blut von gesunden Menschen untersucht wird. Mit dem Referenzbereich wird dann der Bereich definiert, in dem sich die Werte von 95 von 100 gesunden Menschen befinden.
Es gibt daher auch immer einen kleinen Teil (im allgemeinen 5%) von gesunden Menschen, deren „normale“ Blutwerte außerhalb des Referenzbereichs liegen.
Es gibt bzw. kann auch unterschiedliche Referenzbereiche für Teilgruppen (Männer, Frauen, Alter, ethnische Herkunft, …) geben.
In die Studie wurden 737 Menschen aufgenommen, die mindestens 65 Jahre alt waren, und die Dauerhaft eine subklinische Hypothyreose hatten wie oben definiert.
- „Dauerhaft“ weil ein einzelner TSH-Wert auch einmal erhöht sein kann aus anderen Gründen.
siehe Studie: TSH-Schwankungen bei unbehandelten Personen (Meyerowitch 2007)
- 368 Patient*innen erhielten L-T4
- 50 µg Startdosis
- 25 µg Startdosis bei einem Körpergewicht von unter 50 kg oder bei vorhandener Herz-Kreislauferkrankung.
- Es wurde eine Dosis-Anpassung durchgeführt, um einen TSH-Wert im Referenzbereich zu erreichen.
- 369 Patienten*innen erhielten ein Placebo und es wurde eine Dosis-Anpassung vorgetäuscht.
Ziel der Studie war es die typischen Beschwerden/Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion, Müdigkeit oder die Lebensqualität (Anhand eines Schilddrüsen spezifischen Fragebogens) zu verbessern, nach einer Behandlung von einem Jahr.
- Anmerkung Harald: „Subklinisch“ bedeutet eigentlich „beschwerdefrei“, nicht klinisch von Bedeutung. Die „subklinische Hypothyreose“ wird oben auch allein anhand von Blutwerten definiert. Das Problem der Symptome / Beschwerden einer Schilddrüsen-Unterfunktion ist jedoch, dass diese zum Teil mild, oder auch von anderen Krankheiten herrühren können, und so nicht eindeutig einer Schilddrüsenunterfunktion zuzuordnen sind.
Ergebnisse:
- Das mittlere Alter war 74,4 Jahre zu Beginn der Studie, 53,7 % waren Frauen.
- Der mittlere TSH-Wert war zu beginn 6,4 mIU/L
- In der Placebo-Gruppe war der TSH-Wert nach einem Jahr im Mittel bei 5,48 mIU/L
- In der L-T4-Gruppe war der TSH-Wert im Mittel bei 3,63 mIU/L, die mittlere Dosis war 50 µg L-T4.
- Nach einem Jahr wurden keine Unterschiede bei den Schilddrüsenunterfunktions-Beschwerden und beider Müdigkeit in den beiden Gruppen gefunden. Es wurden auch beiden sekundären Parametern keine Unterschiede gefunden. Es gab aber auch keine schwerwiegenden Nebenwirkungen.
Über diese Studie wurde berichtet:
- Bericht im Ärzteblatt 4.4.2017:
Subklinische Hypothyreose: L-Thyroxin in Langzeitstudie ohne Auswirkungen auf Symptome, Blutdruck und KörpergewichtFür Scott ist dies ein unbefriedigendes Ergebnis, denn das Ziel sei es gewesen, die Gesundheit und das Wohlergehen der älteren Menschen mit subklinischer Hypothyreose zu verbessern.
(…)
Gleichzeitig blieb die Therapie mit L-Thyroxin ohne negative Folgen für die Gesundheit.
(…)
Die wesentliche Frage, ob die Patienten durch die Behandlung vor kardiovaskulären Folgen einer latenten Unterfunktion geschützt werden (oder es unerwarteterweise zu einer Zunahme der Ereignisse kommt), wird durch die Studie nicht beantwortet. - PD Dr. Feldkamp stellte Studie in der „ENDO Highligh-Session“ in Orlando vor:
Nach der Therapie mit L-Thyroxin über ein bzw. zwei Jahre hätten sich keine Unterschiede in Bezug auf Vorhofflimmern, BMI und anderen morphometirschen Parametern, Herzversagen oder Frakturrate ergeben. Einzig in Hinblick auf Müdigkeit hätten sich die Gruppen nach zwei Jahren unterschieden.
Quelle: Endokrinologie Information , Nr. 3, Jg.41, S. 53
Weitere (Zeitungs-)Artikel zum Kontext „subklinische Hypothyreose„:
- Subklinische „Schilddrüse“
Immer behandeln? Artikel in Allgemeinarzt 6.6.14oder auch
- Aufregung um die Schilddrüse
Das kleine Organ gerät schnell in Verdacht, krank zu machen. Häufig zu Unrecht. Ein offenes Gespräch unter Ärzten
Von Corinna Schöps und Claudia Wüstenhagen
Zeit-Online 29. Mai 2017
Viele Grüße
Harald
zurück zu:
- Sinn und Zweck – Einführungsseite
- FAQ – Hilfe
- FAQ: SD-Substitution
- Broschüre: Knoten der Schilddrüsen und ihre Behandlung. Kap. 7. Nach OP und/oder RJT.
- FAQ: Lebensqualität und Schilddrüsenwerte im Blut
- FAQ: Häufige Fragen zur Substitution, Medikamenten etc..

Leitungsteam SHG Berlin follikulärer SD-Krebs 1997 (oxyphil), Zungengrundkrebs 2024
Antwort auf: L-T4 bei subklinischer Hypothyreose bei Älteren kein Vorteil
Hallo,
habe obigen Beitrag aktualisiert.
Viele Grüße
Harald
Geburtstage
Heute haben keine Nutzer*innen Geburtstag.
In den nächsten Tagen hat ein*e Nutzer*in Geburtstag
Zur Zeit aktiv
Insgesamt sind 55 Benutzer*innen online: 0 Nutzer*innen und 55 Gäste.