paradoxe Wirkungen bei Steigerung der Levothyroxin-Dosis
- Dieses Thema hat 1 Antwort und 1 Teilnehmer, und wurde zuletzt aktualisiert 14.05.2022 - 21:17 von butterflyEffect.
paradoxe Wirkungen bei Steigerung der Levothyroxin-Dosis
Liebe Forumsmitglieder,
ich hatte Anfang 2020 eine vollständige Schilddrüsenentfernung bei einem papillären Karzinom, was natürlich eine TSH-Supression indiziert (wenn auch nicht unbedingt auf <0,05). Dementsprechend lag der TSH-Wert bei mir meistens bei <0,1, ft4 und ft3 recht mittig im Normbereich. Eingenommen hatte ich Levothyroxin (Henning) 125 Mikrogramm und 5 Mikrogramm Thybon (bzw. 10 Mikrogramm im letzten Jahr).
Vor ca. einem Monat musste ich nach der Laborkontrolle feststellen, dass der TSH-Wert bei 2,0 lag, ungefähr im selben Bereich, in dem er sich vor der OP bewegt hat. Damit hat es sich für mich auch erklärt, dass ich mich nach über einem Jahr mal wieder einigermaßen gut und leistungsfähig gefühlt habe. Leider war aber eine Dosiserhöhung des Levothyroxins indiziert und ich erhöhte auf 137,5 Mikrogramm. Das hat unangenehme Symptome hervorgerufen, die eigentlich völlig kontraintuitiv sind, insbesondere eine kognitive Verlangsamung / Benommenheit (konnte teilweise Gesprächen kaum folgen) und Appetitlosigkeit. Diese Symptome traten auch im letzten Winter auf, als ich wegen des TSH-Wertes ebenfalls Levothyroxins erhöhen musste.
Da ich bei einer morgendlichen Levothyroxin-Einnahme gar nicht zu gebrauchen war, habe ich diese wieder von einem Tag auf den nächsten auf abends geschoben. Interessanterweise war ich am ersten Tag der Abendeinnahme richtig klar im Kopf und auch psychisch sehr gut drauf (bedingt sich natürlich auch), was die Vermutung, dass die Symptomatik auf die Levothyroxin-Einnahme zurückzuführen ist, noch einmal unterstrichen hat. Deshalb hatte ich mich entschlossen, es einmal mit Tirosint zu versuchen, zumal es auch zu einem stabileren TSH-Wert führen könnte.
Nun endlich zum Grund meines Beitrags: Leider ist es ja bei einigen Endokrinologen so, dass sie das Levothyroxin-Präparat als Verursacher verschiedener Beschwerden ausschließen, nach dem Motto: kann ja nicht sein, dass einer höhere Dosis an Schilddrüsenhormonen zu einer Verlangsamung führt. Ein Präparat-Wechsel sei außerdem nicht sinnvoll, weil es ja ohnehin alles Levothyroxin wäre (was natürlich auch stimmt, wenn man von den Zusatzstoffen absieht).
Auch um da bessere Argumente an der Hand zu haben, suche ich nach möglichen Erklärungen für solche Symptome. Die naheliegendste ist für mich die, dass ich mindestens ein Zusatzstoff nicht vertrage und sich dies auch auf die generelle Leistungsfähigkeit auswirkt. Ich hatte da auch schon die Entgegnung gehört, dass darin nur kleine Mengen enthalten wären.
Ansonsten kann es auch sein, dass ich kognitiv nur funktioniere, wenn der TSH-Wert einigermaßen in der Nähe meines natürlichen Bereiches ist. Das würde aber das Wohlbefinden nach kurzer Levothyroxin-Pause nicht erklären.
Nun meine Fragen an euch:
Einige hatten ja bereits das Levothyroxin-Präparat gewechselt, vermutlich auch aus anderen Gründen als Magen-Darm-Probleme (die ja direkt auf eine Unverträglichkeit hinweisen). Wie habt ihr den Wunsch gegenüber Fachärzten begründet?
Und: Hattet ihr auch manchmal Symptome der Verlangsamung und Benommenheit nach Dosiserhöhungen? Ich hatte solche Beschwerden schon einmal unabhängig von Dosiserhöhungen gelesen, bin mir aber nicht sicher, ob es da nicht an einer Unterfunktion lag.
Es ist leider doch etwas länger geworden. Ich freue mich auf eure Rückmeldungen.
Liebe Grüße
- Dieses Thema wurde geändert vor 2 Jahre, 9 Monaten von butterflyEffect.
Antwort auf: paradoxe Wirkungen bei Steigerung der Levothyroxin-Dosis
Liebe Forumsmitglieder,
ich antworte mir mal selbst, weil ich mittlerweile zu dem Schluss gekommen bin, dass die oben beschriebenen Symptome nach Erhöhung eines Levothyroxin-Präparats gar nicht so paradox sind. Alle Versuche in Richtung Monotherapie gehen ja mit einer Verschiebung des T4/T3-Verhältnisses einher, was zu einer Verringerung der Leistungsfähigkeit führen kann (aber wohl nicht bei allen Patienten so sein muss).
Aus kurzfristigen Effekten einer Dosisumstellung Schlussfolgerungen zu ziehen, wie ich es oben gemacht hatte, ist natürlich unsinnig. Mein Gedanke bezüglich eines veränderten T4/T3-Verhältnisses leitet sich auch aus Erfahrungen mit längeren gleichbleibenden Levothyroxin-Dosierungen bei wechselnder Stärke ab.
Ich war jetzt in Berlin bei vier verschiedenen Endokrinologen*, die mich stets auf eine Monotherapie festnageln wollten und einfach meine Einschränkungen in der Lebensqualität nicht ernst nehmen wollten. Nicht mehr oder nur punktuell klar denken zu können, ist für mich wirklich die Höchststrafe und sollte eigentlich von keinem Arzt bagatellisiert und ohne Suche nach Ursachen auf die Psyche von Patienten attribuiert werden. Ich bin überzeugt davon, dass es viele gute und verständnisvolle Ärzte gibt. Dass es für mich so schwierig ist, so einen zu finden, macht mich sehr traurig und wütend und ich bin auch langsam mit meinem Latein am Ende.
Warum ich das schreibe? Ich denke, dass es für Personen, die nicht mit einer Monotherapie gut und unter Erhaltung einer akzeptablen Lebensqualität eingestellt werden können, wichtig ist, das evtl. gegen die Meinung der jeweils behandelnden Ärzte zu erkennen und die richtigen Konsequenzen zu ziehen.
*Von denen standen übrigens alle auf der Liste der Ärzte, die das Infomaterial bekommen.
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