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Schwangerschaft und Stillzeit ohne SD /nach SD-Krebs

Catrin
Nutzer*In
foll.SD-Ca.1999

Schwangerschaft und Stillzeit ohne SD /nach SD-Krebs

| Beitrags-ID: 240534

Erfahrungsbericht Schwangerschaft und Stillzeit ohne SD /nach SD-Krebs:

Gut drei Jahre nach meiner Krebserkrankung (foll.Ca T1-G1-MO-NO, 1xRJT) bin ich im September 2002 ungeplant schwanger geworden. Ich habe die Schwangerschaft nicht sofort bemerkt, mein Körper schon, ich hatte bei einer Routine-BE aus dem Nichts heraus einen TSH-Wert von über 9. Die Krebsler hier wissen, was das bedeutet: Alarmglocken an! Ich habe sofort die L-Thyroxin- Dosis von 162,5 auf 200 steigern müssen. Als ich eine Woche später noch mal zum Blutabnehmen kommen sollte, bekam ich am selben Tag den Beweis: Schwanger! Fünfte Woche.

In den folgenden Tagen wurde der TSH-Wert sehr engmaschig kontrolliert, die Dosis konnte zurückgefahren werden auf 187,5. Der Termin bei einer Endokrinologin brachte folgende Klarheit:

Eine Unterfunktion der Sd muss in der Schwangerschaft unter allen Umständen vermieden werden, in erster Linie, weil sie dem Kind schadet: Es drohen schwere irreversible Entwicklungsverzögerungen im geistigen und körperlichen Bereich. Zudem stellt eine UF auch für die Mutter ein erhöhtes Risiko für ernste Herzkreislauferkrankungen dar. In der ÜF ist in den ersten 12 Wochen ein erhöhtes Fehlgeburtenrisiko bewiesen. Außerdem haben die Kinder ein leicht erhöhtes Risiko, Herzfehler zu entwickeln und erleben alle Symptome der ÜF mit. Zusätzlich bekam ich Jodid-200-Tabletten, damit die kindliche SD sich problemlos entwickeln kann.
Mein Kind würde mit einer höheren Wahrscheinlichkeit geboren, irgendwann mal ein Problem an der SD zu entwickeln, sei es ein Struma, eine Unterfunktion oder was auch immer. Ein erhöhtes SD-Ca-Risiko würde es allerdings nicht haben. A

Der TSH-Wert sollte bei Krebspatienten weiterhin supprimiert bleiben, während die Funktionswerte im Normalbereich bleiben sollten. Ich gehöre leider zu den Menschen, deren TSH ein bisschen widerwillig ist und sich nur schwer in der Normalfunktion supprimieren lässt. In Rücksprache mit einer Endokrinologin und den Nuklearmedizinern, die meine Tumornachsorge machen, wurde das Prinzip der totalen Suppression leicht gelockert.

In der weiteren Schwangerschaft bin ich alle drei Wochen zur BE beim Hausarzt gegangen. Am Ende der Schwangerschaft war mein Bedarf von 162,5 auf 237,5 Mikrogramm T4 gestiegen, was im Bereich des zu erwartenden lag.

Die Schwangerschaft ohne SD gilt als Risikoschwangerschaft. Das hat mich zunächst ein bisschen irritiert, weil mir von ärztlicher Seite immer wieder bestätigt worden war, dass es dem Kind bei guter medikamentöser Einstellung sehr gut gehen würde. Zusätzlich zu den vorgeschriebenen drei US-Untersuchungen wurden alle vier Wochen ein US gemacht, in der 21.SSW ein Glucosetoleranztest (Untersuchung auf Schwangerschafsdiabetes) und in der 23.SSW ein sogenannter „Fein“- oder „Organultraschall“, um kindliche Herz- und Nierenfehler auszuschließen. Unser Kind entwickelte sich völlig unauffällig. Eine Indikation für einen Kaiserschnitt stellt die Schwangerschaft ohne SD nicht dar, allerdings wird zu einer Klinikgeburt geraten. Meine Schwangerschaft verlief soweit ebenfalls problemlos, lediglich mein immerwährender Hunger (nicht Heißhunger, mir war ständig schlecht vor Hunger) quälte mich.

Unsere Tochter kam zwei Tage nach errechnetem Termin spontan zur Welt. Mit einem Geburtsgewicht von 4110g lag sie fast ein Kilo über dem im Ultraschall geschätzten Gewicht (was mich noch mal kurz an der Ultraschalldiagnostik im Allgmeinen zweifeln ließ;)).

Noch im KH wurde die SD-Funktion getestet. Beim sog. Guthrie-Test im Rahmen der zweiten Vorsorge-Untersuchung („U2“- 3.-10. Lebenstag) wird bei Neugeborenen der TSH-Wert bestimmt. So ist es heute möglich, Kinder, die ohne SD auf die Welt kommen (oder auch Kinder, die kein TSH bilden können) sofort zu behandeln und ihnen so ein gesundes Leben zu ermöglichen. Ich litt ein bisschen unter meinen 23 zusätzlichen Schwangerschaftskilos und war gleichermaßen erfreut und überrascht, dass ich noch in den ersten Tagen nach der Geburt 18 KG davon wieder auspieselte.

Es war mein fester Wunsch, meine Tochter zu stillen, da ich mich im Vorfeld in der SS schon eingehend mit dem Stillen beschäftigt hatte. Seitens der Nuklearmediziner gab es keine Einwände, das ausstehende Skelett-Szinti ließe sich risikolos auf das Ende der Stillzeit verschieben.

Nachdem ich nach der Geburt recht schnell an Gewicht (und mitzuversorgendem Kind!) verloren hatte, war mein Hormonhaushalt erst mal ein wenig durcheinander- ich hatte natürlich zu viel T4 im Blut. Ich denke, das war mit ein Grund, weshalb die Milchproduktion in den ersten Tagen nicht so recht in Gang kam- Chaos in der Hirnanhangdrüse;-).

Es gibt ansonsten keinen Grund, warum eine Frau ohne SD nicht voll stillen kann oder sollte. Während der Stillzeit habe ich das Jodid-200 weiter genommen, um Juliane optimal mit Jod zu versorgen.

Sechs Monate nach der Geburt stand die nächste Nachsorge an. Weil Ultraschall und Blut wieder okay waren, wurde das Skelett-Szinti noch mal um ein halbes Jahr verschoben. Im Laufe der nächsten sechs Monate stillte ich Juliane ab. Ich hätte sie gerne so lange gestillt, bis sie von sich aus aufgehört hätte, aber ich denke, mit den zehn Monaten haben wir einen annehmbaren Kompromiss gefunden.

Nach Ende der Stillzeit wurde mit dem Nachsorge-Programm nach Plan weitergemacht.

Einer erneuten Schwangerschaft stünde- bei Kinderwunsch;-), nichts mehr im Wege. Ich würde allerdings beim zweiten Mal einiges anders machen- mit vorher einen Endokrinologen suchen, alle fälligen Untersuchungen hinter mich bringen etc.

LG,Catrin.

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