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Antwort auf: Studie: Vandetanib beim wenig-differenzierten Krebs

| Beitrags-ID: 306804

Hallo,

im The Lancet Oncology, Early Online Publication, 14 August 2012
doi:10.1016/S0140-6736(08)61345-8

hat die Studiengruppe um Sophie Leboulleux und Prof. Martin Schlumberger (Paris)
Ergebnisse dieser Phase-II-Studie veröffentlicht:

Vandetanib in locally advanced or metastatic differentiated thyroid cancer: a randomised, double-blind, phase 2 trial

Vandetanib beim lokal fortgeschrittenen oder metastierenden differenzierten Schilddrüsenkrebs.

Zum Zeitpunkt der Auswertung (2.12.2009) hatten von den insgesamt 145 Patienten 133 Patienten einen Progress: 72% Patienten die Vandetanib bekamen und 84%, die nur ein Pazebo bekoman.

Patienten mit Vandetanib hatten im Durchschnitt 11,1 Monate ohne Progress, währende die Placebogruppe nur 5,9 Monate hatte.

Die Patienten in der Vandetanib Gruppe treten Nebenwirkungen vom Schweregrad 3 auf, (d.h. es war notwendig, dass intensive medikamentöse und supportive Maßnahmen (stationäre Behandlung) durchgeführt wurden und die Behandlung unterbrochen oder die Dosi reduziert werden musste).
Dies trat bei 14 % im Vandetanib-Arm wg. der Verlängerung des QT-Intervalls auf (siehe Glossar), in der Placebogruppe gab es keinen Fall.

Auch bei den Durchfällen (10%) und bei der Müdigkeit (5%) traten Nebenwirkungen das Grad 3 in der Vandetanib-Gruppe auf, und keine in der Placebogruppe.
Kraftlosigkeit vom Schwergrad 3 trat in beiden Gruppen auf (7% vs 4%).

In der Zusammenfassung (Abstract) findet sich keine Aussage zu den Nebenwirkungen des Schweregrads 2, welche ambulant mit Medikamenten behandelt werden können.

Im Vandetanib-Arm sind gar 3 Personen an der Behandlung gestorben (2 durch Blutungen und ein Person an einer Lungenentzündung. An einer Lungenentzündung ist auch eine Person im Placebo-Arm gestorben.)

Insgesamt sind 40 von 145 Patienten verstorben: 19 in der Vandetanib Gruppe und 21 in der Placebo Gruppe.

Ein Wechsel von der Placebo-Gruppe in die Vandetanib-Gruppe war möglich, wenn ein Progress vorlag, oder die Metastasen über einen Zeitraum von 12 Monaten stabil war.

Insgesamt haben 81% der Placebo-Gruppe in den Vandetanib Arm gewechselt, so dass hier ein erhebliche Verzerrung bei der Auswertung für das Gesamtüberleben gibt.

Insgesamt kommen die Forscher zum Schluss, dass Vandetanib einen deutlichen Vorteil beim progressionsfreien Überleben zeigt.
Auch beim Rückgang der Metastasen (Partial objective responses) zeigt Vandetanib einen Vorteil (8% vs 5%).

Die Studie wurde von AstraZeneca (Hersteller von Vandetaib) finanziert, und auch zwei Co-Autoren der Studie sind Angestellte von AstraZeneca.

In einem Editorial des Lancet kommentiert Keith C. Bible (keine finanziellen Zuwendungen durch AstraZeneca) die Ergebnisse, als einen möglichen Durchbruch bei der Behandlung
des fortgeschrittenen differenzierten Schilddrüsenkrebs.

Für eine wirklich aussagekräftige Bewertung des progressionsfreien Überlebens bedürfe es jedoch noch einer Phase-III-Studie.

Auch andere Tyrosinkinsasse-Inhibitoren (TKI) wie Sorafenib (Nexavar), Sunitinib (Sutent), Pazopanib (Votrient), und Axitinib (Inlyta) zeigen in einarmigen Studien gute Ansprechraten von bis zu 50% , aber keine Studie bislang zeigen, dass auch das Gesamtüberleben dadurch verlängert wird.

Die Nebenwirkungen der TKI sind nach Bible daher ein großes Problem.

Auch die Studeigruppe um Sophie Leboulleux und Prof. Martin Schlumberger fordert weitere Studien zu den TKI

(siehe auch : FAQ: Was sind Tyrosinkinase-Inhibitoren (TKI)?)

Quelle: medpagetotay.com (14.8.2012)

Viele Grüße
Harald