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Antwort auf: Luftnot bei einseitiger Stimmbandlähmung

| Beitrags-ID: 334111

Hallo Frank,

jeder Patient hat das Recht auf eine 2. ggf. auch auf eine 3. Meinung.

Wenn sich der HNO-Arzt quer stellt, gäbe es aus meiner Sicht 2 Möglichkeiten: Entweder ein Versuch mit einem anderen HNO-Arzt und von dort ggf. noch zum Phoniater. Oder versuchen sich direkt vom Hausarzt zum Phoniater überweisen zu lassen (unter Mitnahme der bisherigen HNO-Befunde).

Wichtig wäre beim Phoniater auf jeden Fall zu betonen, wie essentiell die Stimme für die Lebensqualität ist, denn eine Entscheidung für die Logopädie wird außer vom rein medizinischen Befund (leider) auch davon abhängig gemacht, welche Bedeutung eine möglichst gut funktionierende Stimme für den Patienten hat. In Deinem Fall bist Du ja für eine effektive Behandlung auf eine gut funktionierende Kommunikation mit Deinen Ärzten und Therapeuten angewiesen und auch bei einer palliativen Behandlung dürfte eine eingermaßen belastbare Stimme ein entscheidender Teil der Lebensqualität sein.

Der Hinweis Deines HNO in den Wald zu gehen und zu schreien, halte ich, wenn er wirklich ernst gemeint war, für mehr als zynisch. Würdest Du ihn tatsächlich befolgen, könntest Du Dir damit unter Umständen den kläglichen Rest Deiner Stimme vollkommen ruinieren. Stimme gezielt zu trainieren (was ohne Belastung natürlich nicht geht) und Schreien sind zweierlei Dinge.

Leider gibt es anscheinend immer noch Ärzte, die bei palliativer Behandlung in erster Linie ans Sparen denken, da „es sich ja eh nicht mehr lohnt“, was in meinen Augen den Gedanken der Palliativmedizin geradezu konterkariert. Ich dachte dieses Denken hätte sich allmählich ausgemendelt, was aber nicht der Fall zu sein scheint. Eine ähnliche Erfahrung musste mein vor 15 Jahren verstorbener Vater machen als er (etliche Jahre vor seinem Tod) nach einem Schlaganfall mit einseitiger Gesichtslähmung und Problemen mit dem entsprechenden Augenlid von einem Neurologen zu hören bekam, dass man da doch nichts mehr machen müsse, er als Rentner bräuchte den Gesichtssinn ja allenfalls noch beim Spazierengehen in Begleitung. Da machen wir ein Milchglas vor die Seite der Brille und dann hat sich das. Glücklicherweise fand sich ein anderer Neurologe, der da ganz andere Ansichten hatte. Nach einem halben Jahr mit Besuchen bei einer Orthoptistin und täglichem Üben vor dem Speigel, hatte er Augenlid und auch den Rest des Gesichts wieder weitestgehend unter Kontrolle, was ihm für den Rest seiner Zeit in dieser Beziehung doch noch einen ordentlichen Gewinn an Lebensqualität gebracht hat.

Ich denke also, es lohnt sich hier, nach einem verständigeren Arzt zu suchen und ein sinnvolles Training für die Stimme durchzusetzen!

Viele Grüße und viel Erfolg
Karl

Ich muß mit der Gewohnheit brechen, ehe sie mich gebrochen hat.
G.C.Lichtenberg

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