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Antwort auf: Frage

| Beitrags-ID: 347298

Hallo Elly,

erstmal willkommen im Forum und schön, dass Du dich angemeldet hast, das erleichtert die Kommunikation, und du wirst immer über Antworten auf deine Beiträge informiert.

Es ist ziemlich normal nach der Diagnose erstmal geschockt zu sein und auch nicht gleich die richtigen Fragen an die Behandler bereit zu haben. Diese scheinen bei dir mit der Aufklärung mt Antworten auch nicht sonderlich ausführlich gewesen zu sein.

Weshalb man bei einem suspekten Befund im Schnellschnitt nicht gleich vollständig operiert und eine zentrale neck dissektion durchführt ist mir schleierhaft.

In welchem Abstand erfolgte denn die 2. OP?
Eigentlich wird in den Leitlinien deutlich empfohlen eine Komplettierungs-OP entweder innerhalb 3 Tagen nach der Erst-OP durchzuführen, weil der Heilungsprozess der inneren Wunde dann noch nicht eingesetzt hat, oder erst nach 3 Monaten wenn er weitgehend abgeschlossen ist, weil eben in der Zwischenzeit durch den Heilungsprozess das OP-Gebiet unübersichtlicher, die OP schwieriger und mit größeren Komplikationsrisiken behaftet ist. Eine OP innerhalb dieser Zeitfenster ist auf jeden Fall vorzuziehen, wenn nicht andere schwerwiegende Gründe gegen eine Aufschiebung sprechen. Solche Gründe kann ich in, dem, was Du schreibst nicht erkennen. Auch die follikuläre Variante des papillären SD-Karzinoms hat i.A. eine sehr gute Prognose.

Der Tg-Wert ist als Surrogatparameter nur dann als Tumormarker brauchbar, wenn vorher durch eine Radioiodtherapie (RJT) alles Restgewebe zerstört wurde. Er hat also in der jetzigen Situation für die Beurteilung, wie erfolgreich die OP war, noch keine Bedeutung. Auch nach der RJT dauert es im allgemeinen noch eine ganze Weile, bis er verschwindet.

Das TSH sollte bei dem jetzigen Befund zunächst unterdrückt sein, also in der Gegend von 0,1 liegen. Allerdings stellen sich stabile Werte erst 6-8 Wochen nach einer Dosisänderung oder in deinem Fall nach Aufnahme der Substitution mit SD-Hormon ein. Du schreibst nicht, seit wann Du die Hormone nimmst (L-Thyroxin nehme ich an), und ob es nach der ersten OP vor 2 Monaten eine Zeit ohne Substitution gab, in der Du schon teilweise in eine Unterfunktion gerutscht sein dürftest, aus der hinaus es zusätzlich einer gewissen Zeit bedarf.

Zu Deiner Frage nach der RJT. Im allgemeinen werden zunächst Standarddosen des radioaktiven Iods verwendet. In Einzelfällen wird vorher noch eine Dosimetrie mit einem anderen Isotop oder einer geringen Menge I131 durchgeführt, was aber eher die Ausnahme ist.
In der Bildgebung nach der RJT sieht man im Szintigramm alle Gewebe, die Iod aufnehmen bzw. noch Reste des oral aufgenommenen raioaktiven Iod enthalten. Das sind die Verdauungswege und ggf. Niere und Harnblase, sowie die Speicheldrüsen. Hier ist eine Anreicherung normal und nicht beachtlich.
Im Halsbereich ist nach der OP verbliebenes Restgewebe sichtbar und ggf. auch Lyphknotenmestastasen, soweit sie nicht durch das Restgewebe überstrahlt werden, was oft der Fall ist, es sei denn, es wurde extrem vollständig operiert. Ferner reichern evtl. vorhandene Fernmetastasen an. Nach der RJT wird man zunächst mal den Verlauf des Tg-Wertes beobachten, wobei eine Messung vor Ablauf einiger Monate wenig Sinn macht. Wenn der Tg-Wert unter die Nachweisgrenze sinkt und die Messung nicht durch vorhandene Tg-Antikörper gestört ist und im Ultraschall keine suspekten Lymhknoten zu sehen sind, kann man mit ziemlich großer Sicherheit davon ausgehen, dass kein bösartiges Gewebe mehr vorhanden ist. Das muss man aber zunächst mal abwarten.

Eine AHB macht für die allermeisten Patienten Sinn, zum einen um sich physisch wieder zu erholen und fit zu werden, zum anderen um eine Schonzeit zu haben, in der man die Erkrankung verarbeiten und ihr gegenüber ein angemessenes Verhältnis gewinnen kann. Bei Antritt der RJT solltest Du daher am besten schon bei der Aufnahme den Kontakt zum Sozialdienst einfordern, der vorzugsweise schon sofort und vor der Verabreichung der radioaktiven Kapsel stattfinden sollte, da Du danach zunächst keinen Besuch empfangen kannst. Du hast ein Wahlrecht bzgl. der Einrichtung, in der eine AHB stattfinden soll, das berücksichtigt werden muss, wenn keine schwerwiegenden Gründe dem entgegenstehen. Es gibt hierzu im Forum eine Reihe von FAQ-Beiträgen die zu verlinken, mir gerade die Zeit fehlt, was ich aber bei Bedarf nachholen kann.

Zum Kurkuma kann ich wenig sagen, es wird meines Wissens zur Zeit kontrovers beurteilt. Insbesondere im Zusammenhang mit onkologischen Erkrankungen gibt es wohl wenig stichhaltige Evidenz. Zu möglichen schädlichen Auswirkungen gibt es viele Studien aber offensichtlich keine verlässliche Übersicht. Zu welchem Zweck willst Du denn Kurkuma einsetzen?
http://news.doccheck.com/de/217606/verfallen-aerzte-dem-kurkuma-kult/

Ich wünsch Dir alle Gute, auch und vor allem bei der Bewältigung der Diagnose. Für weitere Fragen haben wir alle ein offenes Ohr.

Viele Grüße
karl

Ich muß mit der Gewohnheit brechen, ehe sie mich gebrochen hat.
G.C.Lichtenberg

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