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Antwort auf: medulläres Schilddrüsenkarzinom

| Beitrags-ID: 350607

Hallo Florian,

da nicht betroffen kann ich zum medullären Karzinom nicht viel sagen möchte das aber gern mal von der Planungs-/sicherheitsseite beleuchten.

„Planugssicherheit“ hast Du niemals. Auch mit dem medullären Karzinom ist vermutlich die Wahrscheinlichtkeit, dass einer von Euch beiden, Deine Freundin oder Du, aus irgendwelchen naderen Gründen immer, daran gehindert wird, ein so durchgeplantes Leben genauso auch durchzuziehen, erheblich größer, als dass Du am medullären Karzinom vorzeitig sterben wirst. Jederzeit kann man durch einen Unfall sterben oder auch so zu Schaden kommen, dass die restliche Lebenplanung mal eben komplett für die Tonne ist. Jeder kann (und bei sehr vielen ist das tatsächlich der Fall) eine Krebserkrnakung in sich tragen, von der er noch nichts weiß. Es gibt eine Unmenge schwerwiegende Erkrankungen, die ebenfalls die Lebensplanung innerhalb kürzester Zeit komplett über den Haufen schmeißen können und vor denen man sich nicht schützen kann.

Man kann allenfalls Risiken senken und Wahrscheinlichkeiten beeinflussen, Sicherheiten gibt es niemals. Den meisten Menschen ist das nur nicht bewusst, und sie leben ganz gut mit der Unsicherheit. Du musst nun lernen mit der Unsicherheit zu leben, obwohl Du Dich ihrer bewusst bist. Das ist zunächst nicht ganz einfach, aber möglich. Du kannst auch mit einem medullären Karzinom ziemlich alt werden. Die Prognose ist nicht ganz so gut, wie bei anderen SD-Karzinomen aber eben auch nicht besonders schlecht. Sichere Aussagen von Ärzten wirst Du nicht erhalten, und wenn sich einer dazu hinreißen lassen würde, begänge er einen fundamentalen Fehler, und ich persönlich würde den Arzt wechseln, da er dann etwas grundlegendes nicht verstanden hätte.

Du kannst etwas tun, indem Du die Nachsorge ernst nimmst, vielmehr nicht. Alles andere wirst Du so nehmen müssen, wie es kommt. Was würdest Du tun, wenn Du ohne von Deinem Karzinom zu wissen ein Leben mit Haus/Wohnung Kind(ern) geplant und einen Teil bereits verwirklicht hättest, und plötzlich Deine Freundin bei einem Unfall sterben, schwer verletzt, behindert oder durch eine bisher nicht vorherzusehende schwere Krankheit betroffen wäre? Vermutlich würdest Du einfach das tun, was dann eben getan werden muss.

In der Familie von guten Bekannten von mir ist der Vater von progredienter MS betroffen und kann mittlerweile den Rollstuhl nicht mehr verlassen. Die mittlerweile erwachsene Tochter ist von einer noch nicht endgültig abgeklärten neurologischen Erkrankung betroffen und sitzt bzw. liegt mehr oder weniger ebenfalls ständig im Rollstuhl. Diese Leute konnten das zum Zeitpunkt der Familienplanung und des Hausbaus auch nicht vorhersehen, und sie haben eben auch einfach nur getan, was gerade getan werden musste. Das war nicht einfach, und manche Menschen werden auch davon überfordert, aber das lässt sich eben genausowenig vorhersehen, manche anderen wachsen auch an solchen Herausforderungen, und ich glaube, das ist letztendlich die Mehrheit.

Man kann sich nicht gegen alle Risiken des Lebens versichern. Wenn es die wirtschaftliche Lage erlaubt, ist es natürlich sinnvoll, sich für den ein oder anderen Fall abzusichern, wenn nicht dann geht es eben nicht. Trotzdem würde ich meine Lebensplanung nicht von der Erkrankung abhängig machen. Unmittelbar und in nächster Zukunft scheint die Prognose nicht schlecht zu sein, und allein eine infauste Prognose mit absehbar sehr kurzer Lebendauer würde es in meinen Augen rechtfertigen, die Planung darauf abzustellen.

Viele Grüße
Karl

Ich muß mit der Gewohnheit brechen, ehe sie mich gebrochen hat.
G.C.Lichtenberg

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