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BeateMitglieder-Beirat SD-Krebs 2000 (pap. + foll.)

Antwort auf: Merck ändert die Zusammensetzung von Levothyrox (Frankreich)

| Beitrags-ID: 378560

Hallo,

nach langen (und in Frankreich sehr hektischen) Monaten hier mal wieder ein kurzer Zwischenbericht.

Inzwischen wurde bereits der zweite Bericht der Arzneimittelüberwachung veröffentlicht (30.1.) Seit dem Launch der neuen Formel wurden bis zum 30. November über das Webportal insgesamt mehr als 17.000 Meldungen von Nebenwirkungen abgegeben (ausserdem auch noch 18.000 Meldungen direkt bei der Hotline von Merck, davon sind aber ein Teil sicher Doppel-Meldungen).

Die Ergebnisse sind erstaunlich, und bisher gibt es noch keine Erklärung: denn bei 2/3 der betroffenen Patienten bestehen teils starke Nebenwirkungen, obwohl ihr TSH-Wert sich nicht aus der Norm bewegt hat. Ausserdem haben viele Patienten gleichzeitig sehr gegensätzliche Nebenwirkungen (Über- und Unterfunktionssymptome gleichzeitig).

Es gibt also noch viele offene Fragen.

Der Markt (auf dem Merck bei der Einführung der neuen Formel ja noch das Monopol hatte), wurde inzwischen ein bisschen geöffnet, mit mehreren Alternativen, insbesondere L-Thyroxin Henning und Thyrofix (Generikum aus Griechenland). Wir hoffen, dass bald auch Tirosint die Zulassung erhält. Ausserdem wurde vorübergehend die alte Formel (Euthyrox aus Deutschland) wieder eingeführt, aber nur in begrenzten Mengen. Die Versorgung mit Alternativen ist nach wie vor schwierig, viele Patienten kaufen Euthyrox im benachbarten Ausland (Spanien, Italien, Belgien, Deutschland …)

Und Merck hat angekündigt, im Laufe des Jahres 2018 die Formel in ALLEN europäischen Ländern umstellen zu wollen – den Anfang macht wohl die Schweiz (Zulassung seit November, Einführung beabsichtigt für April).

Das Problem ist in den anderen Ländern nicht ganz so dramatisch wie in Frankreich, weil es keine Monopolsituation ist – Patienten, die mit der neuen Formel nicht klarkommen, können auf andere Marken wechseln. In Deutschland zum Beispiel hat Euthyrox nur 15 oder 16% des Marktes (L-Thyroxin Henning 32%, der Rest verteilt sich auf 10 Generika). Aber eine „erzwungene“ Umstellung ist immer lästig …

Und in Frankreich, wo 99% der Patienten, insgesamt etwa 2,6 Millionen, Levothyrox von Merck nahmen, hat die Tatsache, dass es für die paar Prozent (genaue Zahlen gibt es nicht, zwischen 3 und 10%?), die mit der neuen Formel nicht klarkommen, keine Alternative gab, natürlich für extrem viel Unruhe gesorgt … auch nach so vielen Monaten sind tâglich Berichte in der Presse, es gibt Petitionen, Gerichtsverfahren …

Es bleibt also sehr schwierig!

Anbei der Link zur deutschen Übersetzung eines französischen Artikels über die Ergebnisse des Berichts der Arzneimittelüberwachung, der die Situation sehr gut zusammenfasst.

Viele Grüsse an alle,

Beate

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