Hallo Stella,
auch ich hatte ein papilläres Ca. und auch mir wurde im Aufwachraum mitgeteilt, dass der Schnellschnitt Bösartigkeit ergeben habe, weswegen man die Schilddrüse nicht nur halb, sondern komplett hätte herausnehmen müssen. Und am nächsten Tag würden wir darüber reden. Das Gespräch bestand dann in der Mitteilung, dass so ein Krebs gut zu behandeln sei, dass man mich zur RJT in der Uniklinik angemeldet habe und außerdem wurde mir das blaue Heft von der Deutschen Krebshilfe in die Hand gedrückt. Das las ich dann rauf und runter und bekam einen Schreck, weil es – beim medullären Ca.! – eine erbliche Form gibt und ich hatte nun Angst, dass mein Sohn ebenfalls operiert werden müsste. Dass das bei mir gar nicht zutraf, erfuhr ich dann später.
Du siehst, Du bist nicht allein mit der Art der Mitteilung. Dafür war mein damaliger Arzt ein brillanter und erstklassiger und auf Schilddrüse spezialisierter Chirurg, in der Hinsicht hätte es nicht besser kommen können.
Bei mir liegt die Sache allerdings viele Jahre zurück, fast 23 Jahre und ich war damals Anfang 40, also auch etwas älter als Du heute.
Warum ich Dir schreibe, das sind Deine Überlegungen über den Umgang mit Krebs. Wie man das handhabt, wie man z.B. mit der Angst (lässt mit der Zeit nach ;-), versprochen! ) umgeht – das ist bei jedem verschieden. Ich habe seinerzeit sehr schnell wieder meinen Alltag aufgenommen, voll gearbeitet, keine Reha oder Anschlussheilbehandlung in Anspruch genommen (hatte mir auch niemand gesagt), aber ich habe versucht, mir so viel Informationen zu beschaffen, wie mir als medizinischer Laie nur zugänglich waren. Auf diesem Wege entdeckte ich dann auch dieses Forum bzw. dessen Vorform und war später viele Jahre im neu gegründeten Verband aktiv. Mir hat das geholfen damals. Es war eine primär rationale Form der Bewältigung, ich fühlte mich weniger ausgeliefert und: ich konnte ansonsten völlig normal weiterleben.
Die Thyroxin-Tabletten vertrug ich gut, sehe sie bis heute einfach als meine „Energiepillen“ an und nicht als problematisches Medikament, das ich nun leider nehmen muss.
In den ersten 10-15 Jahren war ich sehr sorgfältig mit allen Nachuntersuchungen. Seit Corona bin ich da ein wenig schlampig geworden.
Im Rahmen des Schilddrüsenkrebs-Verbandes organisiere ich noch unsere Magdeburger Gruppe und ich lese hier nur noch ab und zu mit. Ich habe inzwischen einfach andere Prioritäten und engagiere mich ehrenamtlich auch noch anderswo.
Wenn ich überlege, so habe ich mich eigentlich kaum als Krebsüberlebende(r) wahrgenommen, sondern eher als jemand, der eine Krankheit glücklich überstanden hat. Von Paul Gerhardt gibt es ein sehr schönes (Kirchen)lied, in dem Genesung beschrieben wird. Das hat mich immer sehr angesprochen:
Mein Haupt und Glieder / die lagen darnieder / aber nun steh ich / bin munter und fröhlich / schaue den Himmel mit meinem Gesicht.
Das wünsche ich auch Dir. Ob Du nun wie ich damals, Dich ausführlich mit der Krankheit auseinandersetzen möchtest oder sie so schnell wie möglich nur abhaken oder irgendwas dazwischen, das musst Du für Dich herausfinden. Da gibt es kein richtig oder falsch, sondern nur: was ist mehr hilfreich für Dich und was weniger.
Alle guten Wünsche von Alba
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