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FAQ: eingekapselte follikuläre Var. des papillären SDKrebs

FAQ: eingekapselte follikuläre Var. des papillären SDKrebs

| Beitrags-ID: 256010

Eingekapselte follikuläre Vartiante des papilläeren Schilddrüsenkarzinom ist kein Krebs.

Neuer Name:

nicht-invasiver follikulärer Tumor (Neoplasie) mit papillär-ähnlichen Kernmerkmalen.
(noninvasive follicular thyroid neoplasm with papillary-like nuclear features =NIFTP)

Definition
Ein nicht-invasiver follikulärer Tumor (Neoplasie) mit papillär-ähnlichen Kernmerkmalen (NIFTP) liegt dann vor, wenn in der Histologie folgende Kriterien erfüllt sind:

  • Vollständig gekapselter Tumor ohne Nachweis des invasiven Wachstums (Gefäßeinbruch, Kapseldruchbruch, Einwachsen in das nicht-neoplastische Schilddrüsengewebe).
  • Follikuläres Wachstum mit papillär-ähnlichen Kernmerkmalen

Forums-Gruppe: nicht-invasiver follikulärer Tumor mit papillär-ähnl. Merkml

Die follikuläre Variante des papillären Schilddrüsenkrebs (FPTC) – auch bekannt als Lindsay Tumor – wurde erstmals in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts beschrieben.

Dieser Tumortyp zeichnet sich dadurch aus, dass es sowohl eine gekapselte als auch ein invasive Form gibt, was durch den Pathologen gut zu beurteilen ist. Für die Feststellung der papillären Kernmerkmale gibt es jedoch weder eine quantitative noch eine qualitative Definition, so dass diese Feststellung sehr subjektiv vom jeweiligen Pathologen abhängig ist.

Die Steigerung der Neuerkrankungen an Schilddrüsenkrebs in den letzten Jahrzehnten wird u. a. auch auf die Diagnose der gekapselten follikulären Variante des papillären Schilddrüsenkarzinoms zurückgeführt (encapsulated follicular variant of papillary thyroid carcinoma = EFVPTC). In Europa und Nordamerika erhalten ca. 10-20% aller Schilddrüsenkrebspatienten die Diagnose EFVPTC.

Ein 24-köpfiges Expertengremium aus Pathologen, Endokrinologen, Chirurgen und Psychologen aus den USA, Italien, Frankreich, England, Kanada, Brasilien und Japan hat sich zusammengesetzt, und eine retrospektive Studie an 268 Patienten mit der Diagnose EFTPC aus 13 Instituten durchgeführt.

Die Patienten wurden aufgeteilt in zwei Gruppen:

  1. nicht-invasive gekapselte follikuläre Variande des papillären Schilddrüsenkarzinom (EFVPTC) ohne Radioiodtherapie (RIT) und mindesten einer Nachbeobachtungszeit von 10 Jahren (=138 Patienten)
  2. Follikuläre Variante des papillären Schilddrüsenkrebs mit einer Gefäßinvasion und/oder einer Tumorkapselinvasion (=Kapseldurchbruch; Einwachsen des Tumors in das gesunde Schilddrüsengewebe) mit einer Nachbeobachtungszeit von mindestens einem Jahr (=130 Patienten).
    In weiteren Schritten wurde die gestellt Diagnose überprüft und nach Kriterien gesucht, die mit hoher Genauigkeit ein nicht-invasives von einer invasiven gekapselten follikulären Variante des papillären Schilddrüsenkarzinom unterscheidet.

Die diagnostische Kriterien für das nicht-invasive EFVPTC bzw. das nun als nicht-invasive follikulärer Tumor (Neoplasie) mit papillär-ähnlichen Kernmerkmalen (NIFTP) definiert sind:

  • Vollständig gekapselter Tumor ohne Nachweis des invasiven Wachstums (Gefäßeinbruch, Kapseldruchbruch, Einwachsen in das nicht-neoplastische Schilddrüsengewebe).
  • Follikuläres Wachstum mit papillär-ähnlichen Kernmerkmalen

In der Gruppe 1 verlieben, nach Ausschluss von Fehldiagnosen, 109 Patienten mit einer Beobachtungszeit von 10 bis 26 Jahren. Alle Patienten wurde nur mit einer Lobektomie (Entfernung eines Schilddrüsenlappens) und ohne eine Radioiodtherapie behandelt. Kein Patient in dieser Gruppe entwickelte ein Rezidiv.

In anderen Studie mit insgesamt 352 Patienten mit einem nicht-invasiven EFVPTC gab es nur 2 Rezidive, wobei einer nicht korrekt therapiert und der andere vermutlich nicht korrekt diagnostiziert worden sei. Aber selbst wenn man diese zwei als Rezidiv eines nicht-invasiven EVFTPTC betrachte, sei die Rezidivrate mit 0,6% sehr gering.

Der Tumor kann nach den oben angeführten histologisch klaren Kriterien daher klar eingeordnet werden, es sollte dann auch keine BRAF-Mutation zu finden sein, wie sie bei papillären Schilddrüsenkarzinomen häufig vorkommt, hingegen seien eher RAS-Mutationen zu finden wie sie bei gutartigen follikulären Adenomen und follikulären Schilddrüsenkarzinomen zu finden seien.

Behandlungsempfehlung:
Nicht-invasive follikulärer Tumor (Neoplasie) mit papillär-ähnlichen Kernmerkmalen (NIFTP) brauchen nach der Entfernung des Tumors durch eine chirurgische Teilentfernung der Schilddrüse keine Komplettierungsoperation zur Entfernung der ganzen Schilddrüse – dadurch sinken die Risiken einer Operation – und auch keine Radioiodtherapie – kein Risiko für einen Zweitkrebs – da diese Therapien für diesen Tumor keine weiteren Vorteile bringe.

Diese Empfehlungen werden in Fachwelt sehr begrüßt, so auch von Professor Schmid, an der Universitätsklinik Essen und Referentzpathologe in Deutschland: „Wichtig ist vor allem für die Betroffenen, dass bei diesem Tumor der Begriff Karzinom (Krebs) nicht mehr benutzt wird.“

Im Editorial von Thyroid (Vol. 26, Nr. 7, 2016) wird der hippokratische Eid betont: Primum Non Nocere – Erstens nicht schaden

Die neu Definition wirf jedoch eine Reihe von Fragen auf, da Studien in der Vergangenheit nicht unterschieden zwischen der gekapselten und der invasiven follikulären Variante des papillären Schilddrüsenkrebs, z.B.

Literatur:

Viele Grüße
Harald


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Antwort auf: FAQ: eingekapselte follikuläre Var. des papillären SDKrebs

| Beitrags-ID: 371397

Hallo Harald,

Du schriebst an anderer Stelle, dass bei dieser Form die Entfernung des Knotens völlig ausreichend sei. Ist es aber nicht doch so, dass der komplette Lappen entfernt werden müsste, um überhaupt festzustellen, dass sich das Gewächs, wie immer man es in Zukunft nennen will, vollständig innerhalb der SD befunden hat.

Wenn nur der Knoten entfernt wurde, kann der Pathologe auch im Parafinschnitt eigentlich nicht beurteilen, ob er komplett innerhalb der SD war. Insofern wäre die die ausreichende Behandlung auch die Lobektomie und nicht die Entfernung nur des Knotens.

In der Originalpublikation ist das auch so beschrieben:
Von den 109 untersuchten nicht invasien Fällen hatten 67 eine Lobektomie und 42 eine totale Thyreodectomie. Von eine Entfernung nur des Knotens allein ist dort nichts beschrieben.

Viele Grüße
Karl

Ich muß mit der Gewohnheit brechen, ehe sie mich gebrochen hat.
G.C.Lichtenberg

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Antwort auf: FAQ: eingekapselte follikuläre Var. des papillären SDKrebs

| Beitrags-ID: 371398

Hallo Karl,

ja , da habe ich mich ungenau ausgedrückt, wobei ich da nicht eine spezielle Operationstechnik/-Medthode meinte, sondern dass eben keine weitere Therapie notwendig ist nach einer Operation.

Bei einer follikulären Neoplasie wird natürlich immer der entsprechende Lappen operativ entfernt.

Viele Grüße
Harald

PS: Habe dort durch Hemithyreoidektomie ergänzt.

Antwort auf: FAQ: eingekapselte follikuläre Var. des papillären SDKrebs

| Beitrags-ID: 371399

Hallo,

habe oben den ersten https://www.sd-krebs.de/phpBB2/viewtopic.php?p=147998#147998 überarbeitet.

Viele Grüße
Harald

Anonym
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