USA: Screening nach Schilddrüsenkrebs schadet
- Dieses Thema hat 2 Antworten und 3 Teilnehmer, und wurde zuletzt aktualisiert 05.07.2017 - 14:30 von schlittenhund.
USA: Screening nach Schilddrüsenkrebs schadet
Hallo,
in der Online-Ausgabe der Süddeutsche Zeitung berichtet heute Werner Bartens über eine Empfehlung in den USA durch die US Preventive Services Task Force, dass ein Screening nach Schilddrüsenkrebs nicht empfohlen wird.
- Titel: Screening for Thyroid CancerUpdated Evidence Report and Systematic Review for the US Preventive Services Task Force
Autoren: Jennifer S. Lin, MD, MCR; Erin J. Aiello Bowles, MPH; Selvi B. Williams, MD, MPH; et al
in: JAMA. 2017;317(18):1888-1903. doi:10.1001/jama.2017.0562
In der Süddeutschen Zeitung berichtet mit dem Titel und Teaser:
Untersuchung unnötig
Das Screening auf Schilddrüsenkrebs richtet mehr Schaden an als es nutzt. US-Mediziner empfehlen nun, die Reihenuntersuchung von Patienten einzustellen, die keinerlei Symptome zeigen. Denn auch so haben Patienten eine sehr gute Prognose.
(…)
Allerdings auch die klinischen Fachgesellschaft in den USA raten seit Jahren vor einem Screening ab bzw. haben es meines Wissens auch nie gefordert.
Ein Screening (Reihenuntersuchung) findet vielmehr auf anderen Ebene statt:
- durch einzelnen Anbieter (Ärzte, Kliniken), die Ultraschall gesunden Menschen anbieten, und sie so zu Patienten machen;
- durch Patientenorganisationen wie Light of Life Foundation, die im Logo immer noch checkyourneck.com haben. Diese ihre Seite, in der Menschen aufgefordert wurden, ihren Hals zu untersuchen, damit Schilddrüsenkrebs möglichst früh erkannt wird, haben sie allerdings schon vor ein paar Jahren vom Netz genommen;
- durch Patientenberichte in sozialen Netzwerken, die zur Früherkennung aufrufen; bzw. auch Berichte darüber in den traditionellen Massenmedien: Brigitte 13.3.2017 – „Lorna (26) wäre fast gestorben, weil sie eine Beule am Hals übersehen hat“ -(ähnlich in Focus und andren Zeitungen/Zeitschriften) dürften da ihren Anteil an diesem Screening haben.
Der Artikel der SZ ist zu begrüßen, da Menschen aufgefordert werden, Risiken abzuwägen:
- fraglicher Nutzen einer Früherkennung
- (unnötige) Risiken von Operation und Bestrahlung (Der Begriff Radioiodtherapie taucht im Artikel der SZ nicht auf)
Leider finden sich im Artikel in der SZ auch Aussagen wie:
Der Krebs ist selten und hat eine „exzellente Prognose“, wie Experten betonen, sodass 98,1 Prozent aller Betroffenen die ersten fünf Jahre überleben (bei einem auf die Drüse begrenzten Tumor sogar 99,9 Prozent). Daher kann durch eine Behandlung nicht viel verbessert werden.
Statt „Behandlung“ sollte es hier wohl besser „Früherkennung“ oder auch „frühe Behandlung“ heißen.
Natürlich kann eine Operation als auch eine Radioiodtherapie die Prognose von Schilddrüsenkrebspatienten verbessern; siehe dazu Studie: Langzeit Nutzen von OP und RJT (Mazzaferri 1994).
Hat jemand Beschwerden bzw. bemerkt Auffälligkeiten am Hals, dann ist natürlich eine abgewogene Diagnostik angezeigt; wie wir es in unserer Broschüre: Knoten der Schilddrüse erklären.
Und generell gilt Patienten sollten vor einer Diagnostik und Therapie den Arzt fragen, was die Leitlinien empfehlen und dann mit ihm die Risiken alternativer Behandlungsmöglichkeiten abwägen.
siehe Merkblatt: Arzt-Patienten-Gespräch.
Viele Grüße
Harald
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Antwort auf: USA: Screening nach Schilddrüsenkrebs schadet
Hallo,
alles schön und gut, mir persönlich wäre es jedoch lieber gewesen, wenn ein Arzt mir schon vor Jahren einen SD-Ultraschall angeboten hätte, denn meine Diagnose lautete letztendlich: pT3, N1b ……… was bedeutet, der Tumor war schon gute 5 cm groß, dazu kommt noch „Infiltration in die Weichteile“.
Mir wäre es logischerweise lieber gewesen, hätte man Krebs schon entdeckt, als er noch ein „Mikrokarzinom“ war.
Auf meine Frage, wie lange ich wohl schon den Krebs in mir hätte, meinte ein NUK, tja, zehn Jahr wären bei dieser Größe und aufgrund der langsam wachsenden Krebsart wohl möglich. Ich fühlte mich zwar schon jahrelang nicht wohl, aber kein einziger Arzt ist je auf die Idee gekommen, die SD näher zu untersuchen………Ein SD-Ultraschall ist hier keineswegs die Regel, sondern eher eine Besonderheit.
Fazit: In meinem Fall wäre mir eine (unnötige?) Früherkennung lieber gewesen, man hätte ja nicht gleich operieren müssen, sondern hätte das Risiko im Auge behalten können und die Schockdiagnose beim allerersten Ultraschall („Das ist sicher Krebs“) wäre mir erspart worden, ich hätte mich langsam mit dieser Möglichkeit „anfreunden“ können.
Klar soll man nicht „die Pferde scheu machen“, aber das ist eben meine Meinung zu dieser Problematik.
Viele Grüße,
Schlittenhund
Antwort auf: USA: Screening nach Schilddrüsenkrebs schadet
Hallo Schlittenhund,
dem kann ich mich nur anschließen. Auch mein Tumor war 4 cm und nur durch den Hausarztwechsel im April diesen Jahres endeckt worden. Ich bin jedes Jahr beim Hausarzt, Augenarzt und Gynäkologen gewesen. Aber mir ging es ja auch immer gut und ohne Beschwerden.
Trotzdem reichte im April dem neuen Hausarzt ein Blick auf meinen Hals um die vergrösserte Schilddrüse zu sehen.
Die letzte Hausärztin im Februar hat nix gesehen.
Ist irgendwo schon beängstigend, das es kein Arzt gesehen hat.
Manchmal denke ich die körperliche Untersuchung der Patienten kommt auch zu kurz. Die ehemalige Hausärztin war auch sehr oberflächlig was das anging.
Glück im Unglück hoffe ich.
Erste RJT hinter mir. Puh.
Am Montag steht die Szintigraphie an. Ich soll mir aber erstmal ein paar schöne Tage machen sagte die Ärztin im Krankenhaus.
Liebe Grüsse
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