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postoperativer Hypoparathyreoidismus nach 1 Jahr?

miesekroete
pap. SD-Ca. pT1a N0 Mx

postoperativer Hypoparathyreoidismus nach 1 Jahr?

| Beitrags-ID: 258076

[Harald:
Thema gehörte ursprünglich zu FAQ: Wie oft muss nach einer Op. kontrolliert werden? (Calcium/Vitamin D)]

Liebe Frauke,

danke für diese Informationen, die für mich ganz spannend sind.

Ich hatte vor ca. 3 Monaten eine totale Thyreoidektomie wg. Ca., die komplikationslos verlaufen ist. Wissend um Gefahr eines Hypoparathyreoidismus bin ich in den ersten Wochen danach immer, wenn es irgendwo kribbelte oder krampfte, ins Labor gedüst, um Calcium und Parathormon testen zu lassen. Es war aber immer „Fehlalarm“ und vermutlich durch die Hypothyreose bedingt (ich bekam erst lange nix und dann T3, bis der Histo-Befund endlich kam).
Auch jetzt noch krampfen sich gelegentlich meine Füße und Waden, manchmal auch die vordere Halsmuskulatur schmerzhaft zusammen, was mich nicht wundert, denn ich bin noch nicht ganz aus der Unterfunktion raus.

Mein Endokrinologe gibt aber bezüglich der Nebenschilddrüsen noch keine Entwarnung und meint, es könne erwiesenermaßen auch noch über ein Jahr nach der OP zum Ausfall der Nebenschilddrüsen kommen, dies durch Verletzungen intraoperativ, die zu allmählichem Gewebsuntergang bzw. Nekrosen führten und einem dann verzögert auftretenden Funktionsverlust.

Mir will das nicht ganz in den Kopf: Meines Erachtens ist es unlogisch, dass, wenn die Nebenschilddrüsen während der OP verletzt werden, sie erst noch munter weiterfunktionieren, aber dann nach z. B. einem Jahr „den Geist aufgeben“ sollen.
Eher kann ich mir vorstellen, dass die Diagnose Hypoparathyreoidismus in diesen Fällen einfach zu spät gestellt wurde.
Oder dass bei sehr calciumreicher Ernährung der Ausfall der NSD eine Zeit lang kompensiert sein kann und z. B. erst bei Nahrungsumstellung, zusätzlicher Erkrankung o. Ä. in Erscheinung tritt. Dann müsste ich vielleicht befürchten, dass ich unter „Milchentzug“ (ich trinke ca. 1 Liter pro Tag) einen Hypoparathyreoidismus „enttarne“?

Weißt Du vielleicht etwas über so einen verzögert auftretenden Hypoparathyreoidismus? Ich würde nämlich ganz gerne dieses Thema mal für mich abhaken und nicht bei jedem Krampf nervös werden …

Liebe Grüße
miesekröte

schlittenhund
papill-Sd-Karz.pT3, N1b,MO

Antwort auf: postoperativer Hypoparathyreoidismus nach 1 Jahr?

| Beitrags-ID: 381145

Hallo miesekröte,

genaueres kann ich dir nicht sagen, aber obwohl ich schon vor vier Jahren operiert wurde und meine Neben-SD erst wieder nach ca. drei Wochen „ansprangen“, wird hier in Wien immer Calcium / Vit.D kontrolliert.

Auf meine damalige Frage hieß es, es müsse permanent kontrolliert werden, ob die NSD „brav arbeiten“ und nicht plötzlich wieder inaktiv werden. Mehr kann ich dazu auch nicht sagen.

Liebe Grüße an alle,
Schlittenhund

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InSeNSU
Moderator
Basedow, Hypoparathyreoidismus

Antwort auf: postoperativer Hypoparathyreoidismus nach 1 Jahr?

| Beitrags-ID: 381146

Hallo miesekröte,

es geht bei OP-Schäden nicht nur darum, ob noch Gewebe da ist, sondern auch darum, wie gut das Gewebe mit Blut versorgt wird. Da Schilddrüse und Nebenschilddrüsen viele gemeinsame Blutgefäße haben, halte ich es für denkbar, dass Gewebe im Laufe der Zeit durch Mangelversorgung wie ein Baum neben einem austrocknenden Flussbett langsam „verwelkt“. Das ist wohl auch in etwa das, was dein Endo da erklärt hat.

Allerdings gibt es auch die Möglichkeit, dass dein Vitamin-D-Spiegel (wie bei so vielen Menschen im Winterhalbjahr) zwischenzeitlich zu niedrig geworden ist und dann das verbliebene Nebenschilddrüsengewebe überfordert ist. Denn neben PTH braucht es Vitamin D (genauer gesagt Calcidiol, das was im Labor 25-OH-D3 heißt) um Calcitriol zu bilden, welches die Calciumaufnahme im Darm fördert.

Man kann das messen und ggf. mit Vitamin D-Tabletten beheben. Wenn trotz gutem Vitamin D-Spiegel allerdings auch längerfristig das Calcium und das PTH (beides morgens nüchtern gemessen!) nur am unteren Normrand oder darunter bleiben, und immer wieder Beschwerden auftreten, kann ein behandlungspflichtiger Hypopara vorliegen.

Gerade in grenzwertigen Fällen ist eine ausreichende Erholung der Drüsenfunktion aber auch nach bis zu einem Jahr möglich. Insofern brauchst du Geduld und weiterhin ausreichend häufige Kontrollen des Calciumwertes (PTH muss man nicht so oft messen, Calcium zeigt, was läuft) bis wieder eine stabile Situation vorliegt.

Auch die Einstellung mit Thyroxin wirkt (über das jeweils resultierende Stoffwechsel-Tempo) etwas auf den Calciumwert. Auch hier muss also erst eine stabile Einstellung erreicht werden, bevor die Lage in Sachen Calcium endgültig beurteilbar ist. -Wie gesagt, Geduld…

Alles Gute wünscht dir
Frauke

1 Nutzer*in hat sich für diesen Beitrag bedankt.
miesekroete
pap. SD-Ca. pT1a N0 Mx

Antwort auf: postoperativer Hypoparathyreoidismus nach 1 Jahr?

| Beitrags-ID: 381147

Liebe Frauke,

ich danke Dir für diese ausführliche und vor allem anschauliche Erklärung!

An die gemeinsame Blutversorgung hatte ich nicht gedacht, auf diesem Weg kann ich mir ein verzögertes „Schlappmachen“ der Nebenschilddrüsen dann doch vorstellen.

Also werde ich brav mein Calcium checken, mein L-Thyroxin planmäßig vorsichtig höherschrauben und, ja, auch meine neuen Vit.-D-Tabletten brav schlucken, denn da war ich bisher ein bisschen nachlässig, nicht überlegend, dass ich damit meinen Nebenschilddrüsen was Gutes tue und nicht nur dem Apotheker. Einen Vitamin-D-Mangel habe ich nämlich tatsächlich, obwohl ich hier im Süden bin und viel an der frischen Luft. Das wird jetzt substituiert wie vom Endokrinologen empfohlen – meistens mache ich ja doch, was er sagt, zumal die Auswahl an Endokrinologen hier nicht so groß ist, genauer gesagt hat er das Monopol …

Danke nochmals und liebe Grüße!
miesekröte

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