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Kalziumpräparate und Darmpolypen ?

andreazett
Nutzer*In
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Kalziumpräparate und Darmpolypen ?

| Beitrags-ID: 258163

Hallo,
in meiner heutigen Tageszeitung ( Der Tagesspiegel, 5.3.18, Wissenschaft, Nachrichten ) ist folgender Artikel zu finden:

Kalziumpillen fördern Wachstum von Darmpolypen

Darmpolypen sind meist gutartige Ausstülpungen der Schleimhaut im Enddarm, die sich aber mitunter zu Krebsvorstufen entwickeln könnten. Nun hat eine Studie an 2259 Personen ergeben, dass eine mehrjährige Einnahme von Kalziumpräparaten das Risiko erhöht, Darmpolypen zu entwickeln. Dasselbe traf auf die gleichzeitige Einnahme von Kalzium und Vitamin D zu. Kalzium, das über die normale Nahrung aufgenommen wird, erhöhte das Risiko hingegen nicht, schreiben die Forscher im Fachblatt „Gut“. Sie raten Frauen und Rauchern zumindest dann von der Einnahme von kalziumhaltigen Nahrungsergänzungsmitteln ab, wenn bei einer Darmspiegelung bereits Polypen nachgewiesen wurden.

Da auch ich wie so einige hier im Forum ja Kalzium- und Vitamin D- Präparate einnehmen habe ich erst mal einen Schreck bekommen. Ist das bereits bekannt? Und ist diese Studie ernst zu nehmen? Und nun?

LG aus Berlin
andrea

InSeNSU
Moderator
Basedow, Hypoparathyreoidismus

Antwort auf: Kalziumpräparate und Darmpolypen ?

| Beitrags-ID: 381547

Hallo Andrea,

ob eine Studie ernst zu nehmen ist, kann man vielleicht beurteilen, wenn man sie liest, oder liest, was andere Fachleute dazu sagen. Dafür braucht man aber zumindest den Namen des Autors und den Titel der Fachzeitschrift, in der das Studienergebnis veröffentlicht wurde.

Kannst du diese Angaben herausfinden? Die sollten in einem seriösen Zeitungsartikel eigentlich zu finden sein.

Allein die Aussage „Eine Studie belegt, dass…“ hört sich zwar immer gut an, sagt aber für mich noch gar nichts.

Übrigens kann man die Aussage einer solchen Studie streng genommen ohnehin nur auf die Patientengruppe beziehen, die untersucht wurde. Und das waren mit Sicherheit nicht 2259 Hypoparas, bei denen der Calciumstoffwechsel ja grundsätzlich anders funktioniert, als bei Menschen mit normaler PTH-Produktion.

Also:Keine Panik und erstmal mehr Informationen beschaffen. Welchen Mechanismus vermutet man als Ursache und gibt es den so auch beim Hypopara? Wie kommentieren Fachleute die Qualität der Studie, usw.

Viele Grüße
Frauke

andreazett
Nutzer*In
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Antwort auf: Kalziumpräparate und Darmpolypen ?

| Beitrags-ID: 381548

Danke Frauke!
Jetzt habe ich erstmal weiteres dazu gegoogelt:

https://www.wissenschaft-aktuell.de/artikel/Kalziumpraeparate_foerdern_Wachstum_von_Darmpolypen1771015590533.html

Kalziumpräparate fördern Wachstum von Darmpolypen
Von Joachim Czichos
Besonders für Frauen und Raucher könnten die entsprechenden Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel das Darmkrebsrisiko erhöhen

Chapel Hill (USA) – Darmpolypen sind Ausstülpungen der Darmschleimhaut, die sich meist als sogenannte Adenome im Enddarm bilden. Neben gutartigen Formen gibt es auch solche, die sich zu Vorstufen eines Karzinoms entwickeln. Jetzt hat eine große amerikanische Studie ergeben, dass eine mehrjährige Einnahme von Kalziumpräparaten das Risiko von Darmpolypen erhöht, die als Krebsvorstufen gelten. Dasselbe traf auf die gleichzeitige Einnahme von Kalzium und Vitamin D zu. Ein Zusammenhang mit der Menge an Kalzium, die über die normale Nahrung aufgenommen wird, zeigte sich dagegen nicht, schreiben die Forscher im Fachblatt „Gut“. Sie empfehlen Frauen und Rauchern, zumindest dann auf die Einnahme von Kalzium durch Nahrungsergänzungsmittel zu verzichten, wenn bei einer Darmspiegelung bereits Polypen nachgewiesen wurden.
Die möglichen Risiken müssten gegen den Nutzen der Behandlung mit Kalzium und Vitamin D abgewogen werden, erklären die Mediziner um Seth Crockett von der University of North Carolina in Chapel Hill. Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel, die Kalzium und Vitamin D enthalten, werden häufig genutzt, um einer Osteoporose vorzubeugen. Daher seien die Ergebnisse dieser Studie von großer Bedeutung für die öffentliche Gesundheit. Sie müssten aber zunächst durch weitere Untersuchungen bestätigt werden, betonen die Autoren. An ihrer Studie beteiligten sich 2259 US-amerikanische Männer und Frauen im Alter zwischen 45 und 75 Jahren, denen bei einer Koloskopie, auch als Darmspiegelung bezeichnet, mindestens ein Polyp entfernt worden war. Bis zur Kontrolluntersuchung nach drei bis fünf Jahren wurden einigen Teilnehmern täglich 1,2 Gramm Kalzium verabreicht, die anderen nahmen pro Tag entweder zusätzlich 1000 Internationale Einheiten Vitamin D ein oder beschränkten sich nur auf das Vitamin. Eine Placebogruppe diente als Kontrolle. Am Ende dieser Behandlungsphase erfolgte nach abermals drei bis fünf Jahren eine weitere Koloskopie.
Aufgrund anderer Untersuchungen gingen die Forscher eigentlich davon aus, dass die beiden Wirkstoffe das Wachstum von Polypen unterdrücken würden. Doch überraschenderweise erwies sich das Gegenteil als richtig. Zwar unterschieden sich nach Ablauf der Behandlungsphase die vier Teilnehmergruppen zunächst nicht in der Häufigkeit nachgewiesener Polypen. Drei bis fünf Jahre danach jedoch – also sechs bis zehn Jahre nach Beginn der Studie – hatte sich im Vergleich zur Placebogruppe für die Kalziumgruppe das Risiko des Wachstums von Polypen 2,6-fach und für die Kalzium-Vitamin D-Gruppe 3,8-fach erhöht. Die Einnahme von Vitamin D allein hatte keine negativen oder positiven Auswirkungen. Eine getrennte Auswertung der Daten für Frauen oder Raucher ergab einen noch größeren nachteiligen Effekt für Kalzium. Die Mitglieder der Placebogruppe, die mit der Nahrung viel Kalzium aufnahmen, unterschieden sich im Auftreten von Darmpolypen nicht von Gruppenmitgliedern mit geringer Kalziumaufnahme. Auf welche Weise Kalzium die Entwicklung von Darmpolypen begünstigen und das Darmkrebsrisiko erhöhen könnte, ist noch nicht bekannt.
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© Wissenschaft aktuell
Quelle: „Calcium and vitamin D supplementation and increased risk of serrated polyps: results from a randomised clinical trial“, Seth D. Crockett et al.; Gut, DOI: 10.1136/gutjnl-2017-315242

Da ich nicht sicher bin, ob ich den link richtig kopiert habe, hab ich den Artikel hier reinkopiert.
Mehr habe ich zunächst nicht gefunden. Allerdings gibt es ältere Artikel im Internet, die das GEgenteil behaupten ( Senkung des Darmkrebsrisikos durch Kalzium u. Vit.D.)

Das wärs erstmal für heute,
Gruss aus Berlin
Andrea

andreazett
Nutzer*In
Total OP wg MB

Antwort auf: Kalziumpräparate und Darmpolypen ?

| Beitrags-ID: 381549

hier noch der link zur Studie:
http://dx.doi.org/10.1136/gutjnl-2017-315242

leider in englisch 🙄

InSeNSU
Moderator
Basedow, Hypoparathyreoidismus

Antwort auf: Kalziumpräparate und Darmpolypen ?

| Beitrags-ID: 381550

Hallo Andrea,

Danke für die Nachlieferung. Das macht ja erstmal so einen ganz seriösen Eindruck.

Auf die Reaktionen aus der Osteologenschaft bin ich gespannt. Für die Ärzte, die seit Jahren die Einnahme von Calcium und Vitamin D zur Osteoporose-Prophylaxe propagieren, dürfte das schon interessant sein.

Wir Hypoparas können leider die Einnahme von Calciumtabletten in der Mehrzahl der Fälle nicht vermeiden, allein schon weil Calcium-reiche Lebensmittel oft auch viel Phosphat enthalten, aber wie das in Kombination mit Calcitriol oder Alphacalcidol (anstatt Vitamin D in Form von Cholecalciferol) auf den Darm wirkt, wäre ja auch noch mal eine neue etwas andere Fragestellung.

Wir können erstmal nur weitere Kommentare aus der Fachwelt abwarten, die sicher kommen werden.

Viele Grüße
Frauke

Afra1976
SD-Krebs, Entfernung 1976

Antwort auf: Kalziumpräparate und Darmpolypen ?

| Beitrags-ID: 381551

Ihr Lieben,
Ich habe mit 58 bereits eine verheerende Knochendichte und starken Vitamin-D-Mangel. Also nehme ich die 1000er Calcium mit Vitamin D.
Da bei mir vor 2 Jahren bei der Darmspiegelung auch 2 Polypen festgestellt wurden, gehe ich nächstes Jahr wieder.
Herrgott, Leute…irgendwas muss man halt machen.. ich für meinen Teil setze auf Vorsorge.

Susanne

Anonym
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