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Hypoparathyreoidismus – Osteoporose

MaBiKa
medullläres CA, OP 1987

Hypoparathyreoidismus – Osteoporose

| Beitrags-ID: 258748

Im Juli bekam ich eine CT im Lendenwirbelbereich zwecks Ermittlung von Osteoporose. Es wurde festgestellt ich hätte keine Osteoporose.

Nun habe ich mir bei einem Sprung beide Fersenknochen gebrochen und der Orthopäde glaubt, ich hätte doch Osteoporose.

Wirklich überzeugend sei nur eine Oberschenkelhals-CT. Ich bekam eine Überweisung, diese durchführen zu lassen.

Ferner denkt der Orthopäde, ich solle als Parathormonersatz eine anderes Medikament einnehmen als AT 10.

Nun bin ich verunsichert und es würde mich interessieren, ob jemand von Euch auf diesem Gebiet Erfahrung hat.

Grüße und Danke im Voraus

MaBiKa

InSeNSU
Moderator
Basedow, Hypoparathyreoidismus

Antwort auf: Hypoparathyreoidismus – Osteoporose

| Beitrags-ID: 383924

Hallo MaBiKa,

der Mangel an PTH führt beim Hypopara zu einem gestörten Knochenstoffwechsel, auch wenn der Calciumspiegel im Blut medikamentös korrigiert ist.

Beim Gesunden wird der Knochen ständig gleichzeitig auf- und abgebaut, also immer wieder „erneuert“. Bei Calciummangel im Blut wird PTH ausgeschüttet, was den Knochenabbau fördert. Dadurch kommt schnelle mehr Calcium ins Blut. Zusätzlich fördert PTH die Calciumrückhaltung in den Nieren und die Calciumaufnahme im Darm. Dadurch ist wieder mehr Calcium im Blut und das vorher abgebaute („entliehene“) Knochenmaterial wird wieder ersetzt.

Bei NebenschilddrüsenÜBERfunktion wird langfristig zu viel Knochen abgebaut, bei NebenschilddrüsenUNTERfunktion zu wenig. Man könnte oberflächlich gesehen sagen, dass dadurch beim Hypopara die Wechseljahrs-bedingte Osteoporose erst einige Jahre später auftritt. Es bleibt ja mehr Knochenmasse. Leider ist es allerdings nicht ganz so einfach, weil die Knochen je nach „Bauart“ (flache Knochen, Röhrenknochen, Wirbel) verschieden reagieren. Die Knochenqualität verändert sich durch den fehlenden Umbau-Impuls.

Da A.T. 10 Dihydrotachysterol (aus Vitamin D2, also Ergocalciferol) als Wirkstoff enthält, kann man trotz guter Calciumwerte unter dieser Medikation einen Mangel an Vitamin D3 (25-OH-D3) aus Cholecalciferol und einen Mangel am Vitamin-D-Hormon, dem Calcitriol haben. Diese Substanzen sind aber für den Knochenstoffwechsel wichtig.

Es gibt eine alte Veröffentlichung, die besagt, dass die antirachitische (also für Knochen förderliche) Wirkung von A.T. 10 erheblich geringer ist, als die von Vitamin D3. Das ist vermutlich der Grund, warum der Arzt dich von A.T. 10 auf ein Vitamin-D3-Präparat umstellen möchte.

A.T.10 und Cholecalciferol oder Calcitrol gleichzeitig einzunehmen ist problematisch. Man kann auch nicht von heute auf morgen wechseln, weil A.T.10 so eine lange Wirkdauer hat. Wir haben das hier ja schon mehrfach besprochen. Die Umstellung ist ein langwieriger Prozess.

Und da das hauptsächliche Problem für die Knochen das fehlende PTH ist, kann es sein, dass die Umstellung von A.T.10 auf Calcitriol für den Knochen auch nicht sooo viel bringt.

Eine zusätzliche Therapie mit dem neuen PTH zum Spritzen, die sich erheblich mehr auf den Knochen auswirkt (in der derzeit verfügbaren Dosierungsform allerdings nicht unbedingt nur positiv), wäre allerdings unter A.T.10 gar nicht nicht möglich, da man zumindest in der Startphase meist noch ein Vitamin-D-Präparat daneben braucht, das auf Dosisänderungen schnell reagiert, also Calcitriol oder Alphacalcidol.

Es ist also leider alles nicht ganz so einfach und der Arzt sollte von all diesen Details viel Ahnung haben, wenn ihr euch zu einer Umstellung,evtl. sogar mit späterer Gaben von Natpar entschließt.

Die Gabe von anderen klassischen Osteoporose-Präparaten ist beim Hypopara zum Teil sehr problematisch, weil diese zu einem zusätzlichen Calciumverbrauch zu Lasten des Blutcalciums führen können. Wir haben beim Hypopara eben keine klassische Osteoporose (weshalb auch die Diagnose schwerer ist), sondern eine andere Störung der Knochenqualität (Versprödung durch Verkalkung könnte man stark vereinfacht sagen).

Wie gesagt: Hier kann nur ein sehr sachkundiger Arzt helfen und selbst dieser womöglich nur mit begrenztem Erfolg. Aber vielleicht ist es in deinem Fall einen Versuch wert.

Viele Grüße
Frauke

MaBiKa
medullläres CA, OP 1987

Antwort auf: Hypoparathyreoidismus – Osteoporose

| Beitrags-ID: 383925

Hallo Frauke,

herzlichen Dank für Deine umfangreiche Mitteilung. Bin jetzt bei einem ortsansässigen Orthopäden und dachte mir schon, daß man nicht einfach so von AT 10 auf etwas Anderes umstellen kann.

Ich befürchte, daß auch meine Uni damit überfordert ist.

Freundliche Grüße

MaBiKa

Antwort auf: Hypoparathyreoidismus – Osteoporose

| Beitrags-ID: 383926

Hallo,

auch ich hatte mittlerweile schon zwei Ermüdungsbrüche und wurde vor Jahren schon zu Osteologen hier an der Uni überwiesen. Gleichzeitig bestand damals sehr starker Vit D Mangel. Beim zweiten Ermüdungsbruch war der Spiegel allerdings gut und dennoch passierte es nach einer Statikänderung im Fuß ( OP).

Aufbauend auf Fraukes Erläuterungen ist es bei mir, wie bei vielen Hypoparas, so, dass die Knochendichte nicht sinkt ( wie bei Osteoporose, sondern steigt. Meine war vor 2 Jahren schon deutlich erhöht. Zunächst sind die Knochen nur erfreulich fest und robust, aufgrund der von Frauke geschilderten Mechanismen werden sie aber dann ev. poröser. Ich nehme übrigens seit 13 Jahren ein Alfacalcidol und dennoch ist es festzustellen. Laut Aussage der Knochenspezialisten damals gibt es keine Lösung. Cortison wäre möglich, ist aber natürlich außer Betracht aufgrund der Nebenwirkungen.

Wie Frauke schon schrieb, sollte man seine Werte noch besser als sonst optimieren und den Knochen nach Verletzungen etc. sehr vorsichtig aufbelasten. So durfte ich bei Fuß-OPs zum Beispiel erstmal zwei Wochen gar nicht belasten, während andere dies sollten.

Ich für meinen Teil habe entschieden, meinen Muskel- und Stützapparat durch intensiven Sport maximal fit zu halten, um dem entgegen zu wirken. Gleichzeitig hatte ich aufgrund diverser verkalkter Sehnen auch schon diverse Entzündungen und zwei Rupturen.

Mir persönlich hilft der Sport sehr und bisher traten weder neue Frakturen noch Rupturen auf. Das ist aber mein persönlicher Weg, damit umzugehen.

Liebe Grüße
Kati

InSeNSU
Moderator
Basedow, Hypoparathyreoidismus

Antwort auf: Hypoparathyreoidismus – Osteoporose

| Beitrags-ID: 383927

Hallo MaBiKa,

zufällig habe ich in einem anderen Beitrag gelesen, dass du seit längerem Cortison nimmst. Weiss das der Orthopäde? Cortison kann den Knochenstoffwechsel leider erheblich beeinträchtigen, siehe hier:
https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2010/06/12/wie-cortison-dem-knochen-schadet

Viele gute Infos über Osteoporose im Allgemeinen gibt es hier:
https://www.netzwerk-osteoporose.de/

Einen Orthopäden, der sich auch mit dem Knochenstoffwechsel und damit evtl. auch mit dem Hypopara auskennt, findest du über diese Seite:
http://www.dv-osteologie.org/patienteninfo

Viele Grüße
Frauke

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