Broschüre: Mit Schilddrüsenhormonen leben! – Inhaltsverzeichnis
1.4. Blutwerte verstehen: Normwerte, Referenzwerte, Zielwerte und Grenzwerte
In der Medizin gibt es sehr selten Aussagen, dass etwas zu 100 % eintritt bzw. nicht eintritt. Selbst bei Krebs gibt es Spontanheilungen, allerdings treten sie wesentlich seltener auf (je nach Krebsart zwischen 0,000.001 % und 8 %) als zum Beispiel bei einer Erkältung (nahezu 100 % nach 10 Tagen). Vielfach müssen auch unterschiedliche Risiken gegeneinander abgewogen werden.
Wir können Ihnen nur grobe Hilfen geben, worauf Sie bei der Risikoabwägung achten müssen.
Absolute Risiken sind Zahlen, die sich darauf beziehen, wie viele Personen einer Gruppe z. B. an dieser Krankheit leiden/sterben oder von dieser Therapie profitieren oder mit Nebenwirkungen zu rechnen haben.
Die Prävalenz gibt den aktuellen Anteil aller Erkrankten in einer Bevölkerung an.
Vielfach findet man Aussagen, dass z. B. bei einer Überschreitung
eines Wertes im Blut das Risiko für eine bestimmte Erkrankung
doppelt so hoch sei, oder dass bei Durchführung einer bestimmten
Therapie, ein Erkrankungsrisiko um 30% gesenkt werde (Relative
Risiken).
Solche Aussagen zum relativen Risiko sagen wenig über das absolute Risiko aus, können jedoch zusammen mit den absoluten Risiken helfen, ob man sich für oder gegen eine Therapie entscheidet.
Referenzwerte von Blutwerten:
Um Blutwerte beurteilen zu können, werden durch das einzelne Labor für eine bestimmte Untersuchung Referenzwerte festgelegt.
Referenzwerte definieren sich dadurch, dass das Blut von gesunden
Menschen untersucht wird. Mit dem Referenzbereich wird dann der
Bereich definiert, in dem sich die Werte von 95 von 100 gesunden
Menschen befinden.
Es gibt daher auch immer einen kleinen Teil (in der Regel ca. 5 %)
von gesunden Menschen, deren „normale“ Blutwerte außerhalb des
Referenzbereichs liegen. Vielfach wird für die Referenzwerte auch
der Begriff „Normwerte“ benutzt, obgleich es nur ein statistisches
Maß und keine Norm ist.
Ältere Menschen (> 65 Jahre) und Kinder haben höhere TSH-Werte.
Grenzwert (engl. Cut-off; amerik. cutoff) ist eine Konzentration eines Stoffes im Blut, ab dem man mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit davon ausgeht, dass eine bestimmte Krankheit vorliegt, oder das Risiko für eine neu auftretende Krankheit so hoch ist, dass therapeutische Maßnahmen, die meist auch Nebenwirkungen haben, sinnvoll sind. Der Grenzwert darf nicht mit dem Referenzwert verwechselt werden.
Mit Zielwert, Zielbereich werden Werte/Bereiche eines Stoffes im Blut benannt, die man mit Hilfe einer Therapie (z. B. durch die Einnahme von Schilddrüsenhormonpräparaten) erreichen möchte, damit verschiedene Risiken eine für die Lebensqualität und
Lebenserwartung gute Balance haben (siehe Kap. 4.).
Literatur Tipp:
Gerd Gigerenzer: Risiko: Wie man die richtigen Entscheidungen trifft (C. Bertelsmann Verlag 2013)
Broschüre: Mit Schilddrüsenhormonen leben! – Inhaltsverzeichnis