Studie: Erhöhtes Risiko für Krebstod nach benigner RIT?
- Dieses Thema hat 6 Antworten und 5 Teilnehmer, und wurde zuletzt aktualisiert 08.04.2020 - 13:17 von Harald.
Studie: Erhöhtes Risiko für Krebstod nach benigner RIT?
Studie: Erhöhtes Risiko für Krebstod nach benigner RIT (Cari M. Kitahara 2019)
JAMA Internal Medicine | Original Investigation
- Association of Radioactive Iodine Treatment With Cancer
Mortality in Patients With Hyperthyroidism
Autor*innen: Cari M. Kitahara, PhD; Amy Berrington de Gonzalez, DPhil; Andre Bouville, PhD (Retired); Aaron B. Brill, MD, PhD; Michele M. Doody, MS;
Dunstana R. Melo, PhD; Steven L. Simon, PhD; Julie A. Sosa, MD; Mark Tulchinsky, MD; Daphnée Villoing, PhD; Dale L. Preston, PhD
Bericht im Ärzteblatt am 2. Juli 2019
-
Langzeitstudie sieht Hinweise auf erhöhtes Krebsrisiko bei Radiojodtherapie
mit weiteren Hinweisen auf vorläufer Auswertungen der „Thyrotoxicosis Therapy Follow-up Study“ (TTFUS)
sowie ein Artikel vom 1. Juli in MedicalXpress:
-
Study finds increased risk of cancer death following treatment for hyperthyroidism
Eine Erwiderung ist in der Fachzeitschrift der europäischen Nuklearmediziner*innen im Dezember 2019 erschienen Verburg 2019 (s.u.)
Viele Grüße
Harald
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Antwort auf: Studie: Erhöhtes Risiko für Krebstod nach benigner RIT?
Hallo,
die Kernfrage lautet jedoch: Was für ein „Krebstod“ ist hier gemeint?
Ein neu entstandenes Karzinom oder wurde die ursprüngliche Krebserkrankung durch die RJT derart negativ beeinflusst, dass man letztendlich „erst recht“ daran stirbt? Und in welchem Zeitraum?
Ich finde das ganze etwas dubios.
Bitte um Aufklärung.
Viele Grüße,
Schlittenhund
Antwort auf: Studie: Erhöhtes Risiko für Krebstod nach benigner RIT?
Hallo,
den Bericht im Ärzteblatt kann man einfach lesen, wenn man sich schnell kostenlos registriert. Da stehen mehr Details zur Studie, welche wirklich interessant ist.
Viele Grüße,
Heidi
Antwort auf: Studie: Erhöhtes Risiko für Krebstod nach benigner RIT?
Hallo,
in der europäischen Fachzeitschrift der Nuklearmediziner*innen ist nun eine Erwiderung erschienen, dass diese Studie von Kitahara (2019) erhebliche methodische Mängel aufweist:
- Errare humanum est, sed in errare perseverare diabolicum: methodological errors in the assessment of the relationship between I-131 therapy and possible increases in the incidence of malignancies.
Autor*innen:
Verburg FA, Hoffmann M, Iakovou I, Konijnenberg MW, Mihailovic J, Gabina PM, Ovčariček PP, Reiners C, Vrachimis A, Zerdoud S, Giovanella L, Luster M.
in:
Eur J Nucl Med Mol Imaging. 2019 Dec 5.
doi: 10.1007/s00259-019-04580-5. Artikel frei zugänglich
Den größten Mangel sehen die Autor*innen Verburg et.al., dass ein falscher Vergleich gezogen wurde:
Es wurden Patient*innen mit einer benignen Schilddrüsenerkrankung verglichen mit gesunden Personen.
Um das Risiko für einen Krebs durch eine Radioiodtherapie zu ermitteln, müsse vielmehr nur Patient*innen mit einer benignen Schilddrüsenerkrankung betrachtet werden, und diese in Punkto (Krebs-)Sterblichkeit verglichen werden, ob diese eine RIT erhalten haben oder nicht.
Es wird angeführt, dass z.B. das vorliegen einer Schilddrüsenüberfunktion und hohen Schilddrüsenwerten in anderen Studien auch ein erhöhtes Krebsrisiko zeigten, dass dem erhöhten Risiko in der Studie von Kitahara (2019) gleichkommt , u.a.:
- Thyroid Hormones and Cancer: A Comprehensive Review of Preclinical and Clinical Studies.
Autor*innen:
Krashin E, Piekiełko-Witkowska A, Ellis M, Ashur-Fabian O.in:
Front Endocrinol (Lausanne). 2019 Feb 13;10:59.
doi: 10.3389/fendo.2019.00059. Artikel ist auf PMC frei zugänglich.In dieser Überblickarbeit (Review) wird die Rolle der Schilddrüsenhormone T3 und T4 auf die Proliferation,Apoptose, Invasivität und Angiogenese von Krebszellen erörtert.
- Thyroid Function and Cancer Risk: The Rotterdam Study.
Autor*innen:
Khan SR, Chaker L, Ruiter R, Aerts JG, Hofman A, Dehghan A, Franco OH, Stricker BH, Peeters RP.in:
J Clin Endocrinol Metab. 2016 Dec;101(12):5030-5036.
DOI: 10.1210/jc.2016-2104 Abstract auf PubMedDiese Studie kommt zum Ergebnis, dass höhere FT4 Spiegel signifikant mit einem erhöhten Risiko von Soliten Tumoren, Lungen- und Brustkrebs einhergeht.
Anmerkung Harald:
Dies macht mir persönlich mehr sorgen.
Verburg und die Mitautor*innen gestehen Kitahara (2019) lediglich zu, dass sie rausgefunden haben, dass mit einer höheren Aktivität bei der Radioiodtherapie auch das Krebsrisiko steigt. Dies ist jedoch schon länger bekannt und kein neuer Erkenntnisgewinn (siehe bei uns: Forums-Gruppe: Zweitkrebs: Leukämie, Brust- und andere Krebserkrankungen)
Verburg und co. führen 4 Punkte auf, die eine gute Studie erfüllen muss, damit man das Risiko einer Radioiodtherapie für einen Zweitkrebs bestimmen kann:
- Das Alter wann man der Strahlung ausgesetzt war. Kinder und Jugendliche haben ein höheres Risiko.
- Strahleninduzierte Karzinome treten in der Regel nach 2-3 Jahre (hämatologische) bzw. 5 Jahren (solide) auf und bleibt dann lebenslang bestehen. Die Verzögerung müsse man berücksichtigen, wenn man Screening-Effekte vermeiden möchte.
- Die Dosisabhängigkeit der einzelnen Organe muss in der Studie ermittelt werden.
- Die Kontrollgruppe darf nicht aus gesunden Personen bestehen, sondern aus dem gleichen Patientenkollektiv bestehen.
Viele Grüße
Harald
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Antwort auf: Studie: Erhöhtes Risiko für Krebstod nach benigner RIT?
hallo Harald,
Eine Frage zu folgender Aussage aus deinem obigen Text :
Strahleninduzierte Karzinome treten in der Regel nach 2-3 Jahre (hämatologische) bzw. 5 Jahren (solide) auf und bleibt dann lebenslang bestehen. Die Verzögerung müsse man berücksichtigen, wenn man Screening-Effekte vermeiden möchte.
geht man bei strahleninduziertem Krebs immer davon aus dass man daran stirbt bzw. Dass dieser unheilbar ist?
Vielen Dank
Vielen Dank
Antwort auf: Studie: Erhöhtes Risiko für Krebstod nach benigner RIT?
Hallo,
Nein, davon geht man nicht aus.
Es geht hier , um den Zeitpunkt des Auftretens des Krebses.
Viele Grüße
Harald
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