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Mein OP-Bericht

Mein OP-Bericht

| Beitrags-ID: 236900

Zur Vorgschichte: Ich hatte eine deutlich vergrösserte Schilddrüse mit
heissen Knoten, die eine sehr starke Überfunktion verursachten und
mich ziemlich aus der Bahn warfen. Das Ding musste also raus,
komplett, ohne wenn und aber!

Am Montag gings dann los: Um 6 Uhr morgens mit dem Taxi ins AK
Wandsbek in Hamburg. Professor Kussmann, den ich schon in einem
Vorgespräch kennengelernt hatte, hat einen hervorragenden Ruf als
Schilddrüsenspezialist. Nach einigen Recherchen im Internet habe ich
mich schon vor Monaten entschieden, die OP in Wandsbek machen zu
lassen. Wie sich später herausstellte, genau die richtige
Entscheidung.

Ich komme also um 6:30 im Krankenhaus an und werde von den sehr netten
Schwestern dort begrüsst und in mein Zimmer gebracht. Die OP sollte
erst gegen 11 Uhr stattfinden, es war also noch etwas Zeit.

Um 7 kam dann Prof. Kussmann und malte mir den Strich auf den Hals, wo
später der Schnitt erfolgen sollte. Tiefer als ich erwartet habe und
auch kürzer.

Danach hiess es erst mal warten. Ich habe am Abend zuvor einen
Beruhigungsmittel (Tranxilium) genommen, das mir mein Hausarzt
verschrieben hat. Das ist starkes Zeug, lässt einen aber gut schlafen
und innerlich ruhig werden. Zu empfehlen!

Gegen 10:30 es ging es dann los. Erst mal umziehen: Trombose-Strapse,
Netzhöschen und Engelshemdchen, man sieht damit recht albern aus. Dann
noch mal auf die Toilette (nicht vergessen!), letzte Chance für die
nächsten 6-8 Stunden. Danach die obligatorische
Leck-mich-am-Arsch-Tablette, die einen schon etwas müde macht. Ein
Pfleger fährt mich dann runter zum OP Saal. Dort werde ich weiter
vorbereitet: Eine Nadel wird in der Vene am Handgelenk montiert, durch
die ab jetzt Infusionen und Spritzen gegeben werden. Tut nicht weh,
wie bei einer Blutabnahme. Auch hier wieder sehr nette Schwestern, die
beruhigend wirken. Ich bin recht relaxt und ruhig.

Dann werde ich in den OP geschoben. Ich sehe noch die Lampen über mir,
sonst ist noch niemand da. Wenige Sekunden später dann muss jemand
meinen Netzstecker gezogen haben, ich erinnere mich nämlich an nichts
mehr.

Stunden später, es ist schon fast 15 Uhr, wache ich wieder auf. Ich
liege jetzt schon im Aufwachraum. Das ist aber eher ein Saal, mit
einer ganzen Menge anderer Frischoperierten. Ein Pfleger informiert
mich, wo ich bin und fragt, ob ich Schmerzen habe. Eigentlich fast
keine, aber beim Zahnarzt lasse ich mir auch lieber eine Spritze mehr
geben, ist also auch hier willkommen. Kurze Zeit später kommt dann
noch meine Narkoseärztin vorbei, informiert mich über den Verlauf der
Narkose. Und ich kriege noch mal ein Schmerzmittel gespritzt, immer
noch durch die Nadel, die in meiner Vene steckt. Aber ernste Schmerzen
hatte ich eigentlich gar nicht.

Die grosse Überraschung gleich nach dem Aufwachen: Ich kann noch
sprechen. Meine Stimme klingt normal, eine grosse Last ist
gewichen. Später kommt Prof. Kussmann auch noch vorbei und erkundigt
sich nach meinem Befinden. Wir alle freuen uns, dass die Stimme sofort
100% funktioniert, keine Heiserkeit oder ähnliches.

Die OP selber war wohl recht schwierig, hat über 2 Stunden gedauert,
wie ich später erfuhr. Der Stimmbandnerv lag recht ungünstig und auch
sonst muss dort ein Heidenchaos gewesen sein. Gut, dass ich so einen
erfahrenen Operateur hatte, ein anderer hätte vielleicht doch was
verpfuscht.

Im Aufwachraum liege ich eine ganze Zeit und beobachte das Treiben um
mich herum. Die meisten Leute dort hatten wohl schwerere Operationen,
ich mit meiner kleinen Schilddrüse war da noch der harmloseste Fall.

Erst gegen 18 Uhr werde ich wieder auf mein Zimmer gebracht. Die
Schwestern haben mich schon vermisst. Jetzt war der Drang, mal zur
Toilette zu gehen, doch recht stark geworden. Zu meiner Überaschung
konnte ich aber schon das Bett verlassen und ohne Hilfe aufs Klo. Noch
mit etwas weichen Beinen, aber es ging. Der erste Genesungserfolg.

Um 20 Uhr bekomme ich dann Abendessen: Brot, Wurst, Käse, Tee. Ich
sitze schon am Tisch und nehme es dort, ich mag nicht im Bett zu
essen. Das Schlucken fällt noch etwas schwer, leichte Halsschmerzen
wie bei einer Erkältung. Aber auch längst nicht so schlimm, wie ich
mir zuvor ausgemalt habe.

Und damit ist eigentlich auch schon das Wichtigste erzählt. Am
nächsten Tag laufe ich schon wieder auf dem Balkon herum, und es geht
mir rapide besser. Die Narbe ist noch mit einem Pflaster bedeckt und
wurde nur geklebt, nicht genäht. Jeden Tag kommt Professor Kussmann um
den Fortschritt meiner Genesung zu überprüfen. Auch sonst werde ich
hier hervorragend betreut.

Am Donnerstag dann werde ich entlassen. Einen Tag später als geplant,
weil ich noch aus unbekannten Gründen einen Tag lang leichtes Fieber
hatte. Ich nehme wieder ein Taxi nach Hause und freue mich, wie neu
geboren zu sein.

Was man sich alles vor der OP ausgemalt hat, was man an
Horrorgeschichten im Internet liest, nichts davon ist auch nur im
entferntesten eingetreten. Am Hals heilt das Gewebe viel schneller als
an anderen Orten, deswegen wurden die Klebestreifen an der Narbe auch
schon bei der Entlassung entfernt. Da geht auch nichts wieder auf.

Fazit: Macht euch nicht verrückt. Sucht euch aber einen guten,
erfahrenen Chirurgen, das ist meiner Meinung nach das
Wichtigste. Dafür sollte man auch einen längeren Weg in Kauf
nehmen. Schliesslich geht es um die Gesundheit. Die OP tut nicht weh,
man kriegt ja sowieso nichts davon mit, und die Heilung danach geht
ruckzuck.


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Antwort auf: Mein OP-Bericht

| Beitrags-ID: 274895

Hallo Markus,

danke für Deinen Bericht und weiterhin gut Besserung :daumen:

Von Prof. Kußmann habe ich erst gestern auch einem Zeitungsartikel gelesen, wo er betont, dass heute niemand mehr vor einer SD-OP Angst haben müsse.

Anders wie vor 150 Jahren als die Französische Akademie Schilddrüsenoperationen verboten hat, weil damals kaum ein Patient überlebt hat, weil ein regelrechtes Blutbad veranstaltet wurde.
Einen Fortschritt in der Oprationstechnik brachte hier der Schweizer Chirurg Emil Theodor Kocher, der auch als einzige Chirurg bisher 1909 den Nobelpreis erhalten hat.

Als einziger dauerhafter Schaden sieht Kußmann heute nur das Risiko, dass die Stimmbandnerven dauerhaft geschädigt werden.Bei einer Erstoperation ist aber nur in etwa einem Prozent der Fälle eine dauerhafte Verletzung der Stimmbandnerven zu erwarten.
(Quelle :Berliner Morgenpost 20.8.2005)

Naja, die Schilddrüse ist nach der OP auch dauerhaft weg, aber dies ist ja ein gwollter ‚Schaden‘. Und die Nebenschilddrüsen sollten eigentlcih auch nicht verletzt werden, passiert leder auch manchmal. Aber wichtig ist eben, dass man bei Verdacht auf SD-Krebs nicht aus übertriebener Angst vor einer SD-OP, nicht den Kopf in den Sand steckt.

Viele Grüße
Harald

Antwort auf: Mein OP-Bericht

| Beitrags-ID: 274896

Das AK Wandsbek hat auch eine eigene Webseite, wo man sich einen Film über die SD-Operation herunterladen kann. Der Film ist recht informativ und als erster Schritt zur „Angstreduzierung“ gut geeignet:

http://www.ak-wandsbek.lbk-hh.de/html/fachabt/chir/index.php

Jan
follik. SD-Ca; OP 04-05/2001

Antwort auf: Mein OP-Bericht

| Beitrags-ID: 274897

Lieber Markus,
danke für deinen Bericht. Das im Internet (also vor allem hier im Forum) allerlei schlimme Geschichten zu finden sind ist natürlich kein Wunder: Hier posten vor allem die Leute, die irgend ein Problem haben. Es gibt aber ca. 100.000 SD-OPs pro Jahr in Deutschland – und der weitaus überwiegende Teil davon verläuft ohne Problem.

Übrigens: Hättest du nicht Lust, dich hier zu registrieren? Wir finden das alle immer ziemlich gut, wenn Leute ihre Anonymität verlassen. Und selbst hast du vielleicht auch was davon:
http://www.sd-krebs.de/phpBB2/ftopic126.html
(Außerdem könntest du jetzt z.B. meine Signatur sehen – ohne Registrierung fehlt die leider 😉 aus technischen Gründen, sagt Harald:)

Auf jeden Fall: Ich wünsche dir alles Gute und drücke dir die Daumen!

Antwort auf: Mein OP-Bericht

| Beitrags-ID: 274898

Hallo Markus,

danke, dass Du den Bericht eingestellt hast. Suchte gerade nach Informationen zu Herrn Prof. Kußmann, alternativ Herrn Dr. Müller aus dem Marien-Krankenhaus, da mir auch eine OP ins Haus steht.

Ist es Dir auch nach der OP gut ergangen? Kommst Du mit den SD-Hormonen gut zurecht?

Viele Grüße

Andrea

Antwort auf: Mein OP-Bericht

| Beitrags-ID: 274899

Hallo Markus,

danke, für Deine Beschreibung der SD Operation!

Heute habe ich mich auf die Suche begeben, einen Spezialisten für heiße Knoten zu finden ;-)

Mein großer 2,7 cm heißer Knoten muss raus! Habe Angst wegen Stimmbänder…dick werden..und Stimme usw. und möchte nicht jeden an meine Schilddrüse lassen. Hier die Ärzte sagten Dortmund Städtische Klinik wär ok. Abe r keiner kann mir einen Namen sagen! Ich hole doch auch nicht einen Handwerker ins Haus, der keine Referenzen hat ;-) Möchte diesen schon vorher kennen lernen!

Wie gehts Dir heut mit Hormonen?

Liebe Grüße

Silke

(Anwort an: silke.mai @ gmx.de)

meerblau
Pap. SD-Ca, follikuläre Variante

Antwort auf: Mein OP-Bericht

| Beitrags-ID: 274900

Hallo Silke,

wende dich doch mal an Tomtit, er hat sich in Dortmund operieren lassen. Wenn du angemeldet bist kannst du Mitglieder suchen und ihnen eine Nachricht schreiben.

Viele Grüße in meine alte Heimat!
Esther

Antwort auf: Mein OP-Bericht

| Beitrags-ID: 274901

bist du privat patient?Wollte auch von ihm behandelt werden wurde es aber nicht?Heißt wohl nur privat oder glück

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