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Bild: MED-EL

Erster Kehlkopfschrittmacher eingesetzt

An der Innsbrucker Univ.-Klinik für Hals-, Nasen und Ohrenheilkunde (Direktor: Univ.-Prof. Dr. Herbert Riechelmann) ist österreichweit erstmalig einem Patienten ein Kehlkopfschrittmacher eingesetzt worden. Im Interview erklärt Direktor Univ.-Prof. Dr. Herbert Riechelmann die Hintergründe des erfolgreichen chirurgischen Eingriffes.

Bei beidseitigen Stimmlippenlähmungen kann PatientInnen mit einem neuartigen Implantat geholfen werden. Betroffene mit dieser Erkrankung leiden an schwerer Atemnot, sind körperlich kaum belastbar und haben ein deutlich erhöhtes Risiko für Infektionen. Zu Stimmlippenlähmungen kommt es in Folge von operativen Eingriffen, Tumor – oder neurologischen Erkrankungen sowie bei Unfällen. Etwa 1.000 Personen erleiden in Deutschland und Österreich jährlich eine derartige Lähmung. Ein neuartiges Implantat hilft PatientInnen, die eine beidseitige Stimmlippenlähmung haben.

 

Wie sind Stimmlippenlähmungen bisher behandelt worden?

Prof. Riechelmann: Bisher wurde bei den PatientInnen eine teilweise Entfernung oder seitliche Fixierung einer Stimmlippe sowie ein Luftröhrenschnitt durchgeführt. Diese Eingriffe können für PatientInnen eine enorme Belastung sein.

 

Wie ist das neue Implantat entwickelt worden?

Prof. Riechelmann: Das neu entwickelte System ist in einer Kooperation zwischen den Unikliniken Innsbruck, Würzburg und Jena, dem SRH Wald-Klinikum Gera sowie der Innsbrucker Firma MED-EL Medical Electronics entstanden und wurde im Rahmen einer Pilot-Studie implantiert. Hervorheben möchte ich die besondere Rolle von Herrn Doz. Dr. Pototschnig. Er ist seit 1998 eine der wissenschaftlich und klinisch treibenden Kräfte dieses Projektes. Seine jahrelange intensive wissenschaftliche Tätigkeit hat diesen Erfolg für unsere Patienten möglich gemacht.

 

Wie funktioniert der Schrittmacher?

Prof. Riechelmann: Der Kehlkopfschrittmacher stimuliert die Nerven des Öffnermuskels innerhalb des Kehlkopfs, sodass die PatientInnen frei durchatmen können. Das System besteht aus einem Implantat, das direkt unter der Haut am Brustbein eingesetzt wird und einer Elektrode, die von diesem Implantat im Körper bis zum Kehlkopf führt. Dort wird sie mit dem Muskel verbunden. Steuerung und Energieversorgung erfolgen über einen externen Prozessor, der magnetisch am Implantat, also am Brustbein haftet. Der Prozessor gibt ein Steuersignal an das Implantat und das Implantat sendet einen Impuls an den Kontakt im Muskel, der wiederum die Stimmlippen bewegt und den Atemweg frei macht.

 

Wie geht es dem behandelten Patienten?

Prof. Riechelmann: Bei dem kürzlich operierten Patienten handelt es sich um einen Tiroler Anfang zwanzig. Er hat den etwa dreistündigen Eingriff, durchgeführt von Univ.-Doz. Dr. Claus Pototschnig, Oberarzt der HNO-Klinik, gut überstanden und nach der Aktivierung des Implantats zeigt sich der Patient zufrieden mit dem System.

 

Wie viele PatientInnen sollen insgesamt im Rahmen der Studie behandelt werden?

Prof. Riechelmann: Im Rahmen der gegenwärtigen Pilotstudie sollen neun PatientInnen mit dem neuen Kehlkopfschrittmacher behandelt werden.

 

(J. Schwamberger / Red.)

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