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Antwort auf: Studie: Medulläres Schilddrüsenkarzinom – Cabozantinib

| Beitrags-ID: 323963

Hallo,

auf dem amerikanischen Krebskongresse ASCO 2012 wurden auch Ergebnisse dieser Phase-III-Studie mit Cabozantinib (XL184) beim medullären Schilddrüsenkrebs vorgestellt.

Cabozantinib (XL184) ist ein Tyrosinkinase-Inhibitor, der die Signalwege MET, VEGFR2 und RET blockiert.
(siehe auch FAQ: Was sind Tyrosinkinase-Inhibitoren?)

Im Gegensatz zur Phase-II/III-Studie Vandetanib (ZD6474) bei medullärem SD-Krebs war in der XL184 Pahse-III-Studie kein Cross-Over möglich (d.h. beim Fortschreiten der Krankheit war keine Entblindung weg vom Placebo zum Wirkstoff möglich).

Diese Studie, auch wenn Sie weniger auf die „Bedürfnisse“ von Patienten in der Studie eingeht, wird daher bessere Daten liefern als in einer Cross-Over-Studie bei der Frage, ob die Überlebenszeit durch diese Therapie verlängert wird.

Im Gegensatz zur Vandetanib-Studie wurden auch strengere Kriterien angewandt beim Einschluss von Patienten. Es wurden nur Patienten eingeschlossen, die im CT oder MRT nachweislich Metastasen mit einem Progress hatten, wobei die Vergleichsuntersuchungen nicht mehr als 14 Monate auseinander liegen durften.(Siehe auch die Kritrien auf clinicaltrials.gov NCT00704730)

Die Tumorausbreitung wurde durch ein unabhängiges Team von Radiologen nachRECIST-Kriterien dokumentiert.
Bei mehr als 90% der Patienten mussten die RECIST-Kritierein 1.0. erfüllt sein.
In beiden Studienarmen hatten die Patienten ein durchschnittliches Alter von 54 Jahren (Median) und 51% hatten Knochenmetastasen zu Beginn der Studie.

Von ursprünglich 330 Patienten in der Studie (219 Patienten bekamen XL184; 111 Patienten bekamen das Placebo) haben inzwischen 55% in der Gruppe mit XL184 die Studie abgebrochen bzw. beendet, in der Placebo-Gruppe haben gar 87% die Studie abgebrochen und beendet.

Die Studie wurde vor allem abgebrochen, weil die Krankheit/die Metastasen weiter wuchsen. Im Studienarm mit XL184 waren dies 26%, in der Placebo-Kontrollgruppe waren dies 60%. Aufgrund der Schwere der Nebenwirkungen haben unter XL184 16% die Studie abgebrochen, unter Placebo 8%.

Bei der Überlebenszeit kann zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Analyse gemacht werden. In beiden Gruppen (XL184 und Placebo) sind seit Beginn der Studie 5% der Patienten verstorben. Die meisten Patienten sind am Tumorprogress verstorben.
Bei den Patienten, die nach Abbruch der Therapie an etwas anderem als am Tumorprogress verstorben sind, zeigte sich, dass im XL184 Arm dies 5,6% waren und in der Placebo-Gruppe nur 2,8%. In der Gruppe mit XL184 sind die Patienten zum Teil (1,9%) auch an den Wirkungen von XL184 (VEGF-Hemmung) verstorben.

Beim progressionsfreien Überleben zeigte sich jedoch ein deutlicher Vorteil in der XL184-Gruppe gegenüber der Placebo-Gruppe:

11,4 Monate im Mittel vs. 4 Monate.

Eine Reduzierung der Tumormasse konnte mit XL184 bei 28% der Patienten erreicht werden, im Gegensatz zu 0% in der Placebo-Gruppe (mit hoher Signifikanz p<0.0001; d.h. mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit kein Zufall).

Die Wirkung von XL184 hielt dabei im Mittel 14,6 Monate (Median) an.

Mit der Reduzierung der Tumormasse ging auch ein Abfall des Calcitonin und des CEA einher.

Die Nebenwirkungen von XL184 gelten für die Autoren der Studie als „generally manageable“ (= behandelbar).
(siehe hierzu den Erfahrungsbericht von Dudy mit dem Tyrosinkinase-Inhibitor Sorafenib: FAQ: Therapie mit Sorafenib – Erfahrungsbericht (Nebenwirk.))

Aufgrund dieses überaus deutlichen Vorteils im progessionsfreien Überleben wird bereits zum jetzigen Zeitpunkt von einem großen Nutzen für die Patienten gesprochen.

Quelle: Präsentation auf der ASCO 2012 (PDF) von Prof. Patrick Schöffski, Leuven

Viele Grüße
Harald