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BeateMitglieder-Beirat SD-Krebs 2000 (pap. + foll.)

Antwort auf: Merck ändert die Zusammensetzung von Levothyrox (Frankreich)

| Beitrags-ID: 378563

Hallo,

wieder ein paar Neuigkeiten zum Fall „Levothyrox in Frankreich“.

Unser Verein Vivre sans Thyroïde hat ja ein Eilverfahren (assignation en référé-expertise) mit dem Antrag auf ein Sachverständigengutachten gegen die Firma Merck angestrengt, vor dem Tribunal de Grande Instance (Landgericht) von Paris, um nach monatelangen vergeblichen Anfragen endlich Antwort auf ein paar ganz einfache Fragen zu bekommen (z.B. genaue Zusammensetzung und Herkunft usw. der einzelnen Inhaltsstoffe, unabhängige Analyse des Produktes, die wirklichen Gründe für die Formeländerung …)

Verhandlung war am 26.1., Entscheidung am 23.2. – und das Gericht hat sich für „territorial nicht zuständig“ erklärt, so dass wir die ganze Prozedur jetzt noch einmal in Lyon (Gerichtstand für die Firma Merck) starten müssen. Wir denken, dass das Gericht vor allem die „heisse Kartoffel“ loswerden und keine Entscheidung treffen wollte … (zuständig wären sie eigentlich gewesen, denn unsere Vorladung betraf nicht nur Merck, sondern noch ein paar andere Parteien, u.a. den frz Apothekerverbund, und deren Gerichtsstand wäre Paris gewesen …)

Wir haben ebenfalls ein solches Verfahren gegen die frz Arzneimittelagentur ANSM laufen (um u.a. die genauen Gründe und den genauen Ablauf für die Forderung nach Formeländerung zu erfragen, denn den offiziellen Erklärungen wegen „Instabilität“ glaubt inzwischen niemand mehr so richtig … zum einen gibt es nur SEHR wenige Meldungen und Beanstandungen über eventuelle Nebenwirkungen oder Instabilitäten der „alten“ Formel (grade mal ein paar Dutzend, während für die neue Formel schon mehr als 25.000 Fälle von Nebenwirkungen offiziell gemeldet wurden, und die Anzahl von Patienten, die zwar welche hatten, aber sie nicht offiziell über das Portal der Regierung gemeldet haben, sicher noch um ein Vielfaches höher ist), Verhandlung ist am 16. März.

Es bleibt also weiterhin spannend …

Beides sind keine „Streitverfahren“, es geht nicht um Verurteilung oder Entschädigung … nur um Antworten auf Fragen, die sich die Patienten (unserer Ansicht nach zu Recht!) stellen …

Wir halten euch natürlich weiter auf dem Laufenden!

Für die, die der französischen Sprache mächtig sind, hier die beiden Texte der Anträge ans Landes- und ans Verwaltungsgericht:

https://www.forum-thyroide.net/pdf/Ass_Refere_145_Merck_Serb_Patheon_VST.pdf
https://www.forum-thyroide.net/phpBB/download.php?id=683

Um – falls das Gericht unserem Antrag stattgibt – die entsprechenden Gutachten bezahlen zu können (deren Kosten wir vorstrecken müssen), haben wir ein Crowdfunding gestartet (und es auch geschafft, die vermutlich erforderlichen 10.000 Euros zusammenzubekommen) : https://www.helloasso.com/associations/vivre-sans-thyroide/collectes/vst-crowdfunding-refere-expertise-levothyrox

Eigentlich ist die ganze Geschichte „viel zu gross“ für unseren kleinen Verein (der zwar viele Besucher und ratsuchende Anfragen und Anrufe hat, aber nur ein ganz kleines Team und sehr geringe Mittel) – aber der Sachverhalt ist einfach zu schockierend, und die Probleme bei den betroffenen Patienten zu gross, als dass man es einfach hinnehmen könnte, ohne sich zu wehren!

Und immerhin ist jetzt das seit Jahren andauernde Monopol beendet (Merck hat innerhalb von ein paar Monaten mindestens 30% des Marktes verloren, es sind mehrere Alternativen im Handel (auch wenn sie bisher noch schwierig zu bekommen sind) …

Das macht die Situation zwar nicht einfacher (denn jeder Präparatwechsel kann ja Nebenwirkungen haben und eine Anpassung erfordern), aber zumindest haben die Patienten jetzt eine gewisse Auswahl …

Viele Grüsse an alle,

Beate

Ein Artikel auf englisch im BMJ : http://www.bmj.com/content/360/bmj.k714

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