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InSeNSU
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Basedow, Hypoparathyreoidismus

Antwort auf: Calcium mit Vitamin D und „Vitamin-D-Präparate“

| Beitrags-ID: 307302

Hallo Birte,

Danke, hab den Artikel in meiner Sammlung gefunden. Der Artikel und die zitierten Studien sind aber nicht mit Hypoparathyreoidismus-Patienten sondern im Hinblick auf Osteoporose-Patienten durchgeführt worden. Hier ist der Nutzen der allmähliche Knochenaufbau durch verbesserte Calciumaufnahme und das Risiko die Hypercalciämie.

In der Osteoporose-Prophylaxe ist ja von zu wenig Vitamin D (als Colecalciferol) aber reaktiv eher von zu viel PTH auszugehen, wodurch immer mehr Calcium aus den Knochen mobilisiert wird, damit im Blut kein Mangel auftritt. Es besteht zu Beginn der Behandlung meist kein Calciummangel im Blut! Das Calcium fehlt in den Knochen. Deshalb wird meist nicht nur Calcium plus ein „Vitamin-D-Präparat“ gegeben, sondern auch Wirkstoffe, wie Bisphosphonate, die das Calcium dann aus dem Blut in die Knochen lenken (mal vereinfacht gesagt).

Beim Hypopara ist die Ausgangslage völlig anders. Wer vor Beginn des Hypopara keine Osteoporose hatte, wird auch von dieser Erkrankung keine Osteoporose bekommen, weil das PTH ja gerade fehlt und somit weniger Calcium aus den Knochen ins Blut geholt werden kann. Oft findet man beim behandelten Hypopara deshalb sogar eine höhere Knochendichte.

Wir brauchen Calcium also nicht im Knochen, sondern im Blut, und das gerne auch schnell. Das Argument:

Während Calcitriol … zur 1,25(OH)2D-Erhöhung im Serum und zur akut gesteigerten Calciumionen-Absorption führt, ist der flache Anstieg von 1,25(OH)2D3 nach Alfacalcidol-Gabe aufgrund der retardierenden Aktivierung in der Leber, der zusätzlichen Aktivierung im Knochen…verständlich.

ist also bei der Behandlung des Hypopara gar nicht so eindeutig ein Vorteil. Und ein höheres Risiko im Sinne einer höheren Hypercalciämie-Gefahr gibt es beim Hypopara auch nicht, da Calcitriol und Alfacalcidol verglichen mit Colecalciferol fast gleiche – nämlich sehr kurze – Halbwertzeiten haben. Man kann mit beiden den Calciumspiegel im Blut gut richtig einstellen.

Allerdings wäre eine Vergleichsstudie mit Hypoparas zwischen Calcitriol und Alfacalcidol trotzdem mal interessant, weil in der Praxis gelegentlich davon geredet wird, dass unter Alfacalcidol die Calciumwerte im Blut weniger stark schwanken, als unter Calcitriol. Interessant wäre auch, ob die Knochendichte sich bei beiden gleich verhält, oder z.B. mit Alfacalcidol noch stärker steigt, als unter Calcitriol. Zu hohe Knochendichte ist vielleicht ja auch nicht so gut.

Wenn Du jemand weißt, den man für diese Fragestellung interessieren könnte, wäre ich sehr dankbar. Der Hypopara interessiert die Osteologen nach wie vor als Forschungsobjekt leider anscheinend überhaupt nicht…

Viele Grüße
Frauke