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Studie: BRAF V600E u. älter höheres Rezidivrisiko (Shen 17)

| Beitrags-ID: 258110

Update 5.8.2020 (Einordnung der Studie)

Studie: BRAF V600E und ein Alter über 45 Jahre erhöht das Rezidivrisiko (Shen 2017)

Für wen ist dieser Beitrag von Interesse?

Einfach erklärt:

Welche Bedeutung hat eine BRAF-Mutation für die anschließenden Therapien?

    Die amerikanische Organisation von Schilddrüsenärzt*innen, American Thyroid Association (ATA), hat daher in ihrer letzten Leitlinie (2015) verschiedenen Risikogruppen bezüglich des Auftretens eines Rezidivs(Wiederauftreten des Krebs; nicht das Risiko an diesem Krebs zu sterben) gebildet:

Hallo,

die Bedeutung der BRAF V600E Mutation ist bei der Erstdiagnostik für die weitere Therapieentscheidungen noch sehr umstritten, da sie beim papillären Schilddrüsenkarzinom sehr häufig (ca. 45%) vorkommt.
Eine BRAF V600E Mutation bei der Erstdiagnose dient nur zur Diagnostik eines papillären Schilddrüsenkarzinoms.

BRAF-Mutation

    findet man in einer Feinnadelpunktion eine BRAF-Mutation, so handelt es sich immer um ein papilläres Schilddrüsenkarzinom. Allerdings nicht in allen papillären Schilddrüsenkarzinomen (PTC)liegt auch eine BRAF-Mutation vor. BRAF ist nur ein diagnostischer Faktor für das papilläre Schilddrüsenkarzinom und kein prognostischer Faktor, der eine aggressivere Therapie rechtfertigt (siehe ATA: Risikogruppen beim differenzierten Schilddrüsenkrebs). Auch gibt es verschiedene BRAF-Mutationen. Die „klassische“ BRAF V600E beim klassischen papillären Schilddrüsenkarzinom, und die BRAF K601E, welche beim NIFTP vorkommen kann.
    siehe auch:

Lediglich beim fortgeschrittenen Schilddrüsenkarzinom ist die BRAF V600E Mutation für die Therapiewahl von Bedeutung.
(siehe z.B.: Studie: Dabrafenib in Kombination mit Trametinib beim ATC)

In den letzten 65 Jahren wurde die Risikoeinschätzung beim papillären Schilddrüsenkrebs u.a. über das Alter bei der Erstdiagnose gemacht: über 45 Jahre bzw. neuerdings über 55 Jahre war mit einem höheren Rezidivrisiko verbunden (ausführlich siehe ATA: Risikogruppen beim differenzierten Schilddrüsenkrebs)

Die folgende Studie von Xiaopei Shen u.a. konnte zeigen,dass die BRAF-V600E-Mutation und ein Alter über 45 Jahre das Risiko für ein Rezidiv (Wiederauftreten) des Schilddrüsenkrebs erhöht.

Das Ergebnis dieser Studie kann vielleicht dazu führen, dass bei älteren Patienten (>45 oder >55) die BRAF-V600 Mutation in der Erstdiagnostik zur Empfehlung eines radikaleren Vorgehen führen wird.

    Original Titel:
    Patient Age-Associated Mortality Risk Is Differentiated by BRAF V600E Status in Papillary Thyroid Cancer.

    Autoren: Xiaopei Shen, u.a.

    in:
    J Clin Oncol. 2018 Feb 10;36(5):438-445.
    doi: 10.1200/JCO.2017.74.5497. Epub 2017 Dec 14.
    Abstract auf PubMed; sowie Besprechung in Clincal Thyroidology 2.2018;30:53–55

Die Autoren der Studie kommen von folgenden Kliniken:

  1. Johns Hopkins University School of Medicine, Baltimore, MD;
  2. University of Pisa, Pisa;
  3. University of Perugia, Perugia
  4. Instituto Auxologico Italiano and University of Milan, Milan
  5. University of Padua
  6. Maria Sklodowska-Curie Memorial Cancer Center and Institute of Oncology, Gliwice, Poland
  7. Menzies Health Institute Queensland, Griffith University, Gold Coast, Queensland
  8. The University of Sydney, Sydney, New South Wales, Australia
  9. University of Pittsburgh School of Medicine, Pittsburgh, PA
  10. Consejo Superior de Investigaciones Científicas and Universidad Autónoma de Madrid;
  11. Health Institute Carlos III, Madrid, Spain
  12. Institute of Endocrinology, Prague, Czech Republic

Es wurden in dieser Studie über 2000 Patient*innen aus 11 Kliniken aus 6 verschiedenen Ländern untersucht, bei denen der BRAF-Status bekannt war.
Wichtig für diese Studie war, dass die BRAF-Analyse erst gemacht wurde nach dem die Erstbehandlung (OP mit oder ohne RIT) abgeschlossen war, so dass der BRAF-Mutationsstatus kein Einfluss auf die erst Behandlung hatte.
Die Patienten wurden unterteilt in

Die mittlere (Median) Nachtbeobachtungszeit war 62 Monate vs. 51 Monate.

Die beiden Gruppen unterschieden sich nicht bei

  • Mittleres Alter 44 vs 48 Jahre;
  • Frauen Anteil 77% vs 75%;
  • mittlere Tumorgröße 1,5 cm vs 1.6 cm

Allerdings zeigte die Patienten mit BRAF V600E Mutation zu beginn fortgeschrittenere Stadien wie u.a. extrathyrodalen Wachstum und Lymphknotenmetastasen.

Auch war die Rezidiv-Rate bei der BRAF V600E Mutation höher (21% vs 12 %) und auch das Risiko am Schilddrüsenkrebs zu sterben war höher (4% vs 1%)

Ergebnisse:

  • unabhängig vom BRAF-Status war bei Patienten unter 45 Jahren, das Risiko an diesem Krebs zu sterben unter 1%.
  • Älteren Patienten (>45 Jahre) mit BRAF wild-type hatten ein Risiko an diesem Krebs zu sterben von unter 5%.
  • Älteren Patienten (>45 Jahre) mit BRAF V600E Mutation hatten ein linear wachsenden Risiko an diesem Krebs zu sterben:
    • 55-64 Jahre – 5% Risiko am Krebs zu sterben
    • 65-74 Jahre – 12% Risiko am Krebs zu sterben
    • >75 Jahre – 21% Risiko am Krebs zu sterben

Nach einer multivariaten Analayse bei der andere Risikofaktoren mit berücksichtigt wurde, zeigte sich nur bei älteren Patienten (Über 45 Jahre), dass die BRAF V600E Mutation das Risiko erhöht an diesem Krebs zu sterben.
Das Alter ist also nur ein Risikofaktor, wenn auch eine BRAF V600E Mutation vorliegt und umgekehrt.

Viele Grüße
Harald


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martin1

Antwort auf: Studie: BRAF V600E u. älter höheres Rezidivrisiko (Shen 17)

| Beitrags-ID: 381372

Bei vielen papp. SD-Karzinomen liegt eine BRAF 600E Mutation vor. D.h. dass die Wahrscheinlichkeit erhöht ist, dass man auch andere Krebsarten bekommen kann:

malignen Melanom,
Kolonkarzinom,
serösen Ovarialkarzinom

(Quelle: https://www.neuropathologie.med.uni-muenchen.de/genetik/braf-v600_mutationsstatus/index.html)

Also mein Tip: Diese Krebsarten mit in die Vorsorge einschließen und regelmäßig überprüfen lassen. Aus pers. Erfahrung empfehle ich das sehr!!