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FAQ: Schnellschnitt kann Feinnadelpunktion nicht ersetzen

FAQ: Schnellschnitt kann Feinnadelpunktion nicht ersetzen

| Beitrags-ID: 248544

[Am 12.4.2016 Titel geändert.
Alter Titel: Feinnadelpunktion besser als Schnellschnitt
Neuer Titel: FAQ: Schnellschnitt kann Feinnadelpunktion nicht ersetzen.
Neuer Titel trifft besser den Sachverhalt]

Hallo,

auf dem 54. Symposium der Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) in Hamburg hat Frau PD Dr. med. Sien-Yi Sheu-Grabellus vom Institut für Pathologie und Neuropathologie – Universitätsklinikum Essen (Referenzpathologie) einen Vortrag zur Bedeutung der Feinnadelpunktion und zum Schnellschnitt (Gefrierschnitt) gehalten.

Aus Sicht der Pathologie hat die Feinnadelpunktion in der Diagnose eines papillären Schilddrüsenkarzinoms eindeutig Vorrang vor dem Schnellschnitt, da in der Feinnadelpunktion die für eine sichere Diagnose notwendigen Merkmale gut sichtbar sind. Wenn ein papilläres Schilddrüsenkarzinom in der Punktion gesichert ist, kann auf einen Schnellschnitt verzichtet werden, da dieser in diesem speziellen Fall keinen zusätzlichen Erkenntnisgewinn liefert. Anders ist es bei allen anderen Diagnosen (z.B. follikuläres Schilddrüsenkarzinom). Hier können weder Feinnadelpunktion noch Schnellschnitt (und dann nur in sehr seltenen Ausnahmefällen des Schnellschnitts) eine sichere Diagnose liefern. Die Pathologie bevorzugt -wie auch in allen anderen Organen- komplett entnommene Knoten.

Auch in weiteren Vorträgen auf dem DGE-Kongress wurde betont, dass eine Feinnadelpunktion auch dann sinnvoll ist, wenn bereits eine Operation geplant ist, da wenn bereits vor der Operation Schilddrüsenkrebs diagnostiziert werden kann, die Operation besser geplant werden kann.

Knoten in der Schilddrüsen, die größer als 1 cm sind, und im Ultraschall auffällig sind, sollten mit der Feinnadelpunktion abgeklärt werden.

Verdächtig ist ein Knoten, wenn mehrere dieser Merkmale vorliegen

  • hypoechogen bzw. echoarm (das alleine ist aber kein Kriterium: fast alle bösartigen Knoten sind hypoechogen, aber umgekehrt sind lange nicht alle hypochogenen Knoten bösartig)
  • Verkalkungen
  • Fehlen eines Halo-Zeichens
  • Hypervaskularität (verstärkte Durchblutung)
  • rasches Wachstum (vor allem, wenn sie auch unter Gabe von Schilddrüsenhormonen weiterwachsen)
  • unregelmäßige Form
  • Verwachsungen (lassen sich beim Tasten nicht verschieben)
  • vergrößerte Lymphknoten in der Nachbarschaft

Mit diesen Merkmalen lassen sich allein weder ein Krebs nachweisen, noch lässt sich bei Fehlen dieser Merkmale ein Krebs ausschließen, allerdings lässt sich anhand dieser Kriterien bei mehreren Knoten, besser die Knoten auswählen, die man punktieren sollte.

Probleme der Feinnadelpunktion ist, dass es zu Blutungen kommen oder an einer falschen Stellen in der Schilddrüse Material entnommen wird. Wird die Feinnadelpunktion durch einen mit dieser Technik erfahren Arzt durchgeführt, so ist das Risiko von Blutungen sehr gering (Blutungen 0,1% der Punktionen; Blutungen mit Komplikationen 0,015%) .

Die Feinnadelpunktion kann folgende Ergebnisse liefern:

  • kein Anhalt für Malignität. Mit diesem Ergebnis kann auch bei einem mit der Feinnadelpunktion erfahrenen Arzt zwar nicht zu 100 % ausgeschlossen werden, dass kein Krebs vorliegt, jedoch kann man sich zu 98-99% sicher sein, dass kein Krebs vorliegt.
  • nicht beurteilbar – das entnommene Gewebe war nicht brauchbar -> Wiederholung der Feinnadelpunktion
  • verdächtig – eine follikuläre Neoplasie (gutartig oder bösartig) lässt sich erst nach der Operation einordnen, ob es ein gutartiger oder bösartiger Tumor ist. Ca. 20% der operierten follikulären Neoplasien stellen sich nach histologischer Aufarbeitung als Schilddrüsenkarzinom heraus.
    (mögliche Zukunft, siehe Studie: PAX8/PPARy beim follikulären Schilddrüsenkarzinom)
  • maligne – mit der Feinnadelpunktion lassen sich feststellen: papilläres, medulläres und anaplastisches Schilddrüsenkarzinom. Mit Hilfe der Zytogenetik lassen sich die Präparate auch nachdem Vorliegen einer BRAF-Mutation untersuchen. Liegt eine BRAF-Mutation vor, dann ist es immer ein papilläres Schilddrüsenkarzinom. Allerdings nicht bei allen papillären Schilddrüsenkarzinomen liegt auch eine BRAF-Mutation vor.

(Quelle: M. Luster und G. Benker: Diagnostische Methoden bei Schilddrüsenfunktionsstörungen; in: Praktische Endokrinologie. Hrsg. B. Allolio und H.M. Schulte; 2. Auflage 2010)

Etwas differenzierter ist die Bethesda Category / Kategorie, die vor allem in den USA, aber auch einigen europäischen Staaten angewandt wird.

Überprüft auf medizinische Richtigkeit durch PD Dr. med. Sien-Yi Sheu-Grabellus, Essen am 13.4.2011

In einer Übersichtsarbeit im Deutsches Ärzteblatt | Jg. 113 | Heft 20 | 20. Mai 2016 wird die Bedeutung der Feinnadelpunktion für die Diagnostik des Knotens der Schilddrüse ebenfalls hervorgehoben:

    Feinnadelpunktion in der Abklärung von Schilddrüsenknoten
    Indikation, Durchführung und Interpretation
    Joachim Feldkamp, Dagmar Führer, Markus Luster, Thomas J. Musholt,
    Christine Spitzweg, Matthias Schott

Viele Grüße
Harald


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