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Studie: Lebensqualität nach Schilddrüsenkrebs (Singer 2012)

Studie: Lebensqualität nach Schilddrüsenkrebs (Singer 2012)

| Beitrags-ID: 249400

Hallo,

anlässlich des Internationalen Schilddrüsentags, 25. Mai 2012 hat die Universität Leipzig eine Pressemitteilung zur Lebensqualität von Schilddrüsenkrebspatienten herausgegeben, die auf diese Studie Bezug nimmt.

Lebensqualität nach Schilddrüsenkrebs

Anlässlich des heutigen Welt-Schilddrüsen-Tages und aufgrund aktueller Studienergebnisse machen Leipziger Wissenschaftler darauf aufmerksam, dass Krebspatienten auch psychische Belastungsfolgen davontragen. Differenzierter Schilddrüsenkrebs lässt sich gut behandeln und die Überlebensraten sind im Vergleich zu anderen Krebserkrankungen sehr gut. Daher haben Ärzte häufig den Eindruck, den Patienten müsse es auch psychisch gut gehen. Ein Trugschluss, wie eine Studie ergab.

Die Psychologin Susanne Singer, Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Abteilung für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie der Universität Leipzig untersuchte gemeinsam mit dem Arzt Thomas Schulte eine Gruppe von gut 120 Patientinnen und Patienten, die eine stationäre Rehabilitation in Anspruch nahmen. Sie befragten die Betroffenen zu Beginn der Rehabilitation zu Einflussfaktoren der Lebensqualität wie körperliche Kraft und Beweglichkeit, psychisches Befinden, soziale Kontakte oder Schlafprobleme. Darüber hinaus lagen Vergleichsdaten von über 2.000 Personen vor, die repräsentativ für die bundesdeutsche Bevölkerung sind. In beiden Gruppen wurde ein Fragebogen verwendet, der weltweit für Krebspatienten verbreitet ist. Bei der Auswertung zeigte sich, dass die Patienten in praktisch allen Lebensqualitätsbereichen niedrigere Werte hatten als die Allgemeinbevölkerung, und zwar auch dann, wenn man Alters- und Geschlechtseffekte kontrollierte. Die Patienten litten vor allem unter Schlafproblemen und unter starker Erschöpfbarkeit. Im Ergebnis steht für die Wissenschaftler fest, dass die Betroffenen auch bei durchaus guter Prognose der Krebserkrankung Unterstützung bei der Bewältigung der Erkrankung und ihrer Folgen benötigen. Letztlich bedarf es dazu qualifizierter Hilfsangebote und Rehabilitationsmaßnahmen, auch nach Ende der akuten Therapie.

Die Ergebnisse der Studie sind in der Zeitschrift „Thyroid“ veröffentlicht worden (THYROID, Volume 22, Number 2, 2012).

Frau PD Dr. Susanne Singer ist auch Mitglied in unserem wissenschaftlichen Beirat.

Auf unserem Arzt-Patienten-Symposium: REHA-Qualitätskriterien 27.4.12 auf dem nuklearmedizinischen Kongress in Bremen hat sie uns hierzu auch einen Vortrag gehalten.

Viele Grüße
Harald

meerblau
Pap. SD-Ca, follikuläre Variante

Antwort auf: Studie: Lebensqualität nach Schilddrüsenkrebs (Singer 2012)

| Beitrags-ID: 342863

Hi,

ich finde diese Studie sehr spannend. Allerdings kann ich mir schlecht vorstellen, dass die Ursachen für eine Erschöpfung rein psychischer Natur sind. Immerhin fehlt uns ja ein wichtiges Organ, das sozusagen auch für die „Energie“ zuständig ist. Ich kann mir vorstellen, dass es neben den psychischen Ursachen durchaus auch (unerforschte?) körperliche Ursachen gibt.

Viele Grüße
Esther

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Antwort auf: Studie: Lebensqualität nach Schilddrüsenkrebs (Singer 2012)

| Beitrags-ID: 342864

Hallo Esther,

Frau PD Dr. Singer hat bei der DFG diese Jahr ein Forschungsprojekt zur Lebensqualität von Schilddrüsenkrebspatieten eingereicht, und es wird dabei auch untersucht werden -vorausgesetzt es wird durch DFG gefördert -, inwieweit Schilddrüsenhormonsubstitution, Calciumsubstitution sowie andere Nebenwirkungen von Operation und RJT (u.a. Hormonentzug) Einfluß auf die Lebensqualität von Schilddrüsenkrebspatienten haben.

Viele Grüße
Harald

meerblau
Pap. SD-Ca, follikuläre Variante

Antwort auf: Studie: Lebensqualität nach Schilddrüsenkrebs (Singer 2012)

| Beitrags-ID: 342865

Hallo Harald,

das ist ja klasse. Hoffentlich kann die Studie durchgeführt werden.

Viele Grüße
Esther

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AlbaLeitungsteam SHG Magdeburg pap. SD-Ca., foll. Variante, pT2, 2002

Antwort auf: Studie: Lebensqualität nach Schilddrüsenkrebs (Singer 2012)

| Beitrags-ID: 342866

Hallo,

vorweg, ich begrüße die Studie und alle Folgeprojekte als unbedingt notwendig und ich freue mich, wenn sich Wissenschaftler dieser Problemlage annehmen.

Was mich irritiert, ist jedoch manche – wie soll ich sagen – Banalität? – für die man nur ein wenig Empathie bräuchte und keine Studie, die statistisch beweist,

dass Krebspatienten auch psychische Belastungsfolgen davontragen.

Gerade Ärzte, die doch alltäglich mit kranken Menschen zu tun haben, sollten so etwas wissen. Bei manchen aber fühle ich mich an meinen ehemaligen Chef erinnert, welcher null Verständnis für Krankheit hatte und zwar genau so lange, bis er selbst das erste Mal ernsthaft erkrankte. 😉

Jüngst meldete sich jemand bei uns im Forum, dem es in der UF vor der zweiten RJT physisch und psychisch offensichtlich schlecht ging und den sein Arzt nicht einmal krankschreiben wollte, weil: er habe ja nur eine Unterfunktion und weiter nichts und der Krebs sei schließlich durch die Op beseitigt. 🙄
Und denselben Patienten hatte natürlich auch gar niemand darüber aufgeklärt, daß man mit Thyrogen so eine UF vermeiden könnte. 😥

Eigentlich braucht man nicht viel Hirnschmalz für die Erkenntnis

dass die Betroffenen auch bei durchaus guter Prognose der Krebserkrankung Unterstützung bei der Bewältigung der Erkrankung und ihrer Folgen benötigen.

sondern nur ein klein wenig Einfühlungsvermögen.

Mir flößt eine seelenlose Medizin, in der das nicht (mehr) gegeben ist, regelrecht Angst ein.
Grüße von Alba

Antwort auf: Studie: Lebensqualität nach Schilddrüsenkrebs (Singer 2012)

| Beitrags-ID: 342867

Hallo,

ja, eigentlich sollten einige dieser Erkenntnisse Selbsverständlichkeiten sein, sind sie aber nicht. Wir sind vielleicht mittlerweile auch ein wenig betriebsblind durch unseren dauernden Umgan mit Betroffenen und deren Problemen und auch, weil wir die Menschen dahinter eben meist intensiver und mit deutlich mehr Zeit erleben als die meisten Ärzte. Und wir sind selbst betroffen, was der entscheidende Punkt ist.

Ich erlebe es immer wieder, dass – nicht nur Ärzte – Menschen die (noch) nicht betroffen sind oder waren, wenig Vorstellungen entwickeln können, was in Betroffenen vorgeht. Und andererseits wächst das Verständnis und die Empathie oft (aber nicht immer), je länger sie mit Betroffenen in engerem kontakt stehen. Das ist aber gerade bei den Ärzten wenig der Fall. Intensiveren Kontakt haben sie vorwiegend zu den „wirklich“ schwerst Erkrankten, was den (unbewussten?) Schluss nahelegt, dass es den anderen nicht wirklich schlecht gehen kann.

s gibt mittlerweile auch Erfahrungsberichte von Ärzten als (Krebs-)Patienten, die durchweg eben das dokumentieren: Dass sie erst dadurch gelernt haben „richtig“ mit den eigenen Patienten umzugehen. Einer davon sit dieser:
My Own Medicine: A Doctor’s Life as a Patient [Bargain Price]
Einen Link direkt zu einem beeindruckenden anderen finde ich im Moment nicht.
Andererseits kann Empathie, die zum Mitleid wird, für beide Seiten, Arzt und Patient, auch zur Falle werden, und der Grat zwischen beiden ist schmal, ich habe das selbst in meiner Jugend als pflegerische Hilfskraft bei schwerst querschnitssgelähmten Patienten erfahren. Ohne einen gewissen Abstand, den man sich selbst immer wieder schaffen muss, ist es unmöglich intensiven Kontakt zu schwerst Betroffenen über Monate zu haben ohne buchstäblich „mit zu leiden“.

Viele Grüße
karl

Ich muß mit der Gewohnheit brechen, ehe sie mich gebrochen hat.
G.C.Lichtenberg

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Antwort auf: Studie: Lebensqualität nach Schilddrüsenkrebs (Singer 2012)

| Beitrags-ID: 342868

ja ist sinnvoll da mal eine Studie zu machen. Ich selbst war immer sehr agil und machte alles mit links konnte viel arbeiten und kannte keinen Stress jetzt nach SDK und zwei RJT bin ich dauerplatt, müde und zwei dinge nebeneinander zu bewältigen fällt mir schwer und ich kenne meinen Körper gut mit Psyche hat das nichts zu tun. Werte sind zwar gut eingestellt aber anscheinend merkt mein Körper das die Hormone doch nicht die gleichen sind wie die eigen produzierten? Ich bin nur noch ein halber Mensch das ist jetzt meine geminderte Lebensqualität und da hilft dir kein Psychodoc und auch kein anderer Arzt da muss man durch.

Urmel

Antwort auf: Studie: Lebensqualität nach Schilddrüsenkrebs (Singer 2012)

| Beitrags-ID: 342869

ja ist sinnvoll da mal eine Studie zu machen. Ich selbst war immer sehr agil und machte alles mit links konnte viel arbeiten und kannte keinen Stress jetzt nach SDK und zwei RJT bin ich dauerplatt, müde und zwei dinge nebeneinander zu bewältigen fällt mir schwer und ich kenne meinen Körper gut mit Psyche hat das nichts zu tun. Werte sind zwar gut eingestellt aber anscheinend merkt mein Körper das die Hormone doch nicht die gleichen sind wie die eigen produzierten? Ich bin nur noch ein halber Mensch das ist jetzt meine geminderte Lebensqualität und da hilft dir kein Psychodoc und auch kein anderer Arzt da muss man durch.

Hallo zusammen,
ich kann diese Erfahrung nur bestätigen. Ich habe nur eine RJT und bin trotzdem völlig kaputt und kann nur noch wesentlich weniger arbeiten, als vorher. Auch beim Sport merke ich, dass vieles nicht mehr geht und darunter leide ich sehr. Das ist für mich eine extreme Verminderung der Lebensqualität. Aber es hilft auch für die Psyche, sich über jeden auch noch so kleinen Fortschritt zu freuen. Vor meiner Krebserkrankung, OP und RJT bin ich am Wochenende Radtouren von 30 km gefahren, jetzt habe ich langsam auf 15 km gesteiegert und freue mich darüber.
Ich würde mich freuen, wenn die entsprechende Studie zustande käme.

Gruß
Urmel

Antwort auf: Studie: Lebensqualität nach Schilddrüsenkrebs (Singer 2012)

| Beitrags-ID: 342870

Liebe Interessenten an der Studie,

die DFG (Deutsche Forschungsgemeinschaft) hat sich leider gegen eine Förderung der Studie entschieden. Wir haben nun einen zweiten Anlauf bei der Dt. Krebshilfe gestartet und hoffen, dass die Förderung dort klappt. Bitte drücken Sie uns die Daumen!

Noch eine Anmerkung zu Ihren Kommentaren:
– Selbstverständlich ist das psychische Befinden jedes Menschen sehr stark davon abhängig, wie es ihm körperlich geht (und anders herum). Genau diesen Zusammenhang wollen wir näher untersuchen.
– Das, was Sie vielleicht als trivial empfinden, nämlich dass die Diagnose und Behandlung von Schilddrüsenkrebs auch psychisch belastend sein kann, ist nicht jedem Arzt oder Gesundheitspolitiker so klar; sie denken mitunter, dass eine gute Prognose mit einem guten Befinden einher gehen muß, und so wird dann das psychische Befinden als zu gut eingeschätzt bzw. gar nicht erst nachgefragt, wie es dem Betroffenen überhaupt geht. Es ist daher aus meiner Sicht sehr wichtig, in diesem Bereich gute Studien durchzuführen und die Ergebnisse dann den Ärzten und Entscheidungsträgern zur Kenntnis zu geben.

ElkeM
SD OP beidseitig (Februar 2012) mit versehentlicher Entfernung zweier Nebenschilddrüsen.

Antwort auf: Studie: Lebensqualität nach Schilddrüsenkrebs (Singer 2012)

| Beitrags-ID: 342871

Hallo

Dass die psychischen Probleme bei der Diagnose Krebs schwerwiegend sind, steht außer Frage. Krebs ist immer etwas, dass für den Patienten lebensbedrohlich ist. Eine Studie dazu finde ich auch sehr wichtig und sicher auch für Ärzte interessant, in wie weit sich (Todes-)Ängste und Sorgen durch diese Diagnose auf das Wohlbefinden der SD Krebs-Patienten auswirken kann.

Mir stellt sich aber darüber hinaus und im Zusammenhang mit dieser Studie die Frage, in wie weit die körperlichen Symptome von SD Krebs Erkrankten eigentlich von denen der nur SD- operierten (ohne Krebs) abweichen und ob sich die psychischen Probleme, u. A. durch eine nicht angepasste Hormondosis, oder fehlenden NSD, oder generell durch die Einnahme künstlicher Hormone bei völlig fehlender SD, nicht in beiden Fällen gleich auf das Befinden auswirkt.

Die Frage ist nun, wie differenziert man hier in solchen Studien? In wie weit sind die Symptome krebsbedingt, in wie weit einfach weil man ohne, das in viele Stoffwechselprozesse eingreifende Organ, Schilddrüse leben muss.

Ich sehe bei beiden Patientengruppen sehr oft Parallelen und finde es sehr schwierig, eine Studie auszuwerten, die zwar mit SD Krebspatienten durchgeführt wird, aber die gleichen Symptome aufzeigt, die auch nicht SD Krebs Betroffene ohne Schilddrüse haben.

Viele Grüße
Elke

Anonym
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