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Studie: Natürlicher Verlauf gutartiger Schilddrüsenknoten (Filetti 2015)

Studie: Natürlicher Verlauf gutartiger Schilddrüsenknoten (Filetti 2015)

| Beitrags-ID: 254721

Studie: Natürlicher Verlauf gutartiger Schilddrüsenknoten (Filetti 2015)

Original Titel:

Durante, C., Costante, G., Lucisano, G., Bruno, R., Meringolo, D., Paciaroni, A., Puxeddu, E., Torlontano, M., Tumino, S., Attard, M., Lamartina, L., Nicolucci, A., & Filetti, S.. (2015). The Natural History of Benign Thyroid Nodules. JAMA, 313(9), 926. https://doi.org/10.1001/jama.2015.0956

Hallo,

Ausgangspunkt dieser Studie ist die Tatsache, dass immer mehr Knoten per Ultraschall in der Schilddrüse gefunden werden.

In den Leitlinien wird bei einem Größenwachstum erneuter Ultraschall und eine Feinnadelpunktion empfohlen.

Es besteht jedoch keine Einigung darüber wie Knoten, die im Ultraschall unauffällig sind und deren Zytology, in der Feinnadelpunktion ebenfalls unauffällig ist, optimal nach beobachtet werden.

Ziel dieser Studie war zu untersuchen, wie der natürliche Verlauf der Knoten in der Schilddrüse sind, bzgl. Häufigkeit, Größe und andere Faktoren, die damit verbunden sind.

Methode:

Es handelt sich um eine prospektive Beobachtungsstudie, die ab dem Jahr 2006 insgesamt 992 Patienten aus 8 Kliniken beobachtete.

Die Patienten hatten 1 bis 4 Knoten in der Schilddrüse, die keine Beschwerden bereiteten und im Ultraschall unauffällig oder Zytologie gutartig waren.

Die Beobachtung dauerte 5 Jahre bis zum Januar 2013.

Untersuchungsendpunkte (Outcome):
Es wurde jährlich die Größe der Knoten per Ultraschall untersucht.
Eine deutliche (signifikante) Größenänderung wurde definiert, wenn die Größe um mindestens 20% zunahm, in mindestens 2 Knoten und mindestens 2mm.

Weitere Endpunkte waren, ob weitere Knoten hinzukamen, oder ob Schilddrüsenkrebs diagnostiziert wurde.

Ergebnisse:
Bei 153 Patienten (15,4%) wurde ein Größenwachstum in diesen 5 Jahren festgestellt.

Bezogen auf Knoten (nicht Patienten): Wuchsen 174 von 1567 Knoten im Durchschnitt um 4,9 mm von 13,2 auf 18,1mm.

Die Knoten wuchsen meist, wenn auch mehrere Knoten in der Schilddrüse vorhanden waren.

Patienten, die älter als 60 waren hatten ein geringeres Risiko, dass die Knoten größer wurden, während bei Patienten die jünger wie 45 Jahre waren, das Risiko für ein Wachstum der Schilddrüsenknoten größer war.

Bei 184 Patienten (18,5 Prozent), schrumpften die Knoten.

Schilddrüsenkrebs wurde bei 5 ursprünglich gutartig diagnostizierten Knoten (0,3 Prozent) gefunden, bei lediglich 2 dieser Knoten war auch ein Größenwachstum festzustellen [Knoten auch gleich Patienten?]

Ferner wurde ein Schilddrüsenkarzinom zufällig bei einer Schilddrüsenoperation gefunden.

Bei 93 Patienten (9,3%) wurden neue Knoten festgestellt, wobei bei einem es sich um Schilddrüsenkrebs handelte.

Die Editoren des JAMA (Anne R. Cappola et.al.) meinen mit dieser Studie, die folgenden vier Schlussfolgerungen ziehen zu können:

  1. Das Ergebnis „benigne“ (gutartig) in der Feinnadelpunktion liefert nur in 1,1% ein falsch negatives Ergebnis [siehe unten auch Kasten Glossar]
  2. Die generelle Empfehlung in den ATA-Leitlinien von regelmäßigem Ultraschall und wiederholter Feinnadelpunktion sei keine effektive Strategie um die wenigen Schilddrüsenkrebsknoten zu finden. Die Routinesuche nach Schilddrüsenkrebs solle vielmehr individuell je nach Merkmalen im Ultraschall erfolgen.
  3. Die meisten Knoten per Ultraschall entdeckt sind kleiner 1 cm und im Ultraschall unauffällig.
    Von den Knoten, die ursprünglich als gutartig diagnostiziert wurden, waren 54% kleiner als 1cm und wurden nicht mit einer Feinnadelpunktion diagnostiziert, und hatten auch keine verdächtigen Merkmale im Ultraschall.
    [Anmerkung Harald: Für die folgende Schlussfolgerung fehlt für mein Gefühl, ein argumentativer Satz, dass nur bei 0,3 Prozent der ursprünglich gutartig diagnostizierten Knoten Krebs festgestellt wurde.]
    Die Jama-Editoren stellen die Frage: Wie gut ist die Vorhersage, wenn im Ultraschall keine auffälligen Merkmale vorliegen, dass es sich um gutartige Knoten handelt? Die Antwort ist exzellent.
  4. Obgleich 69% der Knoten in der Größe gleich bleiben, macht ein Größenwachstum der Knoten als solches, diese nicht verdächtig, Krebs zu sein.

Bethesda Category / Kategorie

Kategorien zur Einordnung von Feinnadelpunktions-Ergebnissen (direkt in der Klammer dahinter wie häufig die jeweilige Kategorie/Ergebnis auftritt):

  • I (<10%) – (Entnommenes Material nicht ausreichend / unbefriedigend)
  • II (60-70%) – gutartig / benigne (Risko, dass doch Krebs 0-3%)
  • III (<7%) –AUS/FLUS – Material lässt sich nicht beurteilen
  • IV (keine Angaben) – verdächtig bzgl einer follikulären Neoplasie
  • V (keine Angaben) – krebsverdächtig (Risiko, dass Krebs 60-75%)
  • VI (3-7%) – bösartig/maligne = Krebs

siehe Broschüre Knoten, Kap. 3.1. Knoten und Krebsverdacht sowie Feinnadelpunktion besser als Schnellschnitt

Hier die Links zu den Kapiteln unserer Broschüre: Knoten der Schilddrüse – Inhaltsverzeichnis:

Viele Grüße
Harald

  • Dieses Thema wurde geändert vor 11 Monaten, 2 Wochen von Harald.
    Dieses Thema wurde 2-mal bearbeitet.
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