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Erfahrungen Klinik Schwabenland in Isny-Neutrauchburg

Muli-M
fol. SD-Ca pT1

Erfahrungen Klinik Schwabenland in Isny-Neutrauchburg

| Beitrags-ID: 255145

Hallole

Seit gut einer Woche bin ich nun wieder zurück aus meiner AHB in der Klinik Schwabenland, Isny-Neutrauchburg, und möchte Euch von meinen Eindrücken über diese Einrichtung berichten.

Zusammengefasst: Die Klinik Schwabenland ist nicht unbedingt das größte Zentrum für SD-Rehas, aber wer hier ab einem mittleren Gesundheitsniveau einsteigt ist gut aufgehoben und der Rahmen, den die Stadt und das Allgäu abgibt, macht einen Besuch auf jeden Fall lohnenswert.

Im Einzelnen: Die Klinik hat eine onkologische und eine kardiologische Abteilung, die Patienten der beiden Bereiche sind in jeweils eigenen Gebäuden untergebracht, man trifft sich aber im Speisesaal, bei den Vorträgen/Veranstaltungen und im Therapietrakt.
Im Ort gibt es vom Träger, den Waldburg-Zeil Kliniken, noch eine Reha-Klinik für Orthopädie und eine für Psychosomatik. Alle drei Kliniken nutzen gemeinsam das Therapeutische Bewegungszentrum (BWZ; im Prinzip eine Mehrfachturnhalle mit Schwimmbad, Sauna und Fitnessbereich). Da SD-Patienten meist noch relativ fit und gut zu Fuß sind finden für sie die meisten Anwendungen dort statt.
Im Sommer ist das optimal, man bekommt so etwas Abstand vom Klinik-Mief und die 2-3 Minuten Weg an der frischen Luft tun immer gut. Im Winter mag die notwendige Umzieherei etwas lästig sein, das Terminbüro scheint aber darauf zu achten, dass die Anwendungen im BWZ zu Blöcken zusammen gefasst und auch immer genug Wegezeiten eingeplant sind.

Die Zimmer sind nach 3-Sterne Hotelstandard ausgestattet. Bemängeln könnte man die kleinen, alten Röhrenfernseher, die wurden aber noch während meines Aufenthaltes (zumindest im kardiologischen Haus) sukzessive ausgetauscht.
Morgens und abends kann man sich an einem Buffett bedienen das morgens immer gleich ausgestattet ist, abends zwar auch (div. Wurst- und Käse-Varianten), da gibt es aber meist ein wechselndes Zusatzangebot, z.B. Pellkartoffeln mit Quark oder Fisch.
Mittags wird man am Tisch mit dem Einheits-Essen bedient, das je nach persönlicher Einstufung als fettarme, reduzierte oder Vollkost ausgestaltet ist. Für meinen Geschmack war die Verpflegung abwechslungsreich und akzeptabel, aber darüber lässt sich ja immer streiten.

Neutrauchburg ist eine kleine Teilgemeinde von Isny, ca. 20 Min. Fußweg entfernt von der sehenswerten Altstadt. Die Landschaft dort ist phantastisch, hinter jedem Hügel und jeder Kurve ein neues Erlebnis. Ein Wechsel zwischen voralpiner Vegetation, Mittelgebirge und Moor-Landschaft. Wer kann sollte unbedingt sein Fahrrad mitbringen oder zumindest gute Wanderschuhe, selbst zwischen den Anwendungen lohnt sich ein Spaziergang in die nähere Umgebung.

Beim therapeutischen Angebot sollte man sich im Klaren sein, dass SD-Krebs zwar zum Portfolio der Klinik gehört, aber nicht die Masse der behandelten Patienten ausmacht. Während meines Aufenthaltes waren wir zu viert. Entsprechend mäßig fällt der Kontakt zu Gleichgestellten aus zumal auch die Zusammensetzung der (festen) Tischbelegung keine Rücksicht darauf nimmt.
Herz- und Krebspatienten halten sich in etwa die Waage, im onkologischen Bereich dürfte Brustkrebs den größten Anteil ausmachen.
Während meiner Zeit lag der Altersdruchschnitt leider recht hoch, das scheint aber ziemlich zu schwanken.

Mein Therapieplan bestand im Wesentlichen aus Gymnastik in allen möglichen Ausprägungen (Kranken-, Funktions-, Atem-, Wasser-, usw.), Entspannungsübungen (Qigong, Autogenes Training, Körperwahrnehmung) und Fitness (Fahrrad-Ergo, Aquajogging). Ergänzt wurde das durch Fachvorträge und zwei Besuchen bei der Psychologin.
Bei letzterem sehe ich persönlich das einzige wirkliche Manko der Klinik, von der psychoonkologischen Betreuung hätte ich mir mehr erwartet. Aber vielleicht wäre ich auch eher ein Fall für die Psychosomatik gewesen oder meine diesbezüglichen Erwartungen gingen in die falsche Richtung.

Da ich von einem recht hohen gesundheitlichen Niveau aus in die AHB gestartet bin (keine nennenswerten körperlichen Beschwerden, ausreichend belastbar und vorher bereits arbeitsfähig), blieben mir das therapeutische Wandern, Radfahren, Nordic Walking und Schwimmen verwehrt. Das habe dann ich in der therapiefreien Zeit nach eigener Lust und Laune unternommen.
Man sollte sich vorher schon Gedanken über die persönlichen Ziele der Reha gemacht haben. Im Therapieplan wird das so weit wie möglich berücksichtigt, man bekommt aber auch Gelegenheit neues auszuprobieren. Wohlfühlen steht im Vordergrund, die Therapeuten haben daher Verständnis, wenn man bei einer Anwendung mal nicht voll dabei ist, sie ausfallen lässt oder ganz abbricht (da ich später Teiche umarmen und Bäume streicheln nie in meinen Alltag werde einbauen können habe ich z.B. Qigong nach dem 2. Mal einfach bleiben lassen).

Das Personal in der Klinik und im BWZ ist durchgehend sehr freundlich und hilfsbereit. Auch wenn ich gefühlt keinen besonders guten Zugang zu meiner Stationsärztin gefunden habe war ihre Arbeit erkennbar geprägt vom Bemühen, meinen Aufenthalt dort möglichst sinnvoll und angenehm zu gestalten.
Man wird in den 3 Wochen sicher keine nachhaltige Heilung einzelner Beschwerden erwarten können. Ich habe aber den Eindruck, dass die Klinik mit den SD-spezifischen Problemen gut vertraut ist, die aktuellen Entwicklungen bei der Behandlung berücksichtigt und trotzt der wohl nicht sehr hohen Fallzahlen bei SD-Patienten diese nicht einfach nur neben den großen Krebs-Themen herlaufen lässt.

Besonders hervorheben möchte ich den Chef der Onkologie, Dr. S., bei dem ich drei Vorträge geniessen durfte. Er scheint nicht nur auf seinem Fachgebiet kompetent und auf dem aktuellen Stand zu sein, er verfügt ausserdem über ein großes Talent trockene medizinische Sachverhalte unterhaltsam und verständlich zu vermitteln. Die Vorträge bei ihm hatten beinahe schon Event-Charakter im Vergleich zum sonstigen Begleitprogramm, dem weit verbreiteten meditativen Tanzen, afrikanischen Trommeln, Aquarellmalen oder den „lustigen“ Abenden mit einem Alleinunterhalter.

Ich hoffe, diese Beschreibung hilft denen ein wenig, die in Zukunft die Klinik Schwabenland für ihre Reha in Erwägung ziehen.
Mir hat der Aufenthalt dort gefallen. Danke an alle, die dazu beigetragen haben.

Grüßle
Manfred

2 Nutzer*innen haben sich für diesen Beitrag bedankt.
schlittenhund
papill-Sd-Karz.pT3, N1b,MO

Antwort auf: Erfahrungen Klinik Schwabenland in Isny-Neutrauchburg

| Beitrags-ID: 367184

Hallo Manfred-Muli,

ich lese derartige Berichte immer mit Interesse und danke dir für deine Zeit und Mühe, diesen langen Text zusammenzustellen. So kann man sich ein gutes Bild machen, was man in dieser Klinik erwarten kann.

Ich hoffe, du hast dich gut erholt und wünsche dir weiterhin alles Liebe!
Herzlichst Schlittenhund

P.S: Isny ist mir ein Begriff, da ich ja ursprünglich aus dem Bodenseeraum stamme, jetzt aber in Wien zuhause bin.

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