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3 Jahre nach Total-Entfernung: starke Angstzustände

3 Jahre nach Total-Entfernung: starke Angstzustände

| Beitrags-ID: 260048

Hallo Miteinander 😉 !

Das hier ist mein erster Beitrag und ich hoffe ihr könnt mir Ratschläge geben…

Zu mir:
Ich bin weiblich, 23 Jahre alt und studiere zurzeit. Vor 3 Jahren wurde mir meine, zu diesem Zeitpunkt noch Daumennagelgroße Schilddrüse, aufgrund kalter Knoten entfernt. Nach einigem Herumprobieren mit der besten Dosis für mich, nehme ich seit gut 9 Monaten 112 L-Thyroxin (bei einer Größe von 1.60 und 43 Kilo). In den letzten Monaten ging es mir physisch wie psychisch gut, bis zu einem Thailand-Urlaub im Dezember, in dem mich plötzlich starke Angst- und Panikattacken überkamen, sowie Kreislaufbeschwerden, starkes Schwitzen, Wärme Unverträglichkeit, zittern, Übelkeit und allgemein ein Benommenheitsgefühl. Zunächst führte ich all die Symptome auf den Umstand des Urlaubs (Weit weg von der Familie, Jetlag, hohe Temperatur) und auf meine Psyche ab. Meine Verfassung wurde jedoch so schlecht, dass ich nur noch nach Hause wollte und den Urlaub abbrach und an Weihnachten wieder in Deutschland war. Die ersten Tage zuhause waren der Horror: das Benommenheitsgefühl war so stark, dass ich mich kaum konzentrieren konnte. Die Angstzustände waren so unerträglich, dass ich zum Bereitschaftsdienst gegangen bin. Dort wurde ich aber auch nur mit homöopathischen Angstlösern wieder weggeschickt. Das Benommenheitsgefühl wurde Tag für Tag weniger, aber ist heute nach wie vor vorhanden. Genauso wie ständige Angstgedanken und starkes Schwitzen. Ich wache jedes Mal mit ‚innerem‘ zittern und Herzklopfen mit Panikattacken auf. Zudem habe ich Nackenschmerzen und das Gefühl, mein Kreislauf spielt verrückt.

Meine Werte, die ich vor ein paar Tagen gemacht habe, sind folgende:

TSH: (0.3-4.0 mE/l) -> <0,02
fT3: (2.2-4.5 ng/l) -> 3,7
fT4: (0.7-1.6 ng/dl)-> 1,4

Dazu muss ich noch hinzufügen, dass ich seit ca. einem Jahr täglich 20mg Fluoxetin aufgrund der leichten Angststörung nehme.
Meine Angststörung trat zum ersten Mal in meinem 13. Lebensjahr auf. Über die Jahre hinweg hatte ich immer wieder Phasen, in denen sie komplett verschwanden. Jedoch waren sie noch nie so stark wie sie jetzt sind…

Ich stehe jetzt vor dem Problem, ob sich all meine Symptome auf die (nicht mehr vorhandene) Schilddrüse zurückführen lassen oder meine Beschwerden rein psychischer Natur sind…

Vielleicht habt ihr Ratschläge/Erfahrungen für mich?

Vielen lieben Dank schonmal und ein (verspätetes) Frohes Neues Jahr! 😉

Maggie

Muli-M
fol. SD-Ca pT1

Antwort auf: 3 Jahre nach Total-Entfernung: starke Angstzustände

| Beitrags-ID: 387531

Hallo Maggie

Diese Symptome kennen viele von uns (leider) zu genüge :-(

Ich will jetzt nicht denen vorgreifen, die Dir das medizinisch genau erklären können sondern Dich nur mit meiner eigenen Erfahrung „trösten“.

Vor und einige Zeit nach meiner SD-OP mit Totalentfernung wg. Krebs ging es mir phasenweise genau wie Dir.
Ich musste Reisen abbrechen, hatte mitten in der Fußgängerzone pötzlich die Angst umzukippen und dort zu sterben, habe an Wochenenden den Notarzt bemüht weil ich einen Herzinfarkt vermutete und mir beim Kardiologen ein Langzeit-EKG machen lassen.
In allen Fällen konnten die Ärzte nichts finden.

Die Anfälle begannen schlagartig, haben sich intensiv über 1-2 Wochen gehalten und dann langsam wieder beruhigt.
Den letzten großen Anfall hatte ich vor der letzten RJD, als ich dafür meine SD-Tabletten absetzen musste.

Danach hatte ich die Erfahrung gemacht, dass die Neigung zu diesen Anfällen mit der Dauer des Winters zu nimmt. Im Januar/Februar spüre ich regelmäßig (besonders nach längeren Phasen trüben Wetters), wie diese Ängste wieder aufsteigen wollen.

Vor 2 Jahren hatte ich dann ein Online-Training zur Angstbewältigung mitgemacht und viel dabei gelernt. Dieses Wissen und die damaligen Diagnosen der Ärzte (Sie sind gesund an Herz und Hirn) helfen mir heute, darauf zu reagieren. Ob ich damit die Panik-Attacken ganz vermeiden kann weiss ich noch nicht.

Dir kann ich leider nur den Tipp geben im Moment durchzuhalten.
Was Deinen Anfall ausgelöst hat kann ich nicht sagen. Er dürfte aber wie bei mir nur hormonelle Ursachen haben und vorüber gehen.
Danach solltest Du versuchen heraus zu finden, was dazu geführt hat und für Dich einen Weg finden, irgendwie Dich selbst am Schopf aus diesem Sumpf zu ziehen, wenn es mal wieder so weit ist.

Alles Gute und
Grüßle
Manfred

Anonym
Inaktiv

Antwort auf: 3 Jahre nach Total-Entfernung: starke Angstzustände

| Beitrags-ID: 387532

Hallo Maggie,

ich habe das nie so heftig erlebt, wie du es erlebt hast. Das mag an meinem Alter liegen ( bin deutlich älter) und an meiner Veranlagung: mein emotionales Pendel schlägt nicht so stark aus. Nach der SD-Op ging es mir 6 Wochen lang blendend, dann kam der totale Absturz. Zum Glück hatte ich Hilfe, allerdings waren alle um mich herum ( und ich auch) unerfahren in Sachen Hormonsubstitution. Das hat dann alles sehr langsam gemacht, lauter Experimente, die mal besser, mal weniger gut griffen. Die Kurzfassung war für mich so:
– akzeptieren, dass es für mich kein Leben ohne Tabletten mehr gibt.
– Ärzte sind auch nur Menschen, ich muss ihnen nicht alles glauben und jede schnelle Lösung annehmen.
– Ich muss auch nicht jedem Gedanken oder Gefühl glauben.
– Alle Funktionen im Körper, Gefühlen und Gedanken waren für mein Empfinden gestört, das musste ich verdauen und akzeptieren.
– Ich musste selber aktiv werden. Das fing an mit genaueren Beobachtungen, zB was tut mir gut, was nicht.
– Lernen zu entspannen, auch wenn es mir mies ging und ich innerlich vor Ohnmacht tobte oder aufgeben wollte.
– Für Freude in meinem Leben sorgen.
– Keine Schuldzuweisungen, egal in welche Richtung.
– Akupunktur und Tai Chi bzw Chigong haben mir wesentlich mehr geholfen als irgendwelche Medikamente oder Nahrungsergänzungsmittel. Aber jetzt habe ich genügend Überblick über meine Lage und nehme zB Vit D und ein Antioxidanz.
– Nicht gleich bei jeder Störung im Befinden an der Hormondosis schrauben– Ruhe bewahren!
– Dafür sorgen, dass es mir so gut wie möglich geht.
– Vertrauen in meine eigenen Fähigkeiten hat sich entwickelt: ich habe gelernt und erfahren, dass ich auch ein paar miese Tage, Wochen oder Monate überleben kann.
– Lernen Hilfe anzunehmen und auch darum bitten können.

Fazit: heute geht es mir ganz gut, nicht mehr so selbstverständlich gut wie vor der OP, aber ich kann mit den Folgen ganz gut leben.

Ich habe etwa 7 Jahre gebraucht und viel an mir gearbeitet. Ich glaube, das lässt sich deutlich verkpürzen, wenn man etwas zielgerichteter vorgeht als ich es damals konnte — deshalb mein langer Text. Mögest du etwas in ihm finden, das dir hilft.

Gruß

Alexa

1 Nutzer*in hat sich für diesen Beitrag bedankt.
Brita
Sd-Krebs,papillär.2002

Antwort auf: 3 Jahre nach Total-Entfernung: starke Angstzustände

| Beitrags-ID: 387533

Hallo Maggie,

Zu den Beiträgen möchte ich noch etwas ergänzen, was mir doch wesentlich scheint. Dein TSH Wert ist ja extrem niedrig, und ich denke, du leidest unter einer massiven Überfunktion.
Du hattest keinen Krebs?
Dann muss der TSH Wert auch nicht so niedrig gehalten werden.
Für dein Gewicht und deine Körpergröße sind 112 L Thyroxin wahrscheinlich reichlich. Ich selber nehme 125 bei 176 cm und ca. 63 kg, habe es auch schon mit weniger versucht.

Besprich das nochmal mit deinem Arzt. Viele deiner beschriebenen Symptome deuten auf Überfunktion hin.

Ich wünsche dir alles Gute für das neue Jahr und das es dir wieder wohl ergeht!
Brita

Antwort auf: 3 Jahre nach Total-Entfernung: starke Angstzustände

| Beitrags-ID: 387534

Danke an euch 3 für die schnellen und ergibigen Antworten!

Es tut wirklich gut, sich mit gleichgesinnten auszutauschen und ich nehme mir eure Ratschläge und Tipps zu Herzen!

Wieso mein TSH-Wert so niedrig gehalten wird weiß ich überhaupt nicht. Habe gerade etwas recherchiert und nur Quellen gefunden, in denen das bei Krebs wohl so gehandhabt wird (aber ich hatte keinen!). Je mehr ich darüber nachdenke, macht es wirklich Sinn, dass ich, so wie Brita sagte, in einer massiven Überfunktion stecken könnte. Ich habe mal die Werte in der Zeit unmittelbar nach der Total-OP herausgekramt und je weiter das TSH runter ging, desto mehr Beschwerden hatte ich auch. Ich denke mein ‚Wohlfühl-Wert‘ liegt einfach bei einem höheren TSH-Wert.

Meine Symptome ähnlen auch stark einer Überfunktion, bis auf Müdigkeit, die sich aber auch auf das Anti-Deppresiva zurückführen lassen könnten. Ich bin allgemein eine Person, die sehr viel und gut schlafen kann. Aber seit ich diese schlechte Phase habe, will ich gar nicht mehr ans schlafen denken, weil ich wieder Angst vor dem Aufwachen mit Panik habe…

Ich werde direkt nächste Woche zu meinem Hausarzt gehen und ihm Vorschlagen die Dosis von 115mg auf 100mg verringern und hoffen dass sich eine Besserung zeigt. Was denkt ihr, wie viele Tage könnte das dauern, bis sich eine Veränderung zeigen könnte? Ich bin mittlerweile so ungeduldig und will einfach dass diese innere Unruhe endlich aufhört und dann ist auch noch am Montag Feiertag und ich muss einen Tag länger durchhalten, bis ich zum Arzt kann…

Ich wünsche euch alles Gute!!

Brita
Sd-Krebs,papillär.2002

Antwort auf: 3 Jahre nach Total-Entfernung: starke Angstzustände

| Beitrags-ID: 387535

Hallo Maggie,

Es ist, wenn du keinen SD- Krebs hattest, auf keinen Fall sinnvoll, den TSH Wert so zu unterdrücken. Das ist für Herz und Knochen eher eine langfristige Belastung.
Raten würde ich dir allerdings auch, euch eher an einen Facharzt zu wenden, einen auf Schilddrüse spezialisierten Endokrinologen.
Vielleicht kannst du sogar noch weiter absenken. Aber das Schritt für Schritt, und erstmal 4-6 Wochen warten nach einer Dosis Änderung.

Ändern kann sich das Befinden dann recht schnell, bei mir habe ich eine andere Dosierung nach etwa einer Woche gespürt.
Aber das ist unterschiedlich.

Müde kann übrigens auch eine Überfunktion machen, da der Körper auf Hochtouren läuft und gestresst ist.
Ich hatte, als ich habe zu Beginn meiner Diagnose (Krebs) eine Dosierung von 225 nehmen musste, auch sehr unangenehme Unruhezustände, war aufgedreht und ängstlich…

Ich wünsche dir baldige Besserung!

Grüße von
Brita

InSeNSU
Moderator
Basedow, Hypoparathyreoidismus

Antwort auf: 3 Jahre nach Total-Entfernung: starke Angstzustände

| Beitrags-ID: 387536

Hallo zusammen,

bei unklaren Angstzuständen in Zusammenhang mit Schilddrüsen-OPen sollte man immer auch prüfen, ob die Nebenschilddrüsen funktionieren (PTH-Wert) und dadurch der Calciumwert im Blut auch in Ordnung (mindestens 2,1 mmol/l) ist. Calciummangel, der durch geschädigte Nebenschilddrüsen nach OP vorkommt, zeigt sich unter anderem und oft zuerst als unerklärliche Ängstlichtkeit, oft gefolgt von Kribbelgefühl im Gesicht, in Händen und Füssen und erhöhte Neigung zu Muskelkrämpfen bis hin zur Tetanie.

Andererseits kann eine Überversorgung mit Calcium den Kreislauf belasten und diverse unspezifische Symptome wie Müdigkeit, Magen-Darm-Beschwerden und Kopfschmerzen auslösen. Wer wegen Nebenschilddrüsenunterfunktion Calcium und Rocaltrol oder ähnliches nimmt (oder auch hoch dosiertes Vitamin D) muss insbesondere im Sommer/Urlaub (hohe Sonneneinstrahlung) auf diese Symptome achten. Evtl. muss die Medikation angepasst werden.

Abgesehen von den Schilddrüsenhormonen und der Psyche sollte der Calciumwert im Blut (morgens nüchtern gemessen) im Zweifelsfall immer auch in Betracht gezogen werden.

Viele Grüße
Frauke

Judy_S

Antwort auf: 3 Jahre nach Total-Entfernung: starke Angstzustände

| Beitrags-ID: 387537

Hi! Zu bedenken waere vielleicht auch, dass manche Antidepressiva den TSH-Wert auch veraendern koennen, also immer die Werte im Gesamtzusammenhang ansehen. Aber auch da sieht es so aus als wuerdest du noch ein wenig Spielraum nach unten haben!

Mir ist vor Kurzem was Aehnliches passiert, mein TSH war auf 0.04 und das hat massive psychische Probleme ausgeloest/getriggert. Ich haette das nicht fuer moeglich gehalten. Ich denke also, dass es dir auf jeden Fall bald besser gehen koennte.

Das Antidepressiva sollte ja eigentlich gegen die Angst wirken bei dir, aber es kann auch mal vorkommen, dass solche Praeparate irgendwann aufhoeren zu wirken, und dann muss man einen Praeparatswechsel andenken.
Vielleicht auch eine Sache zum mit dem doc besprechen.

Alles Liebe und Gute!

Anonym
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